Schweißtreibende Vielseitigkeit

Schwitzig und dicht gedrängt rockten LEAP aus London und Rapid Strides aus Bremen am Samstag die Lila Eule. Zwei Indie-Rock Bands, deren Musik unterschiedlicher nicht sein kann, trotz der kategorisch ''gleichen'' Genre-Einordunug.

Foto: Linn Lübcke, @linn.photoworld

Bremen. Am Samstag waren LEAP zu Gast in der Lila Eule und lieferten eine Show, wie es sich für aufstrebende Rockstars gebührt. Das Warm-Up übernahmen die Rapid Strides. Die Band aus Bremen bot einen ebenso energetischen, wie ruhigen Einstieg. So ruhig, wie eine Rockballade eben sein kann, um sich danach umso stärker zu entfalten. Eine Ambivalenz zwischen Innehalten, verweilen und kurz darauf wieder Vollgas geben. Unabstreitbar sind beim Hören und Live-erleben ihrer Musik die Einflüsse von Muse, Black Keys, Queens of the Stone Age und auch irgendwie Arctic Monkeys. Trotz der vertrauten Klänge und Vibes, schaffen die Bremer sehr eigen und anders auf eine neue Art zu klingen. Dabei entsteht ein Gefühl von klassischem Rock. Wild, aber nicht zu wild. Mal dreckig, aber nicht zu dreckig. Dieses Jahr haben Rapid Strides ihre bereits veröffentlichten Singles als EP herausgebracht. Neues ist wohl in Arbeit. Ich würde mich nicht wundern, wenn sie in Zukunft in ihrer Musik und in den Shows noch eine Schippe drauflegen. Wird ihnen bestimmt gut stehen.

Gleiches Schlagzeug, andere Band. Nach kurzer Umbauphase auf der Bühne, war es nun an LEAP, der neuen Bandkonstellation rund um Jack Balfour Scott die Stimmung in der Lila Eule auszubauen und noch weiter anzuheizen. Schnell bewiesen die Londoner, dass das für sie kein Problem darstellt. Schon nach dem ersten Song musste Drummer Hector Cottom sich seiner Lederjacke und seines Shirts entledigen. Frontmann Jack weiß, wie er die Fans weiter antreibt. Springen und mitsingen ist Programm.

Treibende Drums und treibenden Bass kombinieren sie mit geschrammelten Grunge-Gitarren und laut herausgerufenen und teils verzerrten Vocals. Sie erzeugen damit ein Pulsieren, dass man in ein Art hypnotisches Mittwippen verfällt. Von da aus bedarf es zum Springen nur noch einer kurzen energetischen Entladung durch die Beine. Ein einfacher Reflex. Wie die Beine, so auch die Arme; erheben sich einfach in die Luft und schwingen im Rhythmus zur Musik. „Exit Signs“ war der mit Abstand am sehnlichsten erwartete Song. Wahrscheinlich auch der Song, durch den die meisten der Konzertbesucher auf LEAP aufmerksam geworden sind. Mein Highlight war jedoch ihr letzter Song des Abends „One Million Pieces“, bereits im letzten Jahr auf ihrer ersten EP erschienen. Er verleitet geradezu seine noch vorhandene Energie wild hüpfend in der Umgebung zu verteilen, wie die im Song besungenen eine Millionen Teile von sich selbst.

Mich persönlich erinnern die Briten mit ihrer Musik und ihrem Auftreten an die australische Band The Faim. Mit dem Unterschied, dass LEAP eine rebellischere und extrovertiertere Ausstrahlung haben. LEAP bringen die passende Attitüde mit, die einfach zu ihnen passt. Als sei diese auf sie zugeschnitten. Leicht verletzt und irgendwie verrucht. Rebellisch, aber versucht das Richtige zu tun. Sie beschreiben sich selbst als „Indie Rock Sad Boys“. Alles ergibt ein stimmiges Bild. Wie eine Plakatwand für Reklame, bei der man witterungsbedingt nicht mehr jedes Detail erkennt, aber das große Ganze und eine Ecke nicht mehr vernünftig haftet, sich das Plakat aber weigert abzufallen.

In unserer Ankündigung beschrieben wir LEAP als aufstrebend. Nach dem Konzert wirkt das schon eher als untertrieben.

 


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