Als Mc Fitti über mich stolperte und fiel
Mit Stürzen endet der Samstagabend bei der Breminale Bremen – Ein Wegbier am Eck. Pizza und Salat für zwei. Am Osterdeich rumhängen und die Sonne genießen. Großartig. Zum Nachtisch vielleicht Eis mit Sahne? Nein, lieber doch ein bisschen bewegen. Dann kommt diese SMS. Sie wird den Tag ändern. „Du machst doch heute Abend Fotos?“ ist […]

Mit Stürzen endet der Samstagabend bei der Breminale
Bremen – Ein Wegbier am Eck. Pizza und Salat für zwei. Am Osterdeich rumhängen und die Sonne genießen. Großartig. Zum Nachtisch vielleicht Eis mit Sahne? Nein, lieber doch ein bisschen bewegen. Dann kommt diese SMS. Sie wird den Tag ändern. „Du machst doch heute Abend Fotos?“ ist die Frage. Ja, wollte ich. Mad Monks und De Fofftig Penns hatte ich auf dem Zettel. Und ganz eventuell MC Fitti. Mal sehen.
„Kannst bei MC Fitti auf der Bühne fotografieren“, lautete die nächste Nachricht. Tolles Ding. Bilder, die direkt auf der Bühne gemacht werden sind aussagekräftiger. Schließlich besteht nur dann die Möglichkeit Musiker und Publikum auf ein Bild zu bekommen ohne den nervigen Graben mit auf dem Foto zu haben. Sehr gut. Das mache ich.
20 Minuten vor dem MC-Fitti-Auftritt lerne ich den Rapper aus Berlin-Friedrichshain kennen. Er springt kurz aus dem kleinen Wohnmobil, das im Backstagebereich des Bremen-Vier-Zeltes steht, schüttelt meine Hand und grinst. Die Sonnenbrille rückt er schnell zurecht, streicht sich etwas über den Vollbart und sucht sein Bier. Einen Schluck später: Vokalmatador und DJ Katzenmaske hüpfen aus dem Fahrzeug. Alle drei sind entspannt, Nervosität ist ihnen nicht anzumerken. Noch zehn Minuten bis zum Auftritt.
„Schubse mich einfach weg, wenn ich dir im Weg stehe“, sage ich zu Mc Fitti. Vokalmatador lacht. Beide machen eine typische Armbewegung, als würden sie mich mit dem Ellenbogen wegdrücken. Die Asche der Zigarette fällt herunter. Noch fünf Minuten bis Stagetime.
Ich frage nach, ob ich tatsächlich einfach so auf der Bühne herumlaufen kann. Für die Musiker kein Problem. Radio-Bremen-Vier-Moderatorin Christine Heuck sagt den Auftritt an. MC Fitti schaut kurz durch die Zeltwand – die Menge fängt an zu schreien. Junge Mädchen und Jungen in den ersten Reihen pressen ihre Körper aneinander und gegen die Absperrung.
Dann geht es auf die Bühne: Mit den Songs „Brummer“ und „Fitti mitm Bart“ startet das Programm. Der Schweiß läuft durch das Gesicht. Im Zelt sind etwa 20 Grad mehr als außerhalb. Während des zweiten Songs gehe ich zum DJ-Pult und mache Bilder von hinten mit der ganzen Bühne, den Musikern und den Zuschauern. Die Nebelmaschine leistet ganze Arbeit. Bevor der dritte Song „Whatsapper“ beginnt, hocke ich mich neben das leicht erhöhte DJ-Pult. Eine kleine Box steht darauf. Warum auch immer. Ich fokussiere den Vokalmatador an. Das Objektiv beschlägt. Überall Nebel. Die Luftfeuchtigkeit steigt. Wie es wohl MC Fitti mit seiner Sonnenbrille geht?
Ich bekomme einen Tritt in den rechten Brustkorb. Noch hocke ich, doch als MC Fitti fällt, liege auch ich auf der Bühne. Meine Kamera liegt zwischen uns. Er schüttelt sich. Schaut mich an. Was war das? Die Menge schreit, grölt, viele lachen. „Alles OK?“, schreie ich. Er blickt mit an. Nickt. Und macht weiter. „Hier kommt der Whatsapper; Ey Jojo“…
MC Fitti hatte sich von rechts dem DJ-Pult genähert. Ich sitze links. Er wollte hinter DJ Katzenmaske auf der anderen Seite wieder herunter. Dabei übersah er die Box, stolperte und fiel über mich. Er riss mich mit um. Zwei blaue Flecke bemerke ich erst wesentlich später. Er hielt sich das Knie.
„Sorry, ich hab dich nicht gesehen“, sagt MC Fitti nach der Show. „Ich bin doch blind“. Ob es an der Sonnenbrille lag? An mir? Sollten Fotografen lieber nicht auf die Bühne? Fitti selbst meinte, er sei immer konfus auf der Bühne. Vielleicht hätte ich mich einfach nicht hinhocken, nicht verstecken sollen. Selbstbewusst auf der Bühne stehen und eben gesehen werden. Das ich auf der Bühne war, haben sosicherlich alle bemerkt. Ob ich es nun wollte oder nicht.
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