„Der Schlachthof hat mir die Augen geöffnet“ – Bosse im Interview

Bosse veröffentlicht ein neues Album und spielt auf seiner Tour gleich zweimal in Bremen. Wir haben Sonntag auf dem Deichbrand Festival mit ihm gesprochen.

Foto: Jörg Kröger

Bremen/Cuxhaven. Vor wenigen Tagen hat Bosse sein siebtes Studioalbum für den Herbst angekündigt. Auf Clubtour tritt er damit zunächst wieder im Schlachthof auf, bevor er einige Monate später im Pier2 spielen wird. Im Interview spricht der 38-jährige über seine neue Musik und seine ganz besondere Beziehung zu Bremen.

Am 12. Oktober erscheint dein neues Album „Alles ist jetzt“. Was möchtest du mit dem Titel ausdrücken?

Auf dem Album geht es ein großes Stück um Lebensfreude. „Alles ist jetzt“ ist die Nummer, die es auf den Punkt trifft. Alles, was auf diesem Album passiert, ist für mich in dem Song enthalten. Es ist ein ziemlich politisches Album geworden, es geht viel um Liebe und Hass, Empathie und Empathielosigkeit und viel um Familie. Letztlich sagt es aus, dass die Zeit gekommen ist, die Dinge, die man liebt, jetzt zu tun und jetzt bereit zu sein, Haltung zu zeigen und Sachen zu verändern. Es ist keine Zeit zu verlieren.

In welche Richtung geht es musikalisch?

Die Platte ist ein bisschen härter geworden und kein reines Pop-Album. Es gibt viele Gitarren, es ist viel Up-Tempo dabei und die Musik ist sehr tanzbar geworden. Textlich ist es hier und da auch echt witzig geworden. Letzte Woche kamen die gemasterten Aufnahmen und ich habe das Album zum ersten Mal Freuden vorgespielt. Einige haben teilweise herzlich gelacht, andere bei manchen Nummern herzlich geheult.

Wie viele Songs hast du für das neue Album geschrieben?

Ich habe ungefähr 40 Nummern geschrieben und am Ende sind zwölf übrig geblieben. Ich habe viel gearbeitet und dabei natürlich einiges aussortiert. Manche Sachen, die ganz okay waren, bleiben im Kopf und werden vielleicht später wieder ausgegraben. Es sind auch viele Songs dabei, die ich angefangen, aber nicht so richtig fertig bekommen habe. Die sind jetzt in der Warteschleife.

Dein letztes Album „Engtanz“ war erstmals an der Spitze der Albumcharts. Verändert das den Schreibprozess beim Nachfolger?

Als Musiker darf man sich beim Schreiben nicht so viele Gedanken machen. Das wäre wie ein Korsett. Viele Musiker schreiben für das Feuilleton und sind darauf aus, von Musikmagazinen gefeiert zu werden. Andere machen sich zu viele Gedanken um die Reaktionen der Fans. Das allerschlimmste ist jedoch dieses Radio-, Charts-, Plattenfirma-Korsett.

Wie gehst du das Songwriting an?

Letztendlich hat sich das überhaupt nicht verändert, ich mache das seitdem ich 16 bin so, also jetzt 22 Jahre. Die absolute Wahrheit ist: Eine gute Idee, ein weißes Blatt Papier, ein Klavier und eine Gitarre. Der Rest passiert. Alles andere ist nur Gerede und macht einen nur verrückt. Man muss einfach Ideen haben, auf die man abkickt, die frisch und neu sind. Charts und Erwartungen spielen da keine Rolle. Ich bin selbst mein größter Kritiker und muss mir jedes Mal wieder bewusst machen, keinen Druck von außen an mich ranzulassen. Ich mache das, was ich liebe und möchte einfach tolle Lieder schreiben. Aber wegen niemandem, außer meinetwegen.

Du spielst bald sogar zweimal in Bremen – zuerst auf Clubtour im Schlachthof und später auf Hallertour im Pier2. Was magst du speziell am Schlachthof?

Der Schlachthof hat mir die Augen geöffnet, was ein Club so machen kann. Er ist großartig angelegt mit den kleinen Balkonen. Man hat das Gefühl, man spielt irgendwo in Berlin im Prenzlauer Berg auf der Straße. Man ist sich sehr nahe. Kombiniert mit dem Bremer Publikum ist es für mich die kleinste, tollste Arena in Deutschland.

Auf der letzten Tour hast du ebenfalls zweimal in Bremen gespielt, du bist also häufiger in der Stadt. Gibt es prägende Erinnerungen?

Ich habe seit vielen Jahren meine allerbeste Freundin in Bremen. Früher hat sie bei Go Bäng gearbeitet. Das erste Mal bin ich mit etwa 13 Jahren zu Besuch in Bremen gewesen. Im Viertel habe ich schon echt tolle Abende verbracht und immer gute Zeiten gehabt, gerade in jüngeren Jahren.

Wo trifft man dich nach dem Konzert im Schlachthof?

Auf Tour haben wir hinterher immer wenig Zeit und fahren schnell weiter. Im Schlachthof ist es aber immer so nett, dass wir meistens nach dem Konzert auf dem Kieshaufen davor bei den Skater-Ramps abhängen, Bier trinken und den Abend ausklingen lassen.

Tickets für die Konzerte am 6. November 2018 im Kulturzentrum Schlachthof und am 27. März 2019 im Pier2 gibt es ab heute um 9:00 Uhr im Vorverkauf.

Hier findet ihr unsere Bildergalerie zum Auftritt von Bosse auf dem Deichbrand Festival.

 


Mehr Beiträge aus" Festivals" zur Startseite

„Der Schlachthof hat mir die Augen geöffnet“ – Bosse im Interview teilen auf: