Der Samstag beim Hurricane Festival: Wahnsinns-Konzert von Biffy Clyro
Die Schotten spielen das bisher beste Konzert des Festivals, insgesamt gibt es am Samstag viele Auftritte zu sehen.

Scheeßel. Der längste der drei Festivaltage bietet neben deutschen und internationalen Rockbands und Solokünstlern auch viel Hip-Hop auf den Bühnen. So sind abwechslungsreiche Konzerte zu sehen – die meisten lohnenswert, es gibt jedoch auch Enttäuschungen. Unsere Eindrücke des Tages im Blog zusammengestellt.
12:00 Uhr: Anchors & Hearts (Green Stage): Früh aufstehen ist angesagt! Die erste halbe Stunde des Tages gehört den Lokalmatadoren aus Bremervörde. Mit melodischem Hardcore rütteln sie die Besucher wach und starten einige Interaktionen. (mak)
14:00 Uhr: Massendefekt (Green Stage): Weiter geht’s auf der Hauptbühne für uns mit der Punkrock-Gruppe aus Düsseldorf. Es gibt viele Songs des neuen Albums „Pazifik“ zu hören und auch der ironisch-kritische Song über die Indie-Szene mit dem Titel „In/die Hölle“ darf nicht fehlen. Es ist ein motivierter Auftritt zu früher Stunde. (mak)
15:00 Uhr: Ein Blicks auf´s Wetter. Die Sonne kommt zwar heute nicht durch, dafür gibt es nur vereinzelt kleine Schauer am Nachmittag. Auf dem Campingplatz wird gegrillt, Flunkyball gespielt und in Weihnachtsmann-Kostümen mit Akustik-Gitarren Musik gemacht. (mak)
16:00 Uhr: SXTN (Blue Stage): Es ist der erste größere Auftritt an diesem Samstagnachmittag und die Erwartungen sind dementsprechend hoch. So viele Leute haben sich in diesem Jahr bisher noch nicht im ersten Wellenbrecher vor der Blue Stage versammelt, die ersten Moshpits entstehen schon bevor das Berliner Hip-Hop-Duo überhaupt auf der Bühne steht. Der nun folgende Auftritt ist geprägt von Texthängern und albernem Rumgekicher, so etwas wie Musik entsteht hier nur, wenn das Playback in den Hooks übernimmt. Dem zum Trotz lassen es sich die beiden auf der Bühne mit Alkohol und Gras gut gehen, Besserung ist also nicht in Sicht. Dem jungen Publikum scheint es nichtsdestotrotz zu gefallen, sodass man wohl von einem gelungenen Auftritt sprechen muss. Bilder vom Auftritt findet ihr hier. (loe)
16:20 Uhr: Hier läuft irgendwas verkehrt! Warum ist es bei SXTN brechend voll, während man bei Brian Fallon noch während des Auftritts entspannt vor die Bühne kommt? (mak)
16:30 Uhr: Brian Fallon & The Howling Weather (Green Stage): Der Sänger von The Gaslight Anthem spielt einfach berührende und melancholische Musik. Ohne große Bühnenshow, Nebengeräusche oder Ansagen. Einfach Musik. Die vielleicht schönste Stunde an diesem Wochenende. (mak)
17:30 Uhr: Prinz Pi (Blue Stage): Einer der vielen Hip-Hop-Acts an diesem Samstag auf der Blue Stage. Prinz Pi präsentiert seinen Fans vor allem Tracks von seinem mittlerweile 14. Album „Nichts war umsonst“, welches Ende 2017 erschien. Bilder vom Auftritt findet ihr hier. (loe)
18:00 Uhr: Madsen (Green Stage): Madsen haben Bock! Mit ihrem ganz frischen Album „Lichtjahre“ rocken sie am frühen Abend vor Tausenden Besuchern. Zunächst kommen ältere Hits, sie setzen auf viel Interaktion, spielen mit dem Publikum und haben erkennbar Lust auf das Konzert. Ganze Refrains werden ohne Instrumental nur von den textsicheren Fans gesungen. Neue Songs wie „Rückenwind“ werden ebenso bejubelt. Mit der Energie von „Nachtbaden“ oder „Lass die Musik an“ sind sie tatsächlich nah an „Der Perfektion“. Bilder vom Auftritt findet ihr hier. (mak)
19:00 Uhr: Bonez MC & RAF Camora (Blue Stage): Auch ein Hip-Hop-Act, doch dieser stellt das Gegenteil zum eher enttäuschenden SXTN-Auftritt dar. Bonez MC & RAF Camora überzeugen mit einem guten Bühnenbild, welches sich im Laufe des Auftritts immer wieder verändert. Begleitet werden die beiden von einem DJ, einem Schlagzeuger und einem Gitarristen. Außerdem kommt der Hamburger Rapper Maxwell das ein oder andere Mal als Feature-Gast auf die Bühne. Dies dürfte einer der letzten Auftritte gewesen sein, dem das Erfolgsalbum „Palmen aus Plastik“ zu Grunde liegt, RAF Camora weist wiederholt darauf hin, dass „Palmen aus Plastik 2“ in den Startlöchern steht. Wir dürfen gespannt sein. (loe)
19:30 Uhr: The Kooks (Green Stage): Gut gelaunter, tanzbarer Indie-Rock aus England im Nieselregen. Eingängig, leicht, tanzbar – und im positiven Sinne unspektakulär. Gestern waren sie noch Support-Act der Rolling Stones in Berlin, heute stehen sie auf der größten Bühne des Festivals. Bilder vom Auftritt findet ihr hier. (mak)
20:15 Uhr: Johnossi (Red Stage): Zur Prime-Time spielt das schwedische Indie-/Alternative-Rock-Duo auf der Red Stage. In den letzten Jahren traten die beiden Freunde bereits vor Konzerten von Bands wie Mando Diao, den Sportfreunden Stiller und den Beatsteaks auf. Jetzt zeigen Johnossi, dass sie sich auch als eigenständiger Act eignen. Bilder vom Auftritt findet ihr hier. (loe)
20:30 Uhr: Viele Besucher ziehen die WM-Übertragung des Deutschland-Spiels auf dem Campingplatz dem musikalischen Programm vor. Bei den Konzerten bleiben Lücken im Publikum. (mak)
21:15 Uhr: Biffy Clyro (Green Stage): Aufgrund des WM-Spiels der deutschen Nationalmannschaft ist es ungewöhnlich leer vor der Green Stage und das, obwohl hier gleich Weltstars ihre Songs präsentieren. Kurze Zeit später hauen Biffy Clyro den Zuschauern einen Hit nach dem anderen um die Ohren und nach jedem einzelnen Track werden sowohl Gitarre als auch Bass gewechselt. Es dauert nicht lange, bis Sänger Simon Neil es seinen Kollegen gleicht tut und sich um sein Oberteil erleichtert, bei der Feuer-Show bestimmt keine dumme Idee. Durch die Zusammenstellung von ruhigeren und etwas härteren Rock-Songs treffen Biffy Clyro den Geschmack der breiten Masse und spielen den wohl bisher besten Auftritt des Festivals, schade nur, dass sich so viele Leute diesen entgehen lassen haben. (loe)
21:15 Uhr: Biffy Clyro (Green Stage): Wow! Was für ein Konzert der Schotten! Schon beim Opener „Wolves of Winter“ und bei Songs wie „Bubbles“ und „Biblical“ singen Tausende Besucher ihre Texte, ab dem ersten Ton werden sie bejubelt. Biffy Clyro spielen sich auf der Bühne in Ekstase und stecken ihre ganze Energie in die Songs. Ein unglaublich druckvoller Auftritt mit großartiger Lichtshow, man verliert sich gänzlich in der Musik. Dazu gibt es Feuer-Effekte und einen krachenden Sound bei „That Golden Rule“, „God & Satan“ performt Sänger Simon Neil dagegen solo mit Akustik-Gitarre. Als besonderes Highlight für die Fans wird „There’s No Such Thing as a Jaggy Snake“ vom 2004er-Album „Infinity Land“ gespielt – ein Song, der auf deutschen Bühnen seit Jahren nicht mehr zu hören war. Bei „Stingin‘ Belle“ fliegen zum Abschluss Funken vor der Bühnendecke – ein grandioser Abschluss des bisher besten Auftritts! Bilder vom Auftritt findet ihr hier. (mak)
22:30 Uhr: Beginner (Blue Stage): Die Gruppe um Sänger Jan Delay, die zwischen 2004 und 2011 keinen einzigen Live-Auftritt gespielt hat, haut den Zuschauern nun über eine Stunde lang deutschen Hip-Hop um die Ohren. Bilder vom Auftritt findet ihr hier. (loe)
23:15 Uhr: Portugal. The Man (Red Stage): Wer gehofft hat, die Studio-Songs von Portugal. The Man 1:1 live präsentiert zu bekommen, wird nun enttäuscht, denn Gesang bleibt bei diesem Auftritt größtenteils aus. Nicht einmal Interaktion mit dem Publikum findet statt. Häufig werden einem hier über zehn Minuten am Stück Instrumental an den Kopf geworfen, das meiste davon klingt auch noch gleich. Die bekannten Songs werden erst gar nicht gespielt, es überrascht dann doch, als gegen Ende die Melodie von „Feel it Still“ ertönt. „Still“ ist aber auch das Stichwort, denn stimmlich wird es hierbei dünn, da wurde im Studio wohl ordentlich gearbeitet. Nichtsdestotrotz zeigen Portugal. The Man, dass sie musizieren können und beim restlichen Publikum finden sie auch Gefallen. (loe)
23:15 Uhr: Portugal. The Man (Red Stage): Eine Überraschung erwartet die Besucher am späten Abend, denn die US-amerikanische Band spielt live vor allem sehr lange Instrumentals. Es ist mehr ein Gesamtwerk, als eine Aneinanderreihung von Songs. Ihren Psychedillic-Rock spielt die sechsköpfige Gruppe eine Stunde durch und bringt Hits wie „Live in the Moment“ oder „Feel it Still“ unter. Ein ganz anderer Abschluss als erwartet. (mak)
Bilder von Malte Löhmann (loe):
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