Die Stärken des Indie-Rock

Aydo Abay hat am Freitag mit seiner Band ein starkes und dynamisches Konzert im Tower gespielt.

Foto: Max Hartmann

Bremen. Erstmals ist die neue Band des ehemaligen Blackmail-Sängers, die sich minimalistisch einfach ABAY nennt, am Freitag in Bremen aufgetreten. Zehn Jahre nach der Trennung und verschiedene Projekte später, ist im letzten Sommer das Debütalbum „Everything´s Amazing And Nobody Is Happy“ der neuen fünfköpfigen Band erschienen. Auf der aktuellen Tour werden die Songs dem Publikum vorgestellt – gleichwohl ist der Blackmail-Spirit allgegenwärtig.

Denn bei Blackmail fand Abay einst in Mathias Reetz seinen Nachfolger am Mikrofon. Dieser hat wiederum nebenbei ein eigenes Solo-Projekt gestartet, mit dem er nun im Vorprogramm von Abay auftritt. Was nach einer explosiven Mischung klingt, ist eher ein Freundschaftsdienst, da beide beim gleichen Label beheimatet sind. Reetz hat in der Vorwoche sein erstes eigenes Album „962“ herausgebracht. Mit Gitarre und einem Kollegen, der zwischen Schlagzeug, Bass und Synthies wechselt, präsentiert er seine zumeist ruhigen Songs. Zurückhaltend steht er auf der Bühne, spricht nicht viel, überzeugt stattdessen mit seiner Musik, die sich zwischen skizzenhaftem Garagen-Pop und sanftem Indie-Rock bewegt.

Fast schon euphorisch betreten Aydo Abay und seine vierköpfige Band anschließend die Bühne und stimmen den Album-Opener „The Queen Is Dead“ an. Dieser startet mit ruhigem Piano-Intro und steigert sich getragen von der Stimme in einen wunderbar fesselnden Zustand zwischen gekonnter Brachialität und wunderbarem Schönklang. Nach „Different Beds“ folgen die beiden Blackmail-Cover „Amelia“ und „Same Sane“ – da ist er wieder, der aufblitzende Trip in die eigene Vergangenheit. Ab jetzt wird aber nur nach vorne geschaut. Abay spielen herrliche Rockmusik mit einer erfrischenden Dynamik und ohne unnötiges Zubehör. Stattdessen konzentriert sich die Band auf die eigenen Stärken. Live klingen sie sogar noch druckvoller und härter als auf den Aufnahmen. Fast alle Songs des Albums werden gespielt, schließlich auch die Single „1997“ und das gefühlvolle „A Boat“.

Als Zugabe gibt es das Scooter-Cover „Always Hardcore“ sowie Massive Attacks „Paradise Circus“. Beide Songs sind im Original wahrlich nicht in Abay´s Genre beheimatet, so gibt die Band den Stücken eine ganz eigene, überzeugend rockige Note. Als letzte Zugabe gibt es den großartig komponierten, achtminütigen Titelsong des Albums in etwas verkürzter Fassung.

Als schon kurzzeitig die Lichter wieder angehen, betreten die Musiker noch einmal die Bühne und stimmen zum Ausklang „Angels“ von The XX in einer sehr gefühlvollen Version an. Was will man mehr?

Fotos: Max Hartmann

 


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