Spanische Liebe

Eines der wohl besten Clubkonzerte des Jahres mitten im Sommer: Spanish Love Songs haben mit Support von Still Talk im ausverkauften Tower Musikclub gespielt.

Spanish Love Songs im Tower. Foto: Dirk Jäger

Bremen. Der vergangene Freitagabend in Bremen hatte eine Menge Spanien-Bezug zu bieten. Zunächst ging das Viertelfinale der Fußball-EM zwischen der deutschen und spanischen Herren-Nationalmannschaft in die Verlängerung, was zum kuriosen Bild führte, dass bei Ankunft am Tower um kurz vor acht mehr Leute mit ihren Handys draußen stehen als drinnen vor der Bühne. Dass das Ausscheiden der Heimmannschaft den nächsten Autokorso mit Deutschland-Fahnen durch das Viertel verhinderte, muss den Gästen von der iberischen Halbinsel hoch angerechnet werden. Spanischen Bezug nur im Bandnamen haben dagegen die Emopunks von Spanish Love Songs aus Los Angeles, die mit einem grandiosen Konzert in Bremen das Wochenende einläuten.

Fußballbedingt eine halbe Stunde später legen Still Talk als Support-Act los – das Spiel ist zwar zu diesem Zeitpunkt noch nicht entschieden, aber mit den ersten Klängen auf der Bühne auch schon aus vielen Köpfen verschwunden. Bei ihrem ersten Auftritt in Bremen füllt die fünfköpfige Gruppe aus Köln die Tower-Bühne gut aus, der heutige Schlagzeuger Felix vertritt den eigentlichen Drummer ohne Probe bei den beiden Support-Gigs und fügt sich astrein in das Quintett ein. Eine halbe Stunde gibt es Punkrock mit klarem Gesang, viel Energie und der Power von zwei Gitarristen und einem Bassisten. Ein sehr hochwertiges Warm-Up – wer Still Talk noch nicht kennt, sollte mal in ihr Debütalbum mit dem grandiosen Titel „St. Banger“ reinhören.

Spanish Love spielen in diesem Sommer eine von nur vier Headline-Shows auf deutschem Boden im Tower Musikclub. Als das Quartett aus Los Angeles loslegt, wird es vor der Bühne merklich enger, nun steht wirklich niemand mehr draußen – jetzt sieht und spürt man auch, dass der Club ausverkauft ist. Im Kontrast zu den melancholischen und traurigen Texten der Band um Sänger und Gitarrist Dylan Slocum ist die Atmosphäre ausgesprochen gut gelaunt und sowieso freundlich und entspannt. Still Talk haben die Amerikaner während ihres Sets als „die freundlichste Band überhaupt“ betitelt und man kauft es ihnen sofort ab.

Die (Emo-)Punk-Gruppe hat vor allem Songs ihrer letzten beiden Alben „No Joy“ und „Brave Faces Everyone“ mitgebracht, Musik voller hymnischer Refrains und fantastischer Hooks. Die Fans saugen die Energie dieser umarmenden Perlen und des leidenschaftlichen Gesangs auf, öffnen gelegentlich kleine Moshpits und springen im Innenraum in dichter, intensiver Atmosphäre. Gegen Ende singt Dylan Slocum „I’m Gonna Miss Everything“ solo für einen vor zehn Jahren verstorbenen Freund – Gänsehaut garantiert! Für die letzten drei Tracks wird es nochmal wilder und temporeicher, jetzt werden sogar crowdsurfende Fans auf Händen getragen – bis nach gut 75 Minuten ein abwechslungsreiches, emotionales und im Fazit unglaublich starkes Clubkonzert endet.

Seht euch hier unsere Konzertfotos an:

 


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