Clubs in der Corona-Krise: Irgendwo

Durch die Corona-Pandemie sind Bremer Clubs, Musikspielstätten oder Kneipen in ihrer Existenz bedroht - so sieht die Situation beim Kollektiv Irgendwo aus

Irgendwo. Foto: Amelie Rösel

Es sind schwere Zeiten für Clubs, Spielstätten, Kneipen und Festivals. Doch wie geht es den Bremer Einrichtungen eigentlich wirklich in dieser Club-Corona-Krise? Wie stellt sich ihre Situation dar? Wie kann eine Zukunft, eine Perspektive aussehen? Was passiert eigentlich, wenn die Läden dann wieder öffnen dürfen? Und was fehlt gerade besonders? Heute im Interview: Marleen vom Irgendwo beziehungsweise Kulturimbeutel stellvertretend für das ganze Kollektiv.

Wie schlimm, beschissen oder gerade noch gut ist eure/deine Situation gerade durch die Coronavirus-Zwangspause?

Wir waren erstmal eine Weile etwas planlos und jeder hat die Situation vielleicht etwas anders empfunden oder eingeschätzt, aber insgesamt wohl: geht so. Für das Projekt Irgendwo ist die Situation schon kritisch, da wir normalerweise unsere laufenden Kosten, den Erhalt und Ausbau des Geländes, die Künstler die wir einladen etc. vorwiegend über die größeren Veranstaltungen wie Parties oder Open Airs finanzieren. Da diese nun sicherlich eine Weile wegfallen, sind wir umso mehr auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Aber da wir ja alle ehrenamtlich in diesem Projekt arbeiten, ist dadurch zumindest niemand persönlich in seiner Existenz bedroht.

Irgendwo. Foto: Marleen Stuhr.

Als langsam klar wurde: wir machen dieses Jahr erstmal nicht auf, und vermutlich eine ganze Weile keine Parties mehr, steckten wir eigentlich gerade mitten in den Vorbereitungen für die letzte Winterparty und waren auch schon fleißig an den Plänen für die Saison. Es ist natürlich schade um all die Vorarbeit, insbesondere, da wir dieses Jahr eigentlich einen Monat eher eröffnen wollten und das Programm für den Sommer quasi schon stand. Und dann hatten wir ja auch noch endlich die lang ersehnte langfristige Baugenehmigung erhalten, was für ein Traum! Eigentlich… denn mit der momentanen Unsicherheit, ob und wie es weitergehen wird, können wir natürlich nicht so ranklotzen und unsere Pläne umsetzen, wie wir es gerne würden. Denn dies kommt leider auch immer mit Kosten einher, von denen wir momentan leider nicht genau wissen, wie sich diese über den Sommer begleichen lassen. Dennoch versuchen wir kreativ mit der Lage umzugehen und neue Perspektiven zu entwickeln. Die neue Baugenehmigung gibt uns nun erstmals die Sicherheit langfristig planen zu können und an einer nachhaltigen Gestaltung der Fläche zu arbeiten. Das ist ein großer Schritt für uns, und das wollen wir daher so gut nutzen wie eben möglich!

Wie geht das alles weiter? Habt ihr einen Plan?

Am Anfang hatten auch wir keine Ahnung, wie wir mit der Situation umgehen sollen. Aber beim “Abwarten und Tee trinken” haben wir alternative Pläne geschmiedet und uns entschlossen schon halbwegs Aufzubauen und Vorzubereiten. Unter den aktuellen Sicherheitsbestimmungen können wir natürlich nicht guten Gewissens Partys stattfinden lassen. Wir hoffen aber, dass wir Anfang Juni mit dem Gastrobetrieb im Biergarten-Format beginnen können und bereiten momentan die Infrastruktur und Technik auf diese Art von Betrieb vor. Da muss so einiges umstrukturiert und angepasst werden, um alle Auflagen zu befolgen, nötige Sicherheitsabstände und Hygienemaßnahmen sicher zu stellen, aber wir sind auf einem guten Weg. Wir wollen hier jetzt aber auch nicht zuviel verraten wie das aussehen wird, denn am liebsten überraschen wir euch ja, und lassen euch auf Erkundungstour gehen 😉

Außerdem haben wir uns etwas einfallen lassen, damit das Irgendwo hoffentlich gut durch diese unsichere Phase kommt und irgendwann wieder ein Ort der freien Begegnungen und des gemeinsamen Tanzens und Staunens werden kann. In unserem neu gegründeten soli_markt bieten wir viele selbst gestaltete Sachen, virtuellen Sekt und auch schon exklusive Tickets für die nächste große Sause zu soli_preisen an. Dadurch wollen wir einerseits unsere Verluste etwas ausgleichen, aber vor allem auch andere Menschen in und um Bremen, sowie an den Europäischen Außengrenzen unterstützen, die durch die Lage noch viel stärker bedroht sind als wir. Denn die Einnahmen werden zu großen Teilen an vielerlei andere Projekte verteilt und wir hoffen, dass es so für alle möglichst gut weitergeht!

Solidarität, Videokonferenzen und ein anderer Umgang miteinander: Was ist aus dieser Corona-Krise zu lernen? 

Für uns ist gerade der persönliche Austausch dadurch schwierig geworden. Da wir recht viele Menschen sind, ist so eine Videokonferenz eine Herausforderung an der wir gewachsen sind. Teambuilding ohne sich zu treffen ist trotzdem nicht so einfach. Was wir aber ganz toll finden, ist das die Kulturakteure sich miteinander so solidar zeigen und sich in Initiativen wie United We Stream und der Clubverstärker United daraus entwickelt haben. Außerdem haben wir ganz viel Zeit gehabt, um eine tolle Website zu bauen und jetzt mit dem soli_markt sogar eine Möglichkeit gefunden, Spenden für andere zu sammeln.

Was ist das erste, das ihr machen würdet, wenn euer Festival wieder offen ist?

Es wäre schon schön, wenn wir zumindest im kleinen Kreis wieder zusammen kommen könnten, a lá Gruppenfüßeln! Sowas wie Geburtstage oder Crew-Tage, gemeinsames Abhängen auf der Fläche, ohne das allgegenwärtige Thema Corona. Und wenn wir richtig träumen dürfen und es einen Impfstoff gibt: ein fettes Opening feiern, für Jedermensch! Mit Tanzen, mit Feiern, mit Musik, mit Kultur, mit Workshops, mit Flohmarkt… und vor allem wieder ein geselliges Zusammensein.  Ach, wir freuen uns schon!

Welches Konzert, welchen Musiker wollt ihr in besseren Zeiten auf jeden Fall live sehen? (Kira)

Wir sind ein vielfältiges Kollektiv mit bunten Musikgeschmäckern. Gegen Bob Dylan hätte aber bestimmt keiner was!

Spenden für die lokale Clubszene geht hier: www.clubverstaerkerunited.de


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