So geht es bei Rabiat weiter

Weitere Folgen des jungen Reportageformats aus Bremen in den kommenden Wochen

Rabiat am Weserstadion. Bild: Radio Bremen/Coskun

Bremen. Mit „Arsch hoch, Deutschland!“ lief am Montag im Ersten die erste neue Rabiat-Folge der zweiten Staffel. Rabiat ist das junge Reportageformat von Radio Bremen und wird produziert von der Bremer Sendefähig GmbH. Am 20. Mai geht es weiter mit der Folge „Deutschland den Deutschen?“ es folgt am 27. Mai „Scheißjob Bulle!“ Zu sehen sind die Folgen jeweils um 22.45 Uhr bzw. 23.00 Uhr im Ersten.

20. Mai: „Deutschland den Deutschen?“

Reporterin Gülseren Ölcüm hat den nächsten Film gemacht, in dem es sich um Deutschland dreht. Zwischen „Merkel muss weg“ und „Wir sind mehr“ stellen sich Fragen wie: Wer ist Nazi?“ „Wer ist Wutbürger? Wer ist bloß konservativ? Was macht die Mehrheit, die Mitte? Wie wappnet sich der Republikaner gegen die Feinde der Demokratie? Verblasst der Entwurf einer modernen und weltoffenen Gesellschaft? Das fragt sich Rabiat-Autorin Gülseren Ölcüm seit einigen Monaten. Für „Rabiat: Deutschland den Deutschen?“ reist sie, die selbst zwei Pässe hat, durch die Republik, um herauszufinden, wie Deutschland derzeit tickt und wie sie selbst zu Deutschland steht.

Dabei begegnet Gülseren Ölcüm Heike Arnold. Sie möchte, dass ihre Enkel genauso frei und demokratisch aufwachsen, wie sie es konnte. Sie will keinen Rechtsruck im Land und keine autokratische Partei. Deswegen engagiert sie sich bei der Initiative „OMAS GEGEN RECHTS“. Zusammen gehen sie auf Demos oder organisieren andere Projekte. Rechts fängt für Heike Arnold und ihre Mit-Omas sehr früh an: jeder, der nach Herkunft, Ethnie und Religion differenziert und vor allem ausgrenzt. Stimmt die Definition?

Weiß der Jurist und Fernsehmoderator Michel Friedman Antworten, wie man streitet und ob man sich auf jede Diskussion einlassen sollte? Er diskutiert ausnahmslos mit jedem, sagt er. Aber auch für ihn gibt es Grenzen: „Wenn jemand den Holocaust leugnet, habe ich keine Gesprächsgrundlage mehr.“

Fast 20 Prozent der Bevölkerung in Deutschland haben rechtspopulistische Denkmuster, sagt Prof. Wilhelm Heitmeyer, Soziologe. Seine Forschungsschwerpunkte sind unter anderem Rechtsextremismus, Gewalt, soziale Desintegrationsprozesse und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Von ihm will Gülseren Ölcüm wissen, was gerade los ist, wann sich das alles angebahnt hat und wie er selbst mit der Situation umgeht.

Auf ihrer Suche wagt die Rabiat-Reporterin schließlich selbst den Versuch und redet mit Rechtspopulisten. Sie trifft in Zwickau Frauke Petry, Ex-AfD-Vorsitzende. Für Gülseren Ölcüm hat Frauke Petry die Stimmung in Deutschland in den letzten Jahren stark beeinflusst. Unter ihrem Vorsitz fielen rechtspopulistische und teilweise extreme Äußerungen. Für sie gehört Polarisierung und Emotionalisierung zum Politik-Business. „Vielleicht schießt man da manchmal über das Ziel hinaus“, so Frauke Petry, aber das gehört nun mal dazu.

Quer durch Deutschland führt „Rabiat: Deutschland den Deutschen?“ und trifft Menschen, die sich für Toleranz und Vielfalt engagieren, und andere, die den Populismus vorangetrieben haben. Dabei geht es immer auch um die eigene Einstellung: Muss man nicht mehr die Diskussion suchen? Tut man manchen Menschen unrecht?

27. Mai: „Scheißjob Bulle!“ von Manuel Möglich

Freund und Helfer oder wütige Ordnungskraft – das Bild von Polizistinnen und Polizisten in Deutschland ist so gespalten, wie lange nicht mehr oder vielleicht noch nie. Es muss und soll sich etwas ändern, sind sich die Verantwortlichen sicher, aber wie und vor allem mit welchem Personal scheint offen. Wie steht es um den Job im Dienst der Gesellschaft vorm Fußballstadion und beim Weltkongress, aber auch beim täglichen Einsatz? Rabiat-Reporter Manuel Möglich ist auf Spurensuche in einer Großorganisation im Wandel. In „Rabiat: Scheißjob Bulle?“ interessieren ihn die Menschen, die Polizisten sind oder es noch werden wollen.

Wachwechsel bei der Polizei. Nach zwanzig Jahren Sparkurs, nach Revierschließungen, überfüllten Überstunden-Konten und Beförderungsstau investieren Bund und Länder wieder. Vielmehr sie müssen investieren: Die Babyboomer gehen in Pension, die Lage im Land verändert sich, besonders an den Rändern. Der Respekt zerbröselt, Clankriminalität, Wirtschaftsverbrechen, Terror, Radikalismus, Cybercrime. Innere Sicherheit ist „das Thema“.

Erneuern und verstärken, das sind die Chancen. Innerhalb nur eines Jahres (2017) kam es zu einem Personalanstieg um ca. 6.100 Beschäftigte. Das ist der größte Zuwachs seit über 20 Jahren. Mehr Frauen, mehr Beamte mit Migrationshintergrund, mehr bunte Republik.

Gleichzeitig ist die Polizei unter Druck. Das Gebot der Zukunft: Transparenz und Verhältnismäßigkeit auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Leichter gesagt als getan. G20, Hambacher Forst, NSU 2.0 werfen lange Schatten. Immerhin: Laut Forsa-Umfrage (2019) haben 78 Prozent der Deutschen Vertrauen in die Polizei.

In Bremen begleitet die Rabiat-Reportage „Scheißjob Bulle?“ eine Hundertschaft zu einem Bundesligaspiel. Tags drauf trainiert Rabiat-Reporter Manuel Möglich mit einem anderen Zug, lernt den MES (im Volksmund Gummiknüppel) und Abwehrtechniken am eigenen Leib kennen. Trainingspartner Jesper macht keinen Hehl daraus, dass manche Einsätze der Bereitschaftspolizei einiges von ihm und seinen Kollegen abverlangen: „Man wünscht sich manchmal, dass das Gegenüber auch den Menschen unter der Uniform sieht, der Familie hat und nach dem Dienst einfach nach Hause gehen will. Und das am besten gesund. Wenn man bespuckt wird oder von Clownsarmen mit Urin bespritzt wird, da fragt man sich schon: Ist das der richtige Job?“

Verdecktes Interview, irgendwo in Deutschland: Der Mann arbeitet als Polizeitrainer und geht seine Behörde in der Rabiat-Reportage deutlich an: „Entgegen der landläufigen Meinung sind Polizisten kein Querschnitt der Gesellschaft. Schon auf der Suche wird sehr deutlich nach einem bestimmten Persönlichkeitsprofil gefiltert. Deswegen findet man bei der Polizei tendenziell eher konservative Menschen mit einer ‘Law & Order‘-Mentalität und eben deutlich mehr Mitte-rechts-lastig politisch Eingestellte als Mitte-links.“

Die, die noch ganz am Anfang ihrer Polizeilaufbahn stehen, besucht Möglich auf seiner Reise zur  Polizeiakademie Nienburg (Weser): Jasmina, Jonas und Jan sind Anfang 20, seit wenigen Monaten erst in der Ausbildung und noch Beamte auf Widerruf. Sie schießen an diesem Tag zum ersten Mal im Training mit der Maschinenpistole MP5. Einige Wochen später werden sie mit 1.600 anderen Anwärtern in Hannover bei der bis dato größten Vereidigung Niedersachsens von Boris Pistorius, Minister für Inneres und Sport, vereidigt.

Wie sollte die Polizei in der Zukunft aussehen? Sind die Reformen der Polizeigesetze der richtige Weg? Welche Chancen liegen in der nächsten Generation, welche Risiken birgt der Umbruch? Und was tun, wenn die Polizei versagt? Braucht es vielleicht eine unabhängige Behörde, die fehlerhafte Polizeiarbeit aufklärt? Die Rabiat-Reportage „Scheißjob Bulle?“ geht diesen und anderen Fragen auf den Grund.


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