Spontane Anwohnerrauminstallation im Viertel

Nach dem Verbot der Außengastronomie stehen in der Bernhardstraße in der Nähe des Eisens plötzlich Tisch und Stühle in der Parkbucht.

Foto: Marcel Kloth

Bremen. Freitagabend im Viertel. Gerade rund um das Sielwall-Eck tummeln sich viele Gruppen in der Abendsonne, essen einen Rollo, trinken ein Bier. Vor einigen Kneipen und Restaurants sind Sitzbänke aufgereiht. Während die Läden oftmals noch nicht von innen betreten werden dürfen, ist es so eine Chance, die warmen und oft umsatzstarken Monate während der Pandemie nicht ganz verkommen zu lassen.

Auch das Eisen stellte eine behördliche Anfrage zur Genehmigung von Außengastronomie. Die Idee: Einen Fahrradständer in der Bernhardstraße ein paar Meter weiter platzieren und in den Parkbuchten Tische und Stühle aufstellen. So würden Bürgersteig und Straße frei bleiben und einige Gäste könnten die Kneipe am Eck besuchen.

Eisen-Chef Nando berichtet, die Behörde habe die Anfrage mit der Begründung abgelehnt, der Bürgersteig wäre dann zu schmal. Auf den Hinweis, dass die Parkbuchten, nicht der Bürgersteig genutzt werden sollen und der Antrag in der Behörde somit nicht vollumfänglich bearbeitet wurde, komme seit Tagen keine Reaktion, obwohl die Baudeputation gestern getagt habe und bei dem guten Wetter jeder Tag zähle.

Frust macht sich breit. Verständlicherweise. Nicht nur bei Nando, sondern auch bei Nachbarn und Freunden des Eisens. Sitzplätze würden sich viele hier wünschen, wie aus den Reihen der Gäste des Fensterverkaufs zu hören ist.

Spontan breiten Anwohner grünen Rollrasen in einer freien Parkbucht aus. Drei gestapelte Holzpaletten werden zum Tisch umfunktioniert, schnell noch eine Decke drüber und eine Pflanze in die Mitte. Campingstühle dazu machen das Gefühl einer improvisieren Außengastronomie perfekt. Schnell finden sich die ersten Gäste ein, denen das Eisen als Freund künstlerischer Aktionen spontan ein paar Biere spendiert.

Künstler und Anwohner Sönke Busch ist einer der ersten vor Ort und schildert seine Eindrücke: „Ich sehe, dass die Mittelpunkte dieses Quartiers, die den Stil der ganzen Gegend hier hochhalten und nicht in eine generische Touri-Abfertigung abgleiten lassen, gerade von der Politik absolut alleine gelassen werden. Ein Parkplatz wird gegen das Überleben von gastronomischen Institutionen, die hier seit Jahrzehnten existieren, aufgespielt. Ich befürworte die spontane Aktion heute sehr – wenn die Politik nicht helfen will, müssen die Leute es selbst in die Hand nehmen.“

Ein ausführliches Interview mit Sönke Busch hat unser Kollege Claas heute geführt.

 


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