Wie ein gut gemachtes Mixtape

Oakfield Festival in Elsdorf: Der Samstag

Elsdorf. Klein, gemütlich, fein und beste Musik. Am Wochenende war das Oakfield Festival in Elsdorf. Wir schauen mal auf dem Samstag zurück.

Kurz vor dem Auftritt von Stun setzte der Platzregen ein und setzte das Gelände unter Wasser. Die Bremer Band ließ sich davon nicht beirren und lieferte ein Set mit zwei neuen Songs, sowie den Klassikern Teenage Freakshow und One, bevor es diese Woche erneut ins Studio geht. Die neuen Stücke, zu dem einen Song existiert bereits ein Video, klingen vielversprechend.

Kolari aus Hamburg brettern anschließend drauflos. Gut gespielter Hardcore, mir passiert auf der Bühne allerdings zu viel. Die Musik ist nicht ausdifferenziert. Weniger ist manchmal mehr. Trotzdem, für dieses Genre, einer der besseren Vertreter. Und die erste von drei Bands des Sportklub Roter Damm.

Lygo – wussten bereits letztes Jahr als Support von Freiburg im Lagerhaus zu überzeugen. deutschsprachiger Emopunk, die Security musste erstmals (und letztmals?) eingreifen, als ein Fan auf die Bühne wollte. Turbostaat Fans könnten eine neue Lieblingsband verpasst haben.

Als eine Art Pausenfüller dient die zweite Bühne, auf der direkt nach dem Set von Lygo, ohne Pause, der Hamburger Joe Astray seine Songs präsentiert. Insgesamt blieb der Auftritt blass und selbst das (verhunzte) Gaslight Anthem Cover konnte den Auftritt nicht retten. Dafür ist die Stimme von Joe leider zu dünn, die Ideen zu vorhersehbar und die Performance zu schwach.

Besser machen es da schon Abramowicz, vor kurzem noch auf der Breminale zu sehen, nun als Ersatz für die kurzfristig ausgefallenden Tequilla and the sunrise Gang. Heartlandrock der alten Schule, mit Orgeleinsatz an den richtigen Stellen. Einen guten Sänger hat die Band auch an Bord. Manchmal habe ich allerdings das Gefühl, dass Gesang und Musik nicht recht zusammenpassen wollen.  Trotzdem ein schöner Auftritt, in der tiefstehenden Abendsonne und so etwas, wie die Überraschung auf dem Festival. Nicht nur für mich, für viele, denn zum ersten Mal wird es richtig voll auf dem Gelände.

A Projection bauen auf, während Joe Astray das zweite Set auf der kleinen Bühne spielt. Die Schweden wirken schon düster und die Instrumentenauswahl lassen nichts Gutes erahnen. Keyboards, Bass, Gitarre und Drums. Schon der erste Song erinnert an Joy Division und der Sänger singt und bewegt sich, wie Ian Curtis. Eigentlich ist die Musik gar nicht so schlecht, gut gespielt auf jeden Fall. Aber eine Band, mit so einem Slot auf einem Festival, sollte doch etwas mehr Eigenständigkeit besitzen und nicht wirken, wie ein Haufen junger Männer, die zu häufig den Film Control gesehen haben.

Je später der Abend wird, desto mehr Höhepunkte kommen. Rocky Votolato spielt zwar auch nur mit einer Akustischen, macht seinen Job aber viel besser, als sein Vorgänger auf derselben Bühne. Er besitzt die richtige Stimme, das Gefühl und eine ordentliche Portion Punk im Herzen. So zieht der Amerikaner eine beachtliche Menge vor die kleine Bühne.

Messer haben ebenfalls deutliche Anleihen bei Joy Division, verzichten aber darauf eine Kopie zu sein. Es besteht eben ein Unterschied zwischen sich inspirieren lassen und zu klauen. Alleine die deutschen Texte sorgen für eine gewisse Abgrenzung, aber auch musikalisch sind Messer deutlich breiter und abwechslungsreicher aufgestellt. Düsterer Wavepunk mit Ausflügen in Noise.

Bevor mit Turbostaat der Headliner dran ist, darf Rocky Votolato sein zweites Set spielen, welches ebenfalls gut angenommen wird. Der Musiker ist öfters in deutschen Wohnzimmern unterwegs. Wer eine Chance auf ein Konzert hat, sollte es wahrnehmen.

Turbostaat sollten letztes Jahr bereits auf dem Oakfield auftreten, mussten aber krankheitsbedingt absagen. Nun also der Nachholtermin. Was soll ich sagen? Alles richtig gemacht. Die Flensburger (eigene Aussage) spielen ein Best Off Set. Schwerpunkt bilden die Alben Vormann Leis, Island Manöver und das letztjährige Werk „Abalonia“, von welchem sowohl der erste, als auch der letzte Song des Konzertes stammen und somit eine Art Klammer bildeten.

Bleibt am Ende nur noch festzuhalten, dass das Oakfield ein schönes Festival, mit kurzen Wegen, fairen Preisen, regionaler Küche und dabei top organisiert ist. Ferner war die Künstlerauswahl von der ersten bis zur letzten Band sehr durchdacht, sodass der Timetable sich schlussendlich wie ein gut gemachtes Mixtape anhörte, mit dem Höhepunkt zum Schluss. Nächstes Jahr gerne wieder.

Bilder vom Samstag gibt es hier.


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