Vielfältig und facettenreich

Mine ist am Dienstag mit Support von Yrrre im gut besuchten Kulturzentrum Schlachthof aufgetreten.

Mine

Bremen. Einen der schönsten Gründe für eine Konzertverschiebung teilte die Sängerin und Songwriterin Mine im letzten Jahr mit ihren Fans. Die Künstlerin war mit Zwillingen schwanger und kehrte nun nach ihrer Babypause mit ihrer Band zurück auf die Bühne. Ihr Konzert in Bremen wurde unterdessen sogar aus dem Kulturzentrum Lagerhaus in den Schlachthof hochverlegt. Gute Voraussetzungen also für einen gelungenen Konzertabend.

Dieser wird eröffnet von Sänger und Rapper Yrrre, der mit roter Mütze und weißen Sneakern gemeinsam mit seinem DJ Cap Kendricks auf der Bühne steht. Mit seinem starken Album „Feinstaub“ aus dem Februar ist er im Sommer bei der Breminale aufgetreten, insgesamt aber noch unbekannt bei den Besucher*innen im Schlachthof. Mit seinen ruhigen, melancholischen Songs und nachdenklichen Texten fällt es ihm nicht leicht, im dunklen Licht vor auf den Rängen sitzendem Publikum zu diesem durchzudringen. Leider schafft er es zu Beginn kaum, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, zum Ende des 30-minüten Auftritts klappt es nach Ansagen und kleineren Interaktionen deutlich besser. Der Applaus am Ende spricht für die Anerkennung, die seine starken Songs definitiv verdienen.

Mines vierköpfige Band steht in ganz weißer Kleidung auf der Bühne im Schlachthof, die Sängerin bewegt sich im goldenen Umhang im Vordergrund. Der Opener „Unfall“ ist noch ganz ruhig, ehe der Titelsong „Hinüber“ des aktuellen Albums sich mit dreifacher Drum- und Percussion-Power an ernsten Themen abarbeitet: „Das Meer ist aus Plastik, der Hunger ist groß“. Grafiken erscheinen auf der Leinwand, die Lichtshow setzt ein und es gibt begeisterten Applaus für diesen starken Start. Bei „Du kommst nicht vorbei“ spielen sie ihre Band-Stärke mit hoher Dynamik voll aus, die Multiinstrumentalisten um Mine herum wechseln ihre Instrumente regelmäßig und agieren so sehr vielfältig.

Mine ist aktuell eine der vielfältigsten, extravagantesten und talentiertesten Künstlerinnen auf deutschen Bühnen, ihre spannende, facettenreiche Pop-Musik mit vielen Hip-Hop-Einflüssen ist eine Besonderheit in der Musikszene. In Bremen hat sie zuerst im Kito in Vegesack und später auf der Breminale gespielt, nach dem letzten Auftritt im Lagerhaus schwärmt sie heute von der privaten Atmosphäre im Schlachthof, den ganzen Auftritt über entdeckt sie noch neue Ecken. Mit der Stadt verbindet sie zuerst die Crew von Erotik Toy Records, die sie sehr schätzt und außerdem die stark vertretene linke Szene, die sie aus ihrem Geburtsort Stuttgart so nicht kennt.

Gitarrist von Mines Live-Band ist Martin, der solo Musik als Haller macht und vor kurzem den Song „Bitter“ zusammen mit Mine veröffentlicht hat. Heute spielen sie ihn gemeinsam, ebenso wie das starke „Einfach so“ in besonderer Live-Version. Im Anschluss an die nachdenkliche Single „Mein Herz“ folgt das schnellere „90 Grad“ als letzter Song vor der Zugabe. Mine spielt insgesamt gut 90 Minuten im Schlachthof, diese normale Spielzeit füllt sie aber enorm vielfältig und abwechslungsreich.

In der Zugabe kommt sie mit einem Metalleimer zurück auf die Bühne und wirft Eis ins Publikum, da kann nur ein Song folgen: das zuckersüße „Eiscreme“. Zu letzten Stück „Spiegelbild“ berichtet Mine von der aktuell schweren Zeit für Künstler*innen und Bands, wenn man nicht zu den oberen 10% gehört, aber gerade die kleineren Acts halten die Szene bunt und lebendig. Umso schöner, dass an diesem Dienstagabend mehrere hundert Fans den Weg ins Kulturzentrum gefunden haben – das für Bands oft nicht so leichte Pflaster Bremen kann also am folgenden Morgen mit gutem Gewissen in den Spiegel sehen.

Seht euch hier unsere Konzertfotos an:


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