Vainstream Rockfest – der Samstag

Nachdem der Freitag unter dem Banner der „Park Waves“-Konzertreihe stand, ging es am Samstag deutlich punkiger zu. Hier unsere Eindrücke des zweiten Tages auf dem Vainstream - der Ruhe vor dem Sturm.

Feine Sahne Fischfilet // Foto: Freddy Hellbernd

Münster. Nachdem wir gut ausgeschlafen und den Magen mit einem Kebap gefüllt hatten, ging es für uns wieder auf das Gelände der Münsterland-Hallen, zum zweiten Tag des Vainstreams 2024. Es ging direkt los mit der für uns ersten Band des Tages, Counterparts. Zu dieser frühen Mittagsstunde ist der melodische Hardcore/Metalcore der Kanadier genau das Richtige, um die müden Knochen wieder in Schwung zu bekommen.

Um die ganze Chose weiter anzuschieben, ging es mit einer Runde Pop-Punk von Neck Deep weiter. Wenn man jetzt noch nicht wach war, dann hat wohl gar nichts geholfen. Denn was die Britten knapp 30 Minuten auf die Bühne legten, kann locker mit den Großen des Genres mithalten. Besonders zu „December“ ging die Post ab. Leider hatten die Jungs zeitweilig mit technischen Problemen zu kämpfen, sodass ein ohrenbetäubendes Brummen während des Sets durch die PA dröhnte. Naja, sowas kann mal passieren.

Weiter ging es mit einer gehörigen Portion Skate-Punk, denn ZSK standen schon in den Startlöchern. Schön dreckig rumpelnd legten die Göttinger los. Crowdsurfer, Pogo und lautes Mitsingen ließ nicht lange auf sich warten. Genau so muss eine Punk-Show sein. Leider hatten auch sie mit technischen Problemen zu kämpfen. Hier versagte die PA zeitweise komplett, sodass das Set für kurze Zeit unterbrochen werde musste. Davon ließen ZSK sich aber nicht aus dem Konzept bringen und fackelten eine grandiose Show ab, welche natürlich im Song „Anitfacista“ gipfelte.

Als nächstes gab es für uns eine gehörige Portion Westcoast-Hardcore. Lionheart aus Kalifornien nahmen ab der ersten Sekunde keine Gefangenen. Die Fünf legten sogleich druckvoll mit dem „Cali Stomp“ los, gefolgt von dem Brecher „Death comes in 3´s“. Auch in der Mitte des Sets wurde nicht lockergelassen. Es flogen durchgängig Arme, Beine und ganze Körper (in Form von Crowdsurfern) durch die Gegend. Auch drückte der Sound wesentlich mehr, als noch bei ihren Vorgängern. Zum Ende des knapp 40 Minuten kurzen Sets wurde dann natürlich noch das Beastie Boys-Cover von „Fight for your right“ angestimmt. Da war natürlich keiner der Anwesenden mehr zu halten.

Zum Glück wurden nun mit Silverstein etwas ruhigere Klänge angestimmt. Die fünf Kanadier boten von Beginn an eine Menge Mitsingpotenzial. Dieses wurde gerne vom Publikum angenommen. Ob die Anwesenden vom Lionheart-Gig noch ein wenig aus der Puste waren, oder ob es an der Emo-Post-Punk-Mischung der Band lag, kann ich nicht sagen – aber es ging merklich ruhiger vor der Bühne zu, als noch vor ein paar Minuten. Dennoch konnte man einen wahren Ausbruch an Bewegung beim Linkin Park-Cover von „One step closer“ beobachten. Da war also doch die nötige Energie irgendwo vorhanden. Das letzte Drittel des Sets gestaltete sich weiter auf hohem Niveau, aber leider wenig spektakulär.

Nun aber zu Ice Nine Kills. Ich hatte schon einiges von der aufwändigen Liveshow der Amerikaner gehört, also war ich umso gespannter, mir selbst einen Eindruck verschaffen zu können. Leider hat Ganze bei mir so gar nicht gezündet und ich empfand die Show eher als Ablenkungsmanöver zum sonst sehr mittelmäßigen Metalcore der Fünf. Dieses ist natürlich nur meine persönliche Meinung und nicht allgemeingültig, aber das Thema Horrorshow bringen andere wesentlich charmanter rüber. Den Anwesenden scheint es sichtlich gefallen zu haben, denn Songs wie „The American nightmare“ wurden energisch abgefeiert.

Für mich hieß es aber ein kühles Blondes geschnappt und rüber auf die andere Seite zu Feine Sahne Fischfilet. Die ist immer Spaß und eine gute Zeit garantiert. Und die Fünf Mecklenburger haben auch diesmal nicht enttäuscht. Es herrschte ein durchgängiger Pogo in den ersten 50 Reihen, auch waren hier und dort einige Bengalos zu sehen. Da frage ich mich, wie die Leute diese an den Securities vorbei bekommen haben. Aber egal, alles fügte sich zu einem Bilderbuch-Exemplar einer Punkshow zusammen. Der Ritt ging über Songs wie „Geschichten aus Jarmen“, „Wir haben immer noch uns“ bis zum Abschluss des 50 Minuten langen Sets mit „Komplett im Arsch“.

Da es sich nun schon etwas dem Abend neigte, konnte Enter Shikari mit einer eindrucksvollen Bühneninstallation aus LED-Würfeln glänzen. Zur Begrüßung dröhnten knallharte, Dubstep-ähnliche Basswellen durch die Menge, da hätte auch jedes EDM-Festival bei neidisch werden können. Sofort sprang der Funke zwischen den Engländern und dem Publikum über, welches alles gab und gleich in eine Mischung aus Tanzen und Moshen überging. Ein wahres Feuerwerk an Post-Hardcore mit Elektro-Elementen wurde abgefeuert. Nach Spielereien mit den LED-Wänden, sprang Sänger Rou plötzlich inmitten der feiernden Menge hervor und performte innerhalb eines Circlepits den Song „Bloodshot“. Auch das Feature von Wargasm bei „The void stares“ blieb nicht aus. Das gab auf jeden Fall schon einmal einen kleinen Vorgeschmack auf deren späteres Set. Direkt nach dem Totalabriss mit Wargasm folgte auch schon „Sorry, you´re not a winner“, welches auch schon das Ende der Show einläutete.

Während die Rufe nach einer Zugabe von Enter Shikari über den Platz hallten, haben wir uns schon auf den Weg zu den Donots gemacht. Da ich die Ibbenbürener noch nie live gesehen hatte, war ich umso mehr gespannt. Und ich muss sagen, die Jungs konnten ab den ersten Tönen überzeugen. Die Stimmung war gefühlt sofort auf 180 und schon beim zweiten Song „Calling“ das Publikum gefühlt lauter als die Band. Weiter ging es mit einem Cover von Blurs „Song 2“. Es war echt der Tag der Coversongs… Nach einem kurzen Ritt durch die Diskographie stand plötzlich ein Dixi-Klo inmitten der Menge und Sänger Ingo obendrauf, umkreist von einem riesigen Circlepit. Das sieht man auch nicht alle Tage. Weiter ging der Abriss, bei welchem die Anwesenden der Band gefühlt jeden Ton aus den Fingern saugten. Bei dem nächsten Coversong „We´re not gonna take it“ machten wir uns dann schon auf den Weg zur kleinsten Stage in der Sputnikhalle und ließen den heimlichen Headliner des Abends die letzten Töne zu Ende spielen.

Auf der kleinen Greenhell Stage stand nun Wargasm. Selbst das frühere Verlassen der Donots hat nicht viel geholfen, denn die knapp 300 Personen fassende Sputnikhalle war schon brechend voll. Die gefühlte Sauerstoffmenge war schon während des Intros gefühlt bei null und… dann war auch schon Schluss. Nachdem die Band den ersten Song angestimmt hatte, stand jemand auf der Bühne, um die vernichtende Botschaft des Festivalabbruchs mitzuteilen. Dieser bat das Gelände, aufgrund einer Unwetterwarnung, umgehend zu verlassen. Diesem Aufruf kamen alle Anwesenden zügig nach, sodass wir nun zu den letzten Klängen der Dropkick Murphys das Festival in Richtung Innenstadt und unserer Unterkunft verließen.

Seht euch hier unsere Festivalbilder des zweiten Tages an:

 


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