The 6th son of Anderson Lee – Bangkok, Fuego 2017

Aus The Last One wurde übers Neujahr The 6th son of Anderson Lee, die nun endlich ihr offizielles Debüt Bangkok vorlegen.

http://the6thsonofandersonlee.com/

Einprägsame Gitarrenriffs, welche sich entweder immer wiederkehrend oder störrisch durch einen Song ziehen, bilden fast ausschließlich die Grundlage der einzelnen Stücke. Im ersten Lied gesellt sich schnell eine Schrammelgitarre dazu und die Wörter „Lust for Life“ stechen am deutlichsten aus dem Text des Openers „Keep your head up“ hervor.

Wie, vielleicht unfreiwillig, in diesem Stück Iggy Pop gehuldigt wird, ziehen sich Referenzen und Anspielungen, sei es musikalisch oder textlich, durch das gesamte Album. Soul, Punk, Country, Gospel, The Who, Dandy Warhols, Ramones, alles findet sich wieder und wird im Song „Whom the gods love die young“, in dem Sänger Nils seine (toten) Helden würdigt, verdichtet und auf einen vorläufigen Höhepunkt getrieben. In diesem Lied sticht der Name Joe Stummer heraus. Ähnlich, wie Stummer in seinem Solo-/Spätwerk, bedient sich Mastermind Nils (der das Album alleine aufgenommen hat, auf der Bühne, live, aber von einer bis zu 6-köpfigen Band unterstützt wird), alle Stile, die ihm einfallen, und misch daraus einen ganz eigenen Sound.

Daran muss sich der Hörer zunächst vielleicht gewöhnen, ebenso an den durchaus abwechslungsreichen Gesang, von ganz tief bis Falsett. Wer sich allerdings darauf einlässt, wird mit einer tollen Mischung belohnt, die sich nicht auf ein Genre festlegen (lassen) will. It’s only Rock’n’Roll and it’s great!

Spätestens aber mit dem dritten Lied – „Don’t make me run“, sollte das Album zünden. Es folgt das bereits erwähnte „Whom the gods love die young“ und das fantastische „Crystal Salt Tequila Shots“, das so relaxed rüberkommt, als wäre es nicht in der norddeutschen Tiefebene entstanden, sondern an irgendeinem Pazifikstrand.

Da wo andere Bands sich, vielleicht aufgrund von mangelndem Können und/oder Kreativität, in den Minimalismus flüchten, muss es bei Nils immer etwas mehr sein. Noch eine Gitarrenspur, noch ein paar Hintergrundinstrumente. Damit fordert Nils den Hörer heraus und verlangt ihm was ab, ohne es zu übertreiben. Welche Band hat heutzutage bitte schön noch den Mut, mit drei Gitarren auf die Bühne zu gehen und trotzdem einen glasklaren Sound abzuliefern? Genau, gar keine. Und darum rettet „Bangkok“ vielleicht nicht unbedingt die Rockmusik, aber, und das ist wichtig, es traut sich etwas, dass schon lange verloren gegangen ist! Auch Spaß, denn es muss nicht immer alles selbstmitleidig sein, und auch wer traurig ist, kann diese Traurigkeit immer noch mit einer Portion Würde, ja fast stolz, hinausrotzen. In diesem Sinne: „Keep it dark“ oder „Go to hell“, wie der geniale, Gospel/Country-angehauchte Abschlusssong des Albums heißt.

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