Norwegische Power im Schlachthof
Vergangenen Mittwoch traten Kakkmaddafakka und Gurr in der Bremer Kesselhalle auf.

Bremen. 20:00 Uhr. Die Kesselhalle ist noch überschaubar gefüllt, man wundert sich fast etwas über die geringen Besucherzahlen, wenn man an die Band des Abends, die für viel Action und Remmidemmi steht, denkt. Doch Zeit für Vewunderung hat man kaum, denn schon steht der Support-Act der Norweger auf der Bühne: Gurr. Ein junges, fancy Mädchen-Duo aus Berlin. Wo auch sonst kommen die jungen Wilden heutzutage meistens her, wenn nicht aus der Musikschmiede der Hauptstadt? Und wenn nicht dort geboren, wird dort eben hingezogen. Nun mag man den von Hipster gehypten Bands etwas skeptisch entgegentreten, muss man hier sagen, dass sie das Publikum überzeugen. Englische Texte, abstruse Bewegungen auf der Bühne, viel Energie von Sängerin Andreya, die stark an eine junge Debby Harry erinnert. Mag es einem wie ein Ritterschlag vorkommen, passt der Vergleich doch, denn die leicht kaputte, kratzige Stimme polarisiert und individualisiert ihre Lieder. Die Interaktion mit dem Publikum kommt etwas unbeholfen rüber oder soll es hip sein? Das wird sich wohl nie klären. Eine halbe Stunde spielt die Band Songs, die bis auf den Schlagzeuger aus Frauen besteht. Auch ein Bild, das man selten auf deutschen Bühnen sieht und doch ein Blick nach vorn. Wieso müssen denn immer Jungs auf den Saiten spielen? Mädels bekommen das genauso gut hin.
Während Gurr sich zügig von der Bühne verabschieden und die kurze Umbauphase durch trashige 90er Songs eingeleitet wird, erblickt man nun erstmals, dass sich in der Zwischenzeit viele Kakkmaddafakka-Fans eingefunden haben. Sowohl die Ränge als auch der Raum unmittelbar vor der Bühne sind voll. Gefüllt mit Leuten, die heiß darauf sind zu springen, tanzen und lachen. Denn wer schon einmal ein Konzert von Kakkmaddafakka besucht hat, weiß, dass die Band positiv bekloppt ist. Eine Band, die weiß, dass es sich gehört die komplette Bühne zu bespielen. Seitenränge? Kein Problem, auch diese sollen in der Show eingebunden und bestiegen werden. Gegen 21:00 Uhr wird der Saal dunkel, die „Einlaufmusik“ spielt ein. Eine Art Ritual bei der norwegischen Band. Dann kommen sie einzeln auf die Bühne gerannt, jubeln, nehmen ihre Plätze ein und beginnen zu singen. Und die hiesigen Karate-Moves von Sänger Axel Vindenes vollenden den Bandaufmarsch.
Schaut man sich auf den Rängen um entdeckt man Sängerin Andreya und Gitarristin Laura Lee von Gurr, die sich die ersten Momente des Auftritts auch nicht entgehen lassen wollen. Was darauf folgt sind 90 Minuten bunt gemischtes Potpourri aus alten Songs und Liedern und dem neuesten Album „KMF“, welches 2016 erschienen ist. Unter Grölen werden Songs wie „Touching“, „Your Girl“, „Restless“, „Fool“ oder „Galapagos“ gespielt und jeder Song trifft den Nerv der Fans ins Mark. Highlight, wenn nicht das ganze Konzert in sich eines ist, ist der Song „Is She“, bei dem der Mann am Klavier, Emin Kittelsen, die überdimensionale Flagge mit dem Schriftzug „KAKKMADDAFAKKA“ über die Bühne wehen lässt. Die beste Anekdote des Abends ist wohl, dass Sänger Axel Vindenes das allererste Mal von Bremen im Zuge von Werder Bremen, „the football club“, hörte. Und er lange Zeit dachte, die Stadt heiße auch so. Er wurde dann doch eines Besseren belehrt und musst selbst darüber lachen. Insgesamt war es eine schöne Mischung aus Performance und Interaktion mit dem Publikum und der Leichtigkeit, sich völlig gehen zu lassen.
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