„Moshpit, kein Abstand, keine Maske, Gänsehaut“

Olli Brock, Konzertveranstalter und Betreiber des Tower Musikclub, spricht im Interview über die Wiedereröffnung, Corona-Regeln, Konzerte und wie es weitergeht mit dem Club am Herdentorsteinweg. Eine Verlosung gibt es obendrauf.

Van Holzen im Tower.

Fast zwei Jahre sind es. Zwei Jahre ohne Konzert im Tower Musikclub. Die Corona-Pandemie verhinderte Konzerte. Musikbegeisterte, die die gerne Indie-, Rock-, Punk- oder Ska-Bands hören und live sehen wollen, mussten auf Auftritte im Club am Herdenstorsteinweg verzichten. Aber wann macht der Tower denn nun wieder auf? Unter welchen Bedingungen? Mit welchen Konzerten? Grund genug, mal bei Olli Brock, Betreiber des Tower Musikclub, des Pier 2 und des Malenchen im Viertel, nachzufragen. Und eine Verlosung für das erste Konzert im Tower gibt es obendrauf.

„Lass die Musik an“, steht außen am Tower Musikclub. Wann ist drinnen mal wieder was aus den Boxen zu hören?

Olli Brock: Wenn alles klappt wie wir uns das gerade denken, dann öffnet der Tower nach unglaublichen 589 Tagen (in Worten: fünf – hundert – achtzig – neun) – lass es  Dir bitte noch mal auf der Zunge zergehen: 589 Tage – am 22. Oktober um 20 Uhr wieder seine Toren und Türen. Und was soll ich sagen – wir haben keine Kosten und Mühen gescheut und haben zum Restart gleich ein ganzes Orchester verpflichtet. Das Berlin Boom Orchestra ist am Start, eine der besten Party –  Live Bands überhaupt – dem Anlass entsprechend.

3G, 2G oder gar keine Regeln? Unter welchen Bedingungen kommen Gäste wieder in den Tower?

Wir haben uns für die 2G – Regel entschieden. Und zwar unabhängig davon, was die aktuelle Verordnung gerade vorgibt. Auch wenn eine Lockerung möglich wäre, tragen wir Verantwortung für unsere MitarbeiterInnen und Gäste und werden daher bis auf weiteres erst einmal diese Regel anwenden. Alles andere an Lockerung ist uns zum jetzigen Zeitpunkt einfach in vielerlei Hinsicht noch zu unsicher.

Die größeren Bands und Künstler bekamen früh mit dem Club100 oder der Seebühne eine Plattform. Die kleinen Konzerte, von aufstrebenden Bands, von Geheimtipps aus dem Indie-, Rock-, Punk oder Folkrock-Bereich fehlten. Macht ihr im Tower genau das wieder?

Das erste Konzert im Club100 haben wir für unsere Kumpels von Milliarden organisiert. Die konnten so ihr neues Album per Stream vorstellen. Hätten sie ohne den Club100 nicht hin bekommen und ich sag jetzt mal, dass die bei einigen auch immer noch ein Geheimtip sind. Aber na klar – wir haben in Bremen kaum noch kleine Bühnen und Clubs für diese Art Bands von denen Du gerade sprichst. Und wir haben nach wie vor den Anspruch an unser Programm, dass die Leute in ein paar Jahren sagen können: da habe ich Band xy zum ersten Mal gesehen! Heute können das zB die 200 Leute erzählen, die damals beim Deichkind Konzert im Tower waren.

Wird es auch wieder Studentennächte, DJ-Abende oder Indie-Disco-Veranstaltungen geben?

Das wird es, allerdings nicht in der Regelmäßigkeit wie vor der Pandemie. Wir haben uns überlegt, unseren Fokus noch mehr auf Konzerte zu legen und wollen unseren Teil dazu beitragen, dass die Clubkonzerte in dieser Stadt nicht aussterben. Das heißt nicht, dass es gar keine Partys mehr im Tower geben wird. Aber eben nur noch, wenn wir und vor allem auch unser Publikum von dem Konzept überzeugt ist. Wir werden sicher ein bisschen was ausprobieren und haben auch schon einige Anfragen von anderen Partyveranstaltern, die sich in den Tower einmieten möchten.

Die Konzerte von Berlin Boom Orchestra oder 100 Kilo Herz stehen auf eurer Seite. Finden die statt oder müssen die noch verlegt werden?

Die sollen stattfinden! Und zwar so wie früher: Moshpit, kein Abstand, keine Maske! Party on, Wayne!

Der Tower sucht Leute für den Tresen oder die Garderobe – ist der Personalmangel so krass?

Notgedrungen mussten sich ganz schön viele Leute vom alten Team einen anderen Job suchen. Da kann man auch niemanden einen Vorwurf machen. Die meisten aus der Crew sind Studenten und die müssen halt schauen, dass die Miete bezahlt wird und der Kühlschrank einigermaßen gefüllt ist. Aber: 1x Tower Crew – immer Tower Crew. Für die Anfangszeit haben sich Leute angeboten, die schon vor ein paar Jahren aufgehört haben. Das hat mich total gefreut zu wissen, dass viele Leute von früher dem Tower noch verbunden sind und helfen wollen.

Auf was freust du dich am meisten, wenn der Tower wieder seine Türen öffnet?

Auf die erste Schlange am Einlass und auf den ersten Applaus wenn die Band die Bühne betritt. Das wird für mich persönlich glaube ich eine recht emotionale Angelegenheit und die Gänsehaut ist jetzt schon vorprogrammiert.

Was wird anders sein?

Wenn ich nach Hause komme, grinst mich mein Sohn an. Der ist jetzt fast 6 Monate alt, war also noch nicht am Start als der Tower das letzte Mal geöffnet hat.

Und wann spielen eigentlich Pearl Jam in Bremen?

Gute Frage. Vielleicht wenn es die erste Ausgabe von HB People als gedrucktes Magazin gibt ?! Das letzte Mal haben sie 2007 in Bremen gespielt. Allerdings nur Baseball im Bürgerpark einen Tag nach ihrem Gig beim Hurricane Festival. Das letzte und einzige Konzert war 1992 beim Go Bäng Festival auf dem damaligen Klöckner Gelände. Seitdem bin ich Fan! Leider spielen sie ja nur noch die großen Metropolen. Eins kann ich sagen: sollten die mal im Tower spielen, schließe ich den Laden sofort am nächsten Tag ab. Besser kann es dann eh nicht mehr werden.

Am Freitag, 22. Oktober, 20 Uhr, treten die Musiker von Berlin Boom Orchestra im Tower Musikclub auf die Bühne. Wir verlosen für das Konzert 3 mal 2 Tickets. Alles, was ihr tun müsst: Schreibt eine Mail mit eurem Vor- und Zunamen und dem Betreff „Berlin Boom Orchestra“ an pfa@hb-people.de – wir sagen euch Mitte nächster Woche Bescheid, wer gewonnen hat. Daten werden bei uns selbstverständlich nicht gespeichert. 


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