Hurricane in Scheeßel – der Regen ist allen egal!

Der Hurricane-Freitag in Worten unserer beiden Redakteure.

Foto: Jörg Kröger

Scheeßel. Tag 1 des Festivals beginnt, unsere beiden Redakteure schauen sich viele verschiedene Auftritte an. Das RFID-System klappt – zumindestens technisch. Das Gelände wurde schön hergerichtet und mit vielen Details versehen. Los geht’s!

(mak) The Mirror Trap (White Stage), 15:00 – 15:30 Uhr

Die sympathischen Schotten hatten die undakbare Aufgabe des Festival-Openers – und dann auch noch im Zelt. Die White Stage war relativ schlecht besucht, was u.a. an der starken Konkurrenz durch John Coffey liegen könnte. The Mirror Trap lassen sich davon kaum beeindrucken und spielten ein souveränes, gut zusammengestelltes Set. Ihre halbe Stunde Spielzeit füllen sie mit möglichst vielen Songs. Die Musik der Schotten ist rockig, teilweise eingängig und größtenteils radiotauglich. In der Band schlummert sehr viel Potenzial – kein Wunder, dass sie bereits Vorband für Placebo waren. Mir hat der Auftritt der Band sehr gut gefallen, ich kann sie mir aber auch auf einer deutlich größeren Bühne vorstellen. Gut möglich, dass wir The Mirror Trap in einigen Jahren auf der Red Stage oder der Blue Stage wiedersehen.

(mak) Mantar (Red Stage), 16:15 – 16:45 Uhr

Mit Bremen-Flagge auf der Bühne, geben Mantar eine halbe Stunde lang Vollgas. Was die beiden Musiker hier abliefern, ist ein echtes Brett. Vor allem ist es unglaublich laut! Mit Mantar wurde unser Bundesland beim Hurricane-Festival würdig vertreten. Meine Lieblingsmusik ist es dennoch nicht.

(mak) Counting Crows (Blue Stage), 16:45 – 17:30 Uhr

Die Counting Crows sind etwas in die Jahre gekommen, haben aber nichts von ihrer Bühnenqualität eingebüßt. Ihr Auftritt ist durchschnittlich, während des Sets spielen sie alle ihre wichtigen Songs. Vor der Bühne ist es überraschend voll und die Stimmung ist gut. Auch den Bandmitgliedern ist anzusehen, dass sie noch immer Spaß auf der Bühne haben. Durch das Publikum vor der Blue Stage fliegen währenddessen kleine Bälle – echte Festival-Stimmung eben.

(flo) Strung Out (Red Stage), 17:15 – 18:00 Uhr

Der Red Stage ist ein echtes Highlight am heutigen Tage. Zumindestens für alle Freunde des Punkrock und Krachs. Strung Out spielen seit über 20 Jahren flotten Punkrock, noch nie waren sie zuvor beim Hurricane. Trotz des sehr überschaubaren Publikums war die Stimmung gut und die Band aus Kalifornien bestens aufgelegt.

(mak) Big Sean (White Stage), 18:00-18:45 Uhr

Alter! Was geht hier denn ab?! Big Sean ist für mich bisher die absolute Überraschung des Tages. Das Zelt ist komplett voll, alle Springen und die Hände sind so gut wie immer in der Luft. Big Sean spielt nach etwas zu lang geratenem Intro ein unglaubliches Set, dass sein Publikum restlos begeistert. Bisher kannte ich den Rapper nur als Gastsänger auf dem aktuellen Fall Out Boy-Album. Heute hat er für mich den bis dahin besten Auftritt des Festivals abgeliefert.

(mak) LaBrassBanda (Green Stage), 18:30 – 19:15 Uhr

LaBrassBanda – wer, fragt ihr euch? Nicht schlimm, ihr habt nichts verpasst. Die bayrischen Musikanten versuchen, mit instrumental vielseitiger Besetzung, gute Stimmung zu machen und die landestypische Mundart auf die bundesweite Bühne zu bringen. Der Versuch ist überhaupt nicht mein Fall, das bayrische Getröte geht mir schon nach wenigen Minuten auf den Sack. Dabei beweisen Bands wie Moop Mama, dass es mit ähnlichem Konzept so viel besser geht. Jetzt aber schnell weiter, bevor ich noch den Anfang von Frittenbude verpasse.

(mak) Frittenbude (Blue Stage), 19:15 – 20:15 Uhr

Was ist hier denn los? Heftig, Frittenbude sind Stars! Die Aushängeschilder aus dem Hause Audiolith machen die Blue Stage komplett voll und sorgen pausenlos für gute Stimmung. Egal, ob sie alte oder neue Songs spielen, das Publikum ganz vorne, vor dem ersten Wellenbrecher (inmitten dessen ich mich befinde), springt dauerhaft umher. Dabei bilden sich immer wieder große Moshpits. Die Musik von Frittenbude ist dazu aber auch gut geeignet. Die Band spielt ein tolles Set, dass zum Party machen einlädt. Nebenbei macht die Band noch Werbung für ihr Ende August erscheinendes viertes Studioalbum. Einziger Wehrmutstropfen des ansonsten großartigen Auftritts – der bekannteste Song „Bilder mit Katze“ wurde nicht gespielt. Nach einer Stunde ist der Spaß leider schon vorbei. So, und ich gehe jetzt meine Rückenschmerzen vom Moshpit auskurieren 🙂

(flo) NOFX (Green Stage), 19:45 – 20:45 Uhr

Ja, schon wieder sind die Spaßrocker von NOFX beim Hurricane. Mittlerweile gehören Fat Mike und seine Band zu den Bands, die immer wieder kommen und man auch immer weiß, was man bekommt. So langsam wirkt Fat Mike zwar ein wenig in die Jahre gekommen, das tut der Musik aber nicht weh. Mit seinem Getränk in der Hand steht er da auf der Bühne, reißt den ein oder anderen Kracher, spielt aber vor allem besten Punkrock. Gerade der Anfang des Sets lässt die Herzen von NOFX-Fans höher schlagen, aber auch das Ende mit „Kill All The White Man“ weiß zu gefallen. Der Song „Creeping Out Sara“ durfte heute natürlich auch nicht fehlen, schließlich entstand der Text mit ein paar Andeutungen an „Tegan & Sara“ auf dem Hurricane im Backstagebereich.

(flo) Parov Stelar Band (Blue Stage), 20:45 Uhr – 22:00 Uhr

Für mich war der Name der Band bekannt, aber dass Parov Stelar dann doch ordentlich Leute zur Blue-Stage zieht, war ein kleiner Überraschungsmoment für mich. Noch unglaublicher war es dann, wie das Set die Menge mitgezogen hat. Durchaus beeindruckend, diese Mischung aus Elektro, House und Swing. Das wusste zu gefallen und hinterließ wohl bei allen ein tolles Konzert der tanzbaren Extraklasse.

(flo) Lagwagon (Red Stage), 21:00 Uhr – 21:45 Uhr

Nach Strung Out gab es mit Every Time I Die und Darkest Hour eine härtere Schiene, ab jetzt wird wieder der Punkrock die Bühne übernehmen. Lagwagon sind eines der Aushängeschilder von Fat Wreck Records und mittlerweile seit über 25 Jahren dabei. Eine der Lieblingsbands des Hurricane-Bookers, wie mir zu Ohren kam. Kein Wunder also, dass Herr Thanscheidt auch auf der Bühne steht und sich das nicht entgehen lässt. Ein solides Set, eine nette Band, die den Fankontakt sucht und ihn auch beim Crowdsurfen findet.

(mak) The Gaslight Anthem (Green Stage), 21:15 – 22:30 Uhr

Cool, wenn man inmitten von 20.000 Leuten vor der Green Stage gute Freunde trifft, mit denen man sich die nächsten Auftritte sowieso gemeinsam anschauen wollte. So geschehen am Freitagabend zu Beginn des Auftritts von The Gaslight Anthem. Das Konzert der Briten war im Vorfeld eines meiner Festivalhighlights – schließlich läuft das aktuelle Album „Get Hurt“ bei mir noch immer rauf und runter. Das Cover des Longplayers stellt auch gleichzeitig die Kulisse der Bühne dar. Die Musik ist ehrlich, authentisch und einfach schön. Dabei spielen sie überraschend viele alte Hits. Die Band wird ihrem Co-Headliner-Titel absolut gerecht. The Gaslight Anthem sorgen für 75 Minuten zwischen „Alter, ist das geil.“ und „Wow, ist das schön“.

(flo) Alt-J (Blue Stage), 22:30 Uhr – 23.45 Uhr

An dem Namen Alt-J kommt man derzeit nicht vorbei, die Band zeigt heute warum. Es ist sehr gut gefüllt, die Band im Schutze der Dunkelheit versteckt. Vereinzelt betonen Lichtelemente die Show. Mit gerade mal zwei Alben hat die Band es schon geschafft heute Co-Headliner und der wohl bekannteste Geheimtipp des Tages zu sein. Das Publikum scheint textsicher, was mich stark wunderte. Spätestens, als dann der Song „Left Hand Free“ kam, hat die Band die Herzen erobert. Vielleicht ist die Band doch schon bekannter, als ich es vorher einschätze.

(mak) Placebo (Green Stage), 23:15 – 00:45 Uhr

Das ist er! Der Headliner! Auf Placebo habe ich mich im Vorfeld riesig gefreut, entsprechend gespannt bin ich auf den Auftritt. Die Briten spielen ein routiniertes Set, das immer wieder zum Mitsingen einlädt. Natürlich fehlen die letzten großen Hits „Too Many Friends“ und „Loud Like Love“ dabei nicht. Placebo erzeugen mit ihrer Musik wunderschöne Momente und tolle Augenblicke. In der zweiten Hälfte des Konzerts spielen sie Klassiker wie „Song To Say Goodbye“ und „Meds“. Placebo machen Musik für Genießer. Schade, dass es während des Auftritts pausenlos geregnet hat, die Zuschauer vor der Green Stage ließen sich davon aber nicht beeinflussen. Die Bühnenshow der Band war – vorsichtig formuliert – unspektakulär. Sänger Brian Molko zieht den Auftritt ohne Überraschungsmomente oder Interaktionen durch.

(flo) Deadmau5 (Blue Stage), 00:45 Uhr – 02:00 Uhr

Auf Deadmau5 habe ich mich riesig gefreut, denn dies ist eine der exklusiveren Buchungen, auf die man sich immer beim Hurricane verlassen konnte. Deadmau5 ist definitiv Geschmackssache, aber der Auftritt konnte komplett begeistern. Trotz anhaltenden Regens waren viele Besucher in der Nacht gekommen, um die ungewöhnliche Show zu sehen. In einem großen Käfig beginnt Deadmau5 das exzessive Set, das von Anfang an zu einer riesigen Party mutierte. Stück für Stück öffnete sich das Showelement und der Mann mit dem Mauskopf stand da auf der Bühne. Ja, Deadmau5 und sein Elektroset haben das Publikum von Anfang an im Griff. Dabei haben alle so viel Spaß, dass es zwischendurch „Hey Ho’s“ gab und das Publikum wirklich alles gab, diesen Auftritt einmalig zu machen. Für mich persönlich der stärkste Auftritt des Tages, weil es einfach trotz Regen und Kälte eine unglaubliche Sause war!

(mak) Madeon (White Stage), 00:50 – 02:00

„Gehe ich jetzt noch zu Madeon? Ach, warum eigentlich nicht?“ Der 21-jährige Elektro-DJ aus Frankreich ist als Headliner der White Stage gebucht. Für gute Stimmung sorgt er auch, obwohl das Zelt längst nicht voll ist. Die geschätzen 2.000 Zuschauer bewegen sich zur Musik und lassen den Abend bei einem Bierchen entspannt ausklingen. Ein netter Abschluss des ersten Hurricane-Tages.

 


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