Hot Water Music – Light it up, Rise Records 2017

Fünf Jahre nach „Exister“ erscheint am 15. September 2017 der Nachfolger „Light It Up“ (Rise Records). Das Album wurde innerhalb von vier Wochen im Black Bear Studio in Gainesville, Florida aufgenommen.

Hot Water Music ist wie ein Leichtathlet in einer beliebigen Disziplin. Einmal einen Weltrekord aufgestellt, wird bei weiteren Wettkämpfen versucht die eigene Bestmarke zu toppen. Was nun mal selten gelingt. Oftmals halten Rekorde über Jahre. So ergeht es Chuck Ragan und Chris Wollard mit ihrer Band nun mit Light it up auch. Die eigene Messlatte wurde mit Alben wie No Division oder Caution so hoch gesetzt, dass sie nur schwerlich überboten werden kann.

Obwohl Light it up nicht ganz an die Großtaten der Vergangenheit heranreichen spielen Hot Water Music noch immer in ihrer eigenen Liga und stecken 90% aller anderen Punkrockbands locker in die Tasche. Bester Beweis ist gleich das erste Stück mit dem Titel Complicated. Wer dabei aber an ein Emorocker alter Schule denkt täuscht sich gewaltig. Hot Water Music sind politisch, wie selten zuvor. „Der grundlegende Gedanke des Textes beruht darauf, dass die sogenannte zivilisierte/westliche/erste Welt den Planeten zerstört! Sogar jene von uns mit den besten Absichten schaffen es nicht, den Unterschied zu machen, weil unser Leben und alle Umstände nun mal kompliziert sind. Im Kontrast dazu steht, dass jene Kulturen, die noch sehr einfach leben und eine Wertschätzung in ihr Land und ihre Umwelt legen, uns höchstwahrscheinlich alle überdauern werden – uns, die wir morgens aufwachen und als erstes unsere Twitter Feeds lesen“, sagt die Band.

Leider gibt das Niveau, mit dem darauffolgenden Titelsong etwas nach. Warum ausgerechnet dieses Stück repräsentativ für das Album sein soll, erschließt sich nicht, klingt es weitestgehend wie eine schlechte, härter gespielte Version eines Bad Religion Songs. Vielleicht auch ein Grund für die Positionierung an zweiter Stelle, damit es schnell  abgehandelt ist und das Album nun richtig losgehen kann. Doch spätestens mit dem vierten Stück, der Single Never going back, stellt sich das alte Gefühl ein. Hot Water Music haben es immer noch drauf. Ein Song, gemacht um die Fäuste in die Luft zu recken und die zumindest die OhOh-Chöre mit zu grölen – You Rest, You Rust, Trade Sorrow into Trust –  lautet die einfache, aber wirkungsvolle und wahre Aussage. Das darauffolgende Rabbit Key bedient sich beinahe derselben Stilmittel und lebt vor allem von Wollards Gesang, der sich mittlerweile noch deutlicher von Chuck Ragans unterscheidet. Es sind gerade die Stücke von Chris Wollard, die am ehesten Assoziationen mit anderen Genrebands zulassen, während Chucks Lieder mehr den alten Hot Water Music Spirit leben.  Bury your Idols handelt dann auch vom guten, altem „Kopf oben behalten“, egal wie scheiße es ist.

Mit Light It Up veröffentlichen Hot Water Music am 15. September ihr achtes Album. Zum ersten Mal ist die Band dabei ohne Produzenten ins Studio gegangen. Chris erklärt: „Wenn du im Studio einen kleinen Fehler machst, kann das ein Glückstreffer sein. Wenn du mit Produzenten arbeitest, muss man häufig viel ausdiskutieren. Live sind wir ja auch nicht perfekt“.

Alten Fans wird an diesem Album sicherlich vieles bekannt vorkommen, wenn auch längst nicht alles, denn die Grenzen werden in alle Richtungen – Punkrock und sogar hier und da ein paar catchy-poppy Momente – ausgelotet. Newbies hingegen wird ein gutes Punkrockalbum geboten, welches für so manchen vielleicht sogar einer Offenbarung gleichkommt. Viel falsch machen kann man mit Light it up wenigstens nicht.

 


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