Fragen über Fragen – Wie waren eigentlich Fjørt im Tower?

Post-/Hardcore in seinen unterschiedlichen Fassungen von zwei Bands in einem vollen Tower lassen unbeantwortete Fragen zurück.

Bremen. Ist es nun eine durchschnittliche Band mit guten Songs oder eine gute Band mit durchschnittlichen Songs? Und würden die Lieder auch ohne das sehr gute Zusammenspiel aus Licht, Nebel und Musik funktionieren, wenn nur ein Lichtspot auf die drei Musiker von Fjørt  gerichtet wäre? Würde ich mir die gleichen Fragen stellen, wenn es eine englisch singende US Band wäre? Keine der Fragen kann abschließend beantwortet werden. Fakt ist Fjørt machen in der Woche den Tower voll. Allerdings mit Musikhörern, die nicht aus sich rauskommen (wollen). Vielleicht auch, weil der Funke nicht komplett überspringt? Strenggenommen hätte der Saal auch bestuhlt sein können. Was natürlich überhaupt nicht an der Band liegt, die spielt laut und druckvoll auf. Liebt die großen Gesten und vor allem Einspieler vom Band. Ob der Großteil des Publikums aber im Stehen mit den Kopf nickt oder im Schaukelstuhl im Takt schaukelt ist an diesem Abend im Grunde egal. Lediglich die ersten paar Reihen versuchen sowas, wie ein Moshpit aufzuziehen, der dann irgendwie deplatziert wirkt.

Vor dem Song „Paroli“, so was wie der Hit, gibt es eine sehr gute und vor allem unpathetische Rede/Ansage gegen Pegida, AfD und Konsorten. Rhetorisch ganz stark, wie auch viele Songtexte der Aachener Band. Zurecht wahrscheinlich, eine der besten deutschsprachigen Punkalben des Jahres, die zwar mit „Kontakt“ etwas poppiger geworden sind, was den Songs aber gut zu Gesicht steht. Immer nur Geknüppel geht ja auch nicht klar. Nach knapp 90 Minuten ist dann Schluss.

Zuvor sorgte die Vorgruppe Ashes of Pompeii für eine kleine Überraschung. Vor ein paar Jahren nahmen diese Jungs Fjørt mit auf Tour und nun war es an der Zeit sich für diesen Dienst zu revanchieren. (Dies zeigt, wo Fjørt seine Werte hat und woher sie kommen.) Supportbands haben häufig einen schweren Stand, kaum einer hat Interesse daran, der Sound ist häufig mies und die Band oft einfach noch nicht bereit für eine größere Bühne. Ganz anderes Ashes of Pompeii, von der ersten Sekunde an, überzeugte die Band mit einer Mischung aus Postcore, Alternativrock und leichten Hardcoreausschlägen. Die dreißig Minuten gingen viel zu schnell vorbei. Und obwohl das aktuelle Album mittlerweile vier Jahre alt ist, lag eine Spielfreude in der Luft, die einfach Lust auf mehr Songs machte. Leider war der Sound (oder die Band?) nicht ganz so druckvoll, wie Fjørt, die einfach ein Brett gefahren haben, dafür waren Ashes of Pompeii an den Instrumenten verspielter und vielleicht musikalisch Abwechslungsreicher, als die Kollegen/Freunde von Fjørt. War am Ende des Abens allerdings eh egal.

Die meisten Gäste blieben bis zum Schluss und dürften nicht enttäuscht nach Hause gegangen sein. Zwei gute Bands, von der eine die bessere Band war und die andere besser gespielt hat. Vielleicht? Und da waren sie wieder, die Fragen.


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