Eskalationsstufe 040
Fettes Brot spielen zwei Tage locker und befreit im jeweils ausverkauften Pier2 auf - alles natürlich im Namen der Liebe.

Bremen. Nach einem Vierteljahrhundert Bandgeschichte sind Fettes Brot noch immer angesagt – momentan vielleicht mehr denn je. Obwohl ihr neues Album „Lovestory“ bei Kritikern vergleichsweise wenig Anklang fand, war ihr Tourauftakt im Pier2 in Windeseile ausverkauft. Prompt wurde er um einen Tag vorverlegt und die Hamburger spielten einfach noch ein zweites Konzert an Ort und Stelle – natürlich ebenfalls vor vollem Haus. Und auch wenn das Hip-Hop-Trio optisch ein paar Jahre älter geworden ist, haben sie doch an ihrer Spielfreude und Lockerheit auf der Bühne nichts verloren.
Bevor die Brote auf die Bühne dürfen, steht dort aber erstmal Rapper Mädness mit seinem DJ vor einer selbstgebauten Wohnwagen-Kulisse. Nach neun Jahren hat er dieses Jahr sein neues Album „OG“ veröffentlicht, zwischendurch hatte er eine gemeinsame Platte mit seinem Bruder Döll am Start. Diesen hat er auch im Pier2 dabei, nach einigen Solo-Tracks performen sie einige gemeinsame Titel wie „Ich & mein Bruder GbR“. Fun Fact: Döll trägt dabei einen Hoodie des Rappers Yassin, der am gleichen Abend ein paar Kilometer weiter im Tower auftritt. Insgesamt ist es ein 30-minütiger, durchschnittlicher Support-Act.
Anders ist es bei Fettes Brot: Björn Beton betritt als erster die Bühne und setzt sich vor einen großen Vorhang mit Abbildungen der Kirschen des Albumcovers auf einen weißen Stuhl an einen weißen Tisch. Er trägt das Intro zu „Ich liebe mich“ vor, schmeißt Tisch und Stuhl wütend beiseite, was gleichzeitig das Signal für die anderen Rapper ist, ihm auf die Bühne zu folgen. Vor dem zweiten Song „Wackelige Angelegenheit“ sind schon alle Arme in der Luft, als der große Vorhang fällt, springt das Pier bereits. Schnell zünden Fettes Brot die nächsten Eskalationsstufen, die Skala sei wie bei einem „Erdbeben“ nach oben offen, was auch gleich das richtige Stichwort für den nächsten Song ist.
Stillstehen ist unmöglich – was neben der Performance von Björn Beton, König Boris und Dokter Renz auch an der vierköpfigen Band aus DJ, Keyboarder und Percussionist, Bassist und Drummer liegt. Die Gruppe legt gewohnt locker, humorvoll und selbstironisch los. Romantisch Lieder werden mit Sex-Gags gemischt, das neue Album heiße schließlich „Lovestory“ und da solle jeder bekommen, was draufsteht. Sprüche sind gerne mal versaut und unter der Gürtellinie – „Zuckerbrot und Scheiße“ betitelt die Band das selbst.
Trotz besonders guter Stimmung bei Hits wie „Da Draußen“ oder „Du bist the Shit“ hat man nicht das Gefühl, die Fans würden nur auf die alten Songs warten. Dennoch sind die Fans bei Klassikern wie „Jein“ natürlich deutlich textsicherer, bei „An Tagen wie diesen“ singen sie den Chorus sogar dreimal komplett alleine. In ihre Songs bauen Fettes Brot Samples von Depeche Mode bis Billie Eilish ein, auch Ausflüge ans Saxophon sind keine Seltenheit. Das Maximum der Eskalationsstufen wird rechtzeitig in der zweiten Zugabe erreicht, als das vehement geforderte „Nordish by Nature“ natürlich noch gespielt wird.
„Ihr habt drei glückliche Männer sehr alt gemacht“, stellen Fettes Brot am Ende ihres Auftritts fest. Und sie geben ihren Fans noch mit auf den Weg: „Wenn heute Nacht Kinder gezeugt werden, nennt sie Björn, Boris und Martin“ Alles ist möglich – im Namen der Liebe.
Seht euch hier unsere Bildergalerie an!
Setliste vom 19. Oktober:
- Ich liebe mich
- Wackelige Angelegenheit
- Erdbeben
- Emanuela
- KussKussKuss
- The Grosser
- Geile Biester
- – How Gee Routine –
- Jein
- Deine Mama
- Für immer immer
- Da draußen
- Denxu
- Du bist der Shit
- Amsterdam
- Robot Girl
- An Tagen wie diesen
- Du driftest nach rechts
- Meh‘ Bier
- Bettina
- Schwule Mädchen
- My Way / Nordish By Nature
- Kannste kommen
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