Entwurzelt und entfesselt
Alice Merton ist am Mittwoch mit Support von Brockhoff im Modernes aufgetreten.

Bremen. „Den ohne Wurzeln trägt der Wind davon“, sangen Madsen im Jahr 2015 in ihrem Song „Kompass“. Die norddeutsche Brise hat Alice Merton, ein Jahr später mit ihrem Radio-Hit „No Roots“ (= „keine Wurzeln“) bekannt geworden, auf ihrer ersten Bremer Clubshow ins Modernes getragen. Dort präsentierte sie mit viel Leidenschaft Hits ihrer beiden Alben.
Vorab aber Bühne frei für Brockhoff. Die Hamburger Sängerin spielt trotz räumlicher Nähe ihren ersten Auftritt überhaupt in Bremen. Erst in diesem Frühjahr hat sie ihre Debüt-Single „2nd Floor“ veröffentlicht. Ihre gefühlvollen Songs zwischen Pop und Rock trägt die charismatische Sängerin mit dreiköpfiger Band vor. Sie überzeugt live auf der Clubbühne ebenso wie bereits im Sommer auf Festivals unter freiem Himmel – da wird es dann wohl nächstes Jahr Zeit für die erste eigene Show in Bremen.
„AM“ steht in großen Lettern auf der Bühne, heute ist dies nicht das Kürzel der Arctic Monkeys, sondern der in Deutschland geborenen Popmusikerin Alice Merton, die ihre Kindheit in Kanada verbrachte und in insgesamt vier Ländern aufwuchs. Ende 2016 ist sie mit dem Hit „No Roots“ sehr plötzlich berühmt geworden, dieses Jahr ist ihr zweites Album erschienen. Das Konzert im Modernes ist ihre erste Clubshow in Bremen, vor einigen Jahren hat sie auf der Breminale ein Konzert in der Stadt gespielt.
Die 29-jährige beginnt mit acht Songs ihres neuen Albums „S.I.D.E.S.“ am Stück, somit bekommen die Fans direkt viele der neueren Stücke zu hören. Beeindruckend und auffällig ist das durchgehend hohe Hit-Potenzial der Nummern, sie sind eingängig, catchy und befreit und gelöst vorgetragen. Trotz nur einer Gitarre ist die Musik meist rockiger als auf den Studioversionen, was nicht zuletzt auch an den präsenten Drums liegt, allerdings auch an saftigen Backing-Tracks. Im dunkel gehaltenen Bühnenbild wird eine schöne Lichtshow mit viel Nebel und LED-Scheinwerfern erzeugt.
Der Schwerpunkt in der Setliste liegt ganz klar auf den neuen Nummern, vor der Zugabe nach eine Stunde gibt es noch einen Schwenk zu den älteren Stücken „Funny Business“ und „Why So Serious“ des Debütalbums „Mint“. Der neue, noch unveröffentlichte Song „Waste My Life“ ist eine temporeiche Nummer mit klaren Synthie-Linien, die sofort gut ankommt, es folgt mit „No Roots“ der bekannteste Song des Abends, auf den hier viele gewartet haben.
Einzige Zugabe ist der Album-Abschluss „The Other Side“, der die Zuschauer*innen nachdenklich, aber hoffnungsvoll und optimistisch in den Abend entlässt. Wie bereits am Tag zuvor in den Pusdorf Studios, standen an diesem Abend zwei weibliche Acts auf der Bühne, die sich gegenseitig supporten. In Festival-Line-Ups sind Frauen nach wie vor oft unterrepräsentiert, es gibt aber nicht weniger Acts, man muss sie nur entdecken und fördern. Schön, dass Bremen dafür eine Bühne bietet!
Seht euch hier unsere Konzertfotos an:
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