Ennio und der perfekte Konzertstart

Der junge Newcomer und Durchstarter Ennio ist in der ausverkauften Aladin Music Hall aufgetreten.

ENNIO

Bremen. Die ideale Setliste zu basteln und den perfekten Einstieg zu finden, gehört für Musiker*innen sicher zu den größten Herausforderungen vor einer Live-Tour. Schließlich wird über den Song zum Auftakt nicht nur unter Fans gerne spekuliert, er ist auch einer der Schlüsselmomente, an den man sich in der Rückschau auf den Abend garantiert erinnern wird. Was ist also der richtige Weg? Ruhig loslegen, um sich anschließend zu steigern? Direkt einen Hit raushauen? „Spiel‘ deinen größten Banger zuerst“, raten befreundete Acts wie Majan und Provinz im humorvollen Intro-Film auf der Leinwand. Mit einem Knalleffekt loslegen? Gesagt, getan. Ennio ist in Bremen-Hemelingen heute „König der Nachbarschaft“.

Das ist der Weg. Keine Aufwärmphase, keine langsame Annäherung. Das Intro setzt ein, und sofort sind die Hände des jungen Publikums in der Luft, die Stimmung ist gelöst, es wird gesprungen. Der Plan funktioniert. Ennios zweiter Song „Wand“ greift diese Atmosphäre auf, eine „Wand aus Bass“ drückt in den Raum, der laute Gesang der Besucher*innen übertönt diese aber noch um Längen und ein schönes Gitarren-Solo rundet den Track ab. Auch das dritte Stück „Gift“ kennen selbst Gelegenheits-Fans.

Von denen sind aber nicht viele vor Ort, denn das Konzert ist trotz Hochverlegung aus dem Schlachthof ausverkauft. So sind es mehr die eingefleischten Fans, die sich rechtzeitig um ihr Ticket gekümmert haben. Mit seiner markanten, tiefen Stimme und eingängigen Texten zählt Ennio zu den gefragtesten Künstlern der deutschsprachigen Musikszene. Live bringt er seine Musik mit Gitarrist, Bassist und Drummerin eigentlich in Rock-Besetzung auf die Bühne, peppt sein Klangspektrum aber zusätzlich durch saftige Backing Tracks auf, was sie fetter produziert wirken lässt, sie aber stellenweise auch austauschbarer macht.

Bemerkenswert ist die Vielseitigkeit von Ennio mit einer Balance aus sentimentalen Liebesliedern und Turnup-Songs mit Moshpit-Potenzial. In der Mitte seines Sets präsentiert er ruhigere Lieder und unveröffentlichte Stücke wie „Blitzlicht“ Abwechslungsreich im Tempo ist er manchmal sogar innerhalb einzelner Songs – so startet „Unendlichkeit“ ganz langsam, und steigert sich immer weiter bis zur freudigen Eskalation im Publikum. Laute Chöre entstehen, als er wiederum ganz alleine am Keyboard sitzt und „Nirvana“ singt – und wo er dort schon sitzt, folgt im Lichtermeer aus Taschenlampen und Feuerzeugen „Kippe“.

In der Zugabe ist „Blaulicht“ zu hören – seine erste Single, mit der er vor genau zwei Jahren erstmals Provinz, Jeremias und Majan auf Tour begleiten durfte – bevor er heute Clubs und Hallen derselben Größe alleine ausverkauft. Das Mando Diao-Cover „Dance With Somebody“ hat den Hintergrund, dass Ennios erster Konzertbesuch bei der schwedischen Rockband stattgefunden hat. Nach gut 90 Minuten endet der Abend schließlich so, wie er begonnen hat: „König der Nachbarschaft“ wird nochmals voller Energie gespielt und setzt eine Klammer um ein Tourkonzert, über das sich sichtlich Gedanken gemacht wurde und dessen Konzept vollends aufgegangen ist.

Seht euch hier unsere Konzertfotos an:


Mehr Beiträge aus" Musik" zur Startseite

Ennio und der perfekte Konzertstart teilen auf: