Ein Wochenende abschalten

Eine Auszeit vom Alltag inmitten einer wunderschönen Atmosphäre mit starken Live-Konzerten hat das Forest Jump Festival Ende August in der Nähe von Salzwedel geboten.

Sommersonnenwende

Salzwedel. Geglücktes Jubiläum für das Forest Jump Festival. Bereits zum zehnten Mal hat der wunderschön gestaltete „Zauberwald“ als Kulisse für ein ganz besonderes Festival gedient. Das abgelegene Waldstück in Sachsen-Anhalt war für ein Wochenende Schauplatz für geschmackvoll ausgewählte Live-Musik, Energie auf und vor den Bühnen und ein besonders schönes, liebevoll und detailreich aufgebautes Gelände.

Nachdem das Festival vor einigen Jahren von einem auf zwei Tage erweiterte, gibt es in diesem Jahr erstmals zwei Bühnen. Wie im letzten Sommer steht die größere Stage, auf der vor allem die Bands auftreten, vor dem kleinen Waldstück neben dem Campingplatz. Neu ist die kleine Elektro-Bühne inmitten des Waldes, auf dem die DJ-Sets umringt von Bäumen unter einer Diskokugel stattfinden. Hier wird nachts gefeiert und getanzt, bis in der Ferne über den Feldern wieder die Sonne aufgeht.

Auf dem wunderschönen und mühevoll gestalteten Gelände gibt es viel zu entdecken. Zwischen die Bäume ist ein riesiges Netz gespannt, das zum Ausruhen einlädt. Aktiver ist es im belaufbaren Hamsterrad oder auf den Schaukeln, die in große Holzaufbauten gespannt sind. Vom Aussichtsturm aus Holz führt eine steile Rutsche hinab, es gibt einen Tischkicker und ein sich langsam drehendes Open-Air-Wohnzimmer mit Sofas, Bibliothek und Brettspielen. Besondere Lichtelemente lassen das Gelände besonders bei Dunkelheit magisch erstrahlen. Eine drehende Litfaßsäule mit Glitzerfolie zeigt die Line-Ups der insgesamt zehn Festivalausgaben in alphabetischer Reihenfolge. Auch die Theke und die „Frittenbude“ als Verpflegungsmöglichkeit sind aus Holz selbstgebaut. Über den Köpfen der Besucher vor der Bühne erstrecken sich an den Bäumen befestigte Lichterketten sternförmig zu einer Diskokugel in der Mitte.

Pünktlich zum Start des musikalischen Programms am Freitagabend beginnt leider ein durch Gewitter und Blitze in der Ferne schon angekündigter Regen. Die Besucher*innen sind aber vorbereitet, haben Regenjacken dabei und lassen sich davon nicht abschrecken – zumal auf der Bühne eine Band steht, die in den letzten Monaten bundesweit für Aufmerksamkeit gesorgt hat und die zufälligerweise aus Bremen kommt: Team Scheiße. Die Punk-Band macht aktuell gut Welle, es ist sehr voll vor der Bühne und sofort bilden sich erste Moshpits. Queeren Indie-Rock gibt es anschließend von Schrottgrenze, die Band setzt Statements für Vielfalt, Gemeinschaft, gegen Homo- und Transphobie und passt damit genau in das Verständnis des Festivals, während im Hintergrund die Stoffbanner in Regenbogenfarben leuchten.

Spielstark und energisch ist der Auftritt von Mia Morgan mit vollem Set und einer vierköpfigen Band. Viele Songs ihres kürzlich erschienenen Debütalbums „Fleisch“ spielt sie in ihrem einstündigen Auftritt, einige davon können live sogar mitgesungen werden. Einen zumindest musikalischen Kontrast gibt es mit Pöbel MC und seiner Rap- und Hip-Hop-Performance zur Geisterstunde. Ein großer „Flinta-Only“-Moshpit beschließt das genremäßig sehr durchmischte Programm des ersten Tages auf der größeren Bühne, bevor die Besucher*innen vor der Elektro-Stage zu verschiedenen DJs noch stundenlang weiterfeiern und bis weit nach Sonnenaufgang tanzen können.

Nachdem bis um 5 Uhr morgens Techno auf der Bühne lief, ertönen die Klänge bereits ab der Mittagszeit wieder. Bis zu ersten Band um 16 Uhr können die Gäste aufstehen, in den Tag starten, im Camp chillen und die verschiedenen Möglichkeiten auf dem Gelände nutzen. Isocult aus Dortmund legt als Duo mit Klängen zwischen Post-Punk und New Wave los, nach Nieselregel ist es pünktlich zum Konzertstart trocken. Einen der stärksten und druckvollsten Auftritte der letzten Jahre auf diesem Festival, spielt anschließend das Alternative-Rock-Trio Van Holzen. Der Auftritt ist fesselnd und packend und führt sich wie eine super spielstarke, sich immer weiter steigernde Clubshow an.

Bei Antje Schomaker zeigt das Publikum des Forest Jump Festivals dann, wie gut es springen kann. Sie trägt leidenschaftliche Pop-Musik mit Inhalt und Aussage vor und erzählt stolz, dass sie mit ihrem Song „Ich muss gar nichts“ in den Kategorien „Lieblingssong“ und „Lieblingskünstler*in“ beim Preis für Popkultur nominiert ist. Nochmal laut und krachend wird es abends mit Die Nerven, die mit wechselndem Gesang und einer gewaltigen Soundwand die Verstärker an ihr Limit bringen, bevor erneut bis in die Morgenstunden vor der DJ-Bühne getanzt werden kann.

Mit einem Frühstück auf dem Campingplatz endet für viele am Sonntagmorgen der diesjährige Festivalsommer nach einem wunderbaren Wochenende zum Entspannen, Feiern, Abschalten und Seele baumeln lassen. Im Forest Jump Festival steckt so viele Mühe, Arbeit und Liebe – es ist eine eigene, kleine, besondere Welt. Ein ganz persönliches Festival, das seine Bands nicht in Wellen, sondern einzeln bestätigt, bei dem man sich aber zu 100% darauf verlassen kann, dass jeder Act ein Treffer ist. Wir freuen uns schon jetzt auf ein Wiedersehen im nächsten Sommer!

Seht euch hier unsere Festivalbilder an:


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