Ein Spätsommerabend mit Freunden

Universeller Pop mit Folk- und Balkan-Einflüssen: Il Civetto spielen Anfang September unter freiem Himmel im Irgendwo.

Foto: Joris Felix

Bremen. Ein Abend im Mai 2011. Bereits aus der Ferne scheint der U-Bahnhof Schlesisches Tor in Berlin zu beben. Hypnotische Beats und Melodien elektrisieren die Luft, eine unwiderstehliche Anziehungskraft geht von dem historistischen Ziegelbau aus. Im Inneren des Bahnhofs beugen sich ein paar junge Musiker über ihre Instrumente und verwandeln die Szenerie binnen Minuten in einen Street-Rave. Schon bald drängen sich die Massen bis zur Straße und darüber hinaus, der Späti-Verkäufer kommt mit den Getränken nicht mehr nach.

Seit diesem und vielen weiteren Guerilla-Konzerten hat die Gruppe rund um Leon Keiditsch (Gesang), Dany Ahmed (Bass), Robert Kondorosi (Gitarre), Leon Bollinger (Schlagzeug & Percussion) und Lars Löffler-Oppermann (Klarinette, Saxofon, Keys) auf organische Weise eine überaus beeindruckende Entwicklung genommen, die nun in dem universellen Melting-Pop von neuen Stücken wie „Rio-Reiser-Platz“ und „Neonlicht“ ihren vorläufigen Höhepunkt findet – und mit „Späti del Sol“ im aktuellen Album von Il Civetto gipfelte.

Das erste, was auffällt: Alle neuen Songs sind auf Deutsch getextet. Eine Entscheidung, die dem stilistischen Multikulturalismus der Gruppe jedoch nur scheinbar entgegensteht. Mindestens so wichtig wie ihre musikalische Offenheit und Vielseitigkeit ist es Il Civetto nämlich, verstanden zu werden. In den Interviews zu „Facing The Wall“ (2019) war den Musikern aufgefallen, dass sie ihre Texte immer wieder ausgiebig erklären mussten – und wer will schon Pop-Texte erklären?

„Späti del Sol“ ist in Zusammenarbeit mit den Produzenten Ralf Christian Mayer (Cro, Clueso, Mark Forster) und Tim Tautorat (AnnenMayKantereit, Faber, Provinz) entstanden und im Mai 2022 erschienen. Im Herbst spielten sie in den ausverkauften Pusdorf Studios, hier könnt ihr unsere Bildergalerie des Abends ansehen. Diesen Sommer sind sie wieder unterwegs, am 6. September holen die KulturKraken sie nach Bremen ins Irgendwo. Tickets für das Konzert gibt es im Vorverkauf.

 


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