„Ein Neustart für uns alle“

Exclusive veröffentlichen nach vier Jahren ihr neues Album „Lieder für die Autobahn“ und haben dazu einige Fragen beantwortet.

Foto: Marco Fumolo

Bremen. Exclusive aus München haben sich für ihr neues Album viel Zeit genommen, um ihren Sound weiterzuentwickeln. Ihre Musik nennen sie nun Post-Pop, ganze 19 Titel umfasst das neue Werk „Lieder für die Autobahn“. Die fünfköpfige Band hat schon auf fast allen wichtigen Festivals des Landes gespielt und im Jahr 2013 den New Music Award gewonnen. Nach einigen ruhigen Jahren starten sie mit ihrem dritten Studioalbum jetzt wieder voll durch. Im Herbst gehen sie auf Tour. Wir haben mit Fabian Bottler (Gesang) und Johannes Wimmer (DJ) gesprochen.

Letztes Jahr habt ihr beim Summertime Festival in Wolfenbüttel das erste Mal seit mehr als zwei Jahren auf der Bühne gestanden. Wie fühlt es sich an nach so langer Pause?

Fabian: Es ist ein richtig geiles Gefühl. Neben der Vorfreude waren wir aber extranervös. Das muss man ehrlich so sagen. Auf der Bühne kommt die Sicherheit recht schnell zurück. Dann zieht man es durch und hat einfach nur Spaß. Natürlich ist es immer besonders, die Songs des neuen Albums zum ersten Mal live zu spielen. Vor allem mit so wenig Bühnenerfahrung in den letzten Jahren ist man unsicher, wie die neue Musik ankommt und ob die Songs so funktionieren. Vor Publikum ist es ganz anders als im Proberaum.

Auf eurem letzten Facebook-Post vor der Pause habt ihr angekündigt, euch zurückzuziehen, Urlaub zu machen und ein neues Album vorzubereiten. Was habt ihr tatsächlich gemacht in den zwei Jahren?

Johannes: Ich war lange in Asien unterwegs und unser Gitarrist ist eine Zeit lang nach Barcelona gezogen. Wir haben das neue Album vorbereitet und sehr viele Songs geschrieben. Mit denen hätten wir fast drei Alben aufnehmen können. Wir haben immer wieder neue Genres ausprobiert, experimentiert und uns musikalisch weiterentwickelt. Wir wollten etwas neues machen und das ist jetzt auch passiert. Irgendwann hatten wir das Gefühl, jetzt ist der richtige Zeitpunkt. Dann haben wir uns ein neues Team geholt und das Album an den Start gebracht.

Fabian: Nach dem zweiten Album aus 2015 war es eine schwierige Phase für die Band. Rückblickend haben wir manche Songs aufgenommen, wie wir es gar nicht wollten. Mit dem neuen Album haben wir uns mehr zu unseren Wurzeln zurückbesonnen. Es geht in die „Nachtmensch“-Richtung und ist wieder experimenteller. Wir finden, es ist ziemlich cool geworden und diese Freude hört man auch. Es hat uns nicht gut getan, dass wir vorher auch mal mit der Brechstange unterwegs waren. Das haben wir jetzt komplett abgelegt, daher ist das neue Album ein kleiner Neustart für uns alle.

Ihr sprecht von veröffentlichten Songs, die ihr selber nicht so machen wolltet. Seid ihr vom Label gedrängt oder beeinflusst worden?

Fabi: Nein, das nicht.

Johannes: Im Endeffekt hatten wir unsere Standards nicht gesetzt. Wir wussten nicht genau, wo wir hin wollen. Es war eine wilde Zeit, in der wir unterschiedliche Musik cool fanden, aber keine genau wusste, welche Linie wir verfolgen. Unser Label, Management und wir wussten alle nicht genau, wo es hingeht. Jeder ist in eine andere Richtung geschwommen.

War deswegen jetzt die Pause nötig?

Johannes: Ganz genau. Wir haben uns darauf besonnen, warum wir diese Band gegründet haben und warum wir gerne Musik machen. Wir sind zurück zu unseren Wurzeln gegangen.

Wie hat sich diese Pause auf euer Verhältnis zu eurer Musik und zur Musikindustrie verändert?

Fabian: Wir kommen aus dem Indie-Bereich und haben uns wieder dahin orientiert. Früher haben wir zwar auf Englisch gesungen, aber wir sind eine richtig typische Schulband. Uns gibt es schon über zehn Jahre. Wir haben jetzt wieder Songs geschrieben wie bei den ersten Momenten des „Nachtmensch“-Albums. Einfach frei und aus der Seele raus. Es hat Spaß gemacht, wir haben uns selber nicht mehr so ernst genommen und sind es lockerer angegangen. Wenn man sich zu sehr verkrampft, kann man keine fetten Songs schreiben. Das hat sich bei uns sehr verändert. Jetzt geht es wieder richtig los.

2013 habt ihr mit eurem Debütalbum den New Music Award gewonnen. Hatte das einen Einfluss auf eure Musik?

Fabian: Das hat uns richtig gepusht. Mega.

Johannes: Es war eine geile Zeit danach. Der Preis hat uns sehr geholfen, starke Festivalauftritte zu bekommen.

Fabian: Es war eine super intensive Zeit, weil so viel auf einmal kam. Die Single „Laufen Lernen“, plötzlich ist unser Album „Nachtmensch“ da. Von unserem Heimat-Radiosender Puls haben wir einen Bus mit Fans aus Bayern zum Award nach Berlin gesponsert bekommen. Das war für uns einfach genial. Es gibt nichts Geileres. Du machst ein Album, einfach weil du Bock hast, und plötzlich stehst du beim Newcomer-Award auf der Bühne und gewinnst. Das war die Krönung.

Johannes: Am Ende des Tages fragt doch jeder danach. Also du zum Beispiel gerade auch. Es spricht sich halt auch Jahre später immer noch rum.

Es war eben ein sehr renommierter Preis, der viele starke Bands hervorgebracht hat.

Fabian: Man muss aber auch ehrlich sagen, auch wenn viele Leute es nicht gerne hören werden, dass dieser Newcomer-Award meiner Meinung nach an Renommee verloren hat. Am Anfang haben Bonaparte, OK Kid und Kraftklub ihn gewonnen. Danach wurden die Bands, die den Preis bekommen haben, auch so schon von den Sendern sehr gepusht. Aber so bekannt wie Kraftklub ist mit Abstand keiner mehr geworden.

Johannes: Kraftklub war und ist immer noch eine Ausnahmeband.

Vor drei Jahren haben dann Kytes gewonnen, die wir ihr aus München kommen.

Johannes: Das sind sogar Kumpels von uns. Es ist auch schön, dass in München etwas passiert. Die Stadt hat in den letzten Jahren einen größeren Stellenwert gewonnen. Mehr Bands kommen daher und die Szene ist ein bisschen cooler geworden. Eine Zeit lang war München wirklich langweilig. Es gibt jetzt wirklich wieder super Bands aus München und in der Stadt geht musikalisch wieder was.

Im letzten Sommer habt ihr zwei Auftritte mit neuen Songs gespielt. Ging es da noch um die Auswahl für das Album?

Johannes: Zu dem Zeitpunkt war das Album schon fertig. Wir hatten es aber nur unseren Freunden und engsten Bekannten gezeigt und haben bei den Auftritten geschaut, wie es beim Publikum ankommt. Das Gesamtkonzept soll stimmen. Uns sind auch unsere Musikvideos wichtig, und wir achten darauf, wie wir als Persönlichkeiten, Charaktere und Musiker auftreten. Live können wir aber ganz direkt schauen, wie unsere Songs bei Leuten ankommen, die sie überhaupt nicht kennen.

Wann hat ein Song den Live-Test bestanden?

Johannes: Er muss sich gut anfühlen. Wenn das Publikum und wir Spaß haben, ist es richtig. Wir achten auch darauf, wie wir unsere Setlist ideal gestalten und sind nach Auftritten manchmal kritisch, was wir besser machen können. Es geht uns auch um die Live-Show. Für das Album haben wir jeden Song speziell ausgewählt und ihn für gut befunden. Die stehen jetzt fest. Live können wir uns dagegen verändern und wollen immer besser werden.

Fabian: Mit neuen Songs ist es live am Anfang immer schwierig. Wann findet man einen unbekannten Song sofort richtig gut? Wenn ich dir jetzt einen neuen Song vorspiele, wann könntest du ihn mitsingen? Richtig geil wird er erst nach mehrmaligem Hören, wenn er sich eingeprägt hat. Erst dann findet man ihn richtig gut. Mit neuen Songs ist es live also viel verlangt vom Publikum. Wenn du ein neues Album rausbringt und Shows ganz am Anfang spielst, hören die Leute zwar interessiert zu, fragen sich aber, wann bestimmte Songs von früheren Alben kommen, die sie schon kennen und gut finden. Deshalb achten wir live darauf, wie wir unsere Musik gut rüberbringen und inszenieren können.

Euer neues Album heißt „Lieder für die Autobahn“. Was macht für euch ein Song aus, den man gut beim Autofahren hören kann?

Fabian: Gute Frage, da hast du mich jetzt eiskalt erwischt.

Johannes: Die guten Fragen erkennt man daran, dass man keine Antworten hat.

Fabian: Einen solchen Song macht aus, dass man sich nicht krass konzentrieren muss, um ihn zu checken. Es gibt ja auch sehr kryptische Musik. Oder eben lockere und groovige Songs. Unser Album ist meiner Meinung nach perfekt, um einfach eine gute Zeit zu haben. Deswegen verdient es den Namen „Lieder für die Autobahn“. Es ist das Gefühl, das ich schon immer haben will. Ich möchte keine Musik machen, die anstrengend ist oder für die man sich sehr fokussieren muss, sondern die man cool findet, dazu nickt oder tanzt.

Johannes: Ich stehe bei Alben sehr auf Gesamtkonzepte. Deshalb sehe ich schon, dass es mir Spaß macht, das Album komplett von vorne bis hinten durchzuhören. Der Hörer wird ab dem ersten Song an die Hand genommen und ist am Ende immer noch dabei. Es wird aber nicht offensichtlich erklärt, worum es in den Liedern geht, sondern man wird eher geleitet. Zusätzlich hört man ein Album beim Auto fahren anders als zu Hause, da man sich auf weniger Dinge gleichzeitig konzentriert.

Fabian: Wir haben es das erste Mal geschafft, einen roten Faden komplett durchzuspinnen. Das Album ist ein Gesamtwerk. Es ist super, dass es uns so gelungen ist. Am Anfang wussten wir im Studio nicht genau, worauf wir uns einlassen. Wir kannten zwar die Jungs, mit denen wir zusammengearbeitet haben und verstehen uns sehr gut mit ihnen, aber hatten zu Beginn keinen konkreten Plan. Wir wussten nur, dass wir es unbedingt in München aufnehmen wollten.

Das letzte Album habt ihr in Berlin aufgenommen, warum jetzt in München?

Fabian: Für uns war es ideal, weil wir dort wohnen. So haben wir unsere Freunde und Freundinnen in der Stadt, wir können Off-Days einlegen, unseren Sport machen. Man hat andere Möglichkeiten, auch mal abzuschalten. Das ist sehr wichtig in einer Produktion. So war auch nicht jeder die ganze Zeit im Studio, die Aufnahmen gehen viel flüssiger und einfacher.

Wie beschreibt ihr den Stil der neuen Songs in wenigen Worten?

Fabi: Ganz einfach: Post-Pop.

Habt ihr nach der Veröffentlichung für den Herbst eine Tour geplant?

Fabi: Genau, im Herbst spielen wir einige Konzerte. Mal schauen, was mit dem neuen Album alles passieren wird. Auf die Tour habe ich mega Bock. Es gibt nichts Geileres im Leben. Du hast deine besten Freunde um dich und fährst in einem Bus durchs Land um deine eigene Musik zu spielen vor Leuten, die dich dafür feiern. Was kann es besseres geben? Das ist das Schöne am Bandleben. Wir kennen uns zum Teil seit der Krabbelgruppe und sind eine Familie geworden.

Das dritte Studioalbum „Lieder für die Autobahn“ von Exclusive ist am 17. Mai erschienen und kann auf allen gängigen Kanälen gekauft oder gestreamt werden. Die Live-Termine für den Herbst folgen im Kürze.

 


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