Eamon McGrath – Guts, Uncle M, 2019

Eamon McGrath veröffentlicht am Freitag sein Album Guts bei Uncle M. Wer es gerne düster mag, sollte jetzt weiterlesen.

Wer Eamon McGrath bei Youtube sucht, stößt schnell auf zwei Videos, in denen ein junger Punkrocker, mit wildem Haar und einer Dose Bier vor sich stehend, in einer U-Bahn Station oder vor einem Getränkeshop sitzend, seine Songs auf einer Akustischen schrammelt und sich die Seele aus dem Leib singt. Das ist ein paar Jahre her.

Auf dem Cover seines neuen Albums sind Haare und Bart nun kürzer und gepflegter. Auch die Musik hat sich verändert, ist komplizierter, voller und arrangierter. Damit hat Eamon ein kleines und düsteres Kleinod geschaffen, (Tipp: Hört Euch das Album alleine in einem dunklen Zimmer an! – Unglaublich), welches mit jedem Hören wächst.

Zunächst überstrahlt das Eröffnungs- und Titelstück „Guts“ noch alles, ist das vielleicht eingängigste Lied, mit dem (vermeidlich) größten Ohrwurmpotential. Das Stück handelt davon, wie eine Welt ohne Frauen aussehen würde. So viel sei schon mal verraten; eine gute Welt wäre es nicht. Dementsprechend schwingt eine große Portion Melancholie und an manchen Stellen auch Wut, in diesem Song mit, die sich schlussendlich durch das ganze Album trägt.

Wie „Guts“ startet auch das darauffolgende „City by the Lake“ mit einem leisen Klaviermotiv, ehe sich ein E-Gitarrenschwall, wie eine alles unter sich begrabene Welle, über die zarte Melodie legt und das Lied nach Hause bringt. „Yellow Sticker On An Empty Fridge“ wartet mit tiefergestimmten E-Gitarren und einer lauten Basslinie auf. Ein dunkler Heatlandrock Song. Leider sind im Booklet keine Texte abgedruckt, um die wohl komplexen Geschichten besser zu verstehen. Bevor das Album zu Gitarrenlastig wird, eröffnet „Given Up“ mit einer Orgel, die von einer traurigen Steelguitar unterstützt wird. Im Prinzip reichen diese beiden Instrumente (und die wunderbare zweite Stimme), um eine Gänsehautstimmung zu erzeugen. Und damit ist die ganze Faszination, die diese Musik ausmacht, bereits erklärt. Ein starker Song, bleibt schlichtweg ein starker Song und bedarf keinen aufgepumpten Sound.

Ab der zweiten Hälfte wird das Tempo zunächst etwas angezogen. In „City Of Glass“ werden die E-Gitarren noch mal vorgeholt und am Ende gar mit Streichern ergänzt, die ganz und gar nicht süß und klebrig (Grüße gehen an dieser Stelle an Bruce Springsteen raus), sondern wütend und aggressiv klingen.  „Unsung Warsong“ ist, wie der Titel vermuten lässt, an einen Aufmarsch vor einem Gefecht erinnern. Und „To Drink Only Water“ greift die alte Tante Melancholie wieder zu, um einen nach unten zu ziehen, ganz tief unten, wo noch niemand war. Ein Klagegesang der guten Sorte. Schließlich kommt mit „In Like A Lion“ doch noch sowas wie ein versöhnlicher Abschluss auf das Album. Im dazugehörigen Video spielen unter anderem Bob Dylan, Bruce Springsteen, Velvet Underground und David Bowie eine kleine Rolle. In dieser Tradition reiht sich nun auch Eamon McGrath ein.

Eamon McGrath verbindet auf „Guts“ Folk, Country und Heartlandrock, drückt alles ganz tief in einen dunklen See und taucht mit acht Liedern wieder auf, die die dunkle Seite meiner Seele umarmen, sie streicheln und zu sagen scheinen: „Du bist nicht allein.“

Wer Eamon live sehen will hat im Herbst gleich zwei Möglichkeiten. Am  10. Oktober 2019 bei einer Fair Weather Show in der Capri Bar (wo er am 1. Mai diesen Jahres bereits einmal überzeugen konnte) und einen Tag später in Bremerhaven im Kapovaz. Beide Konzerte sind hiermit wärmstens an Herz gelegt!

 


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