Deutschlands traurigster Schnulzensänger zu Gast im Schlachthof.

Sänger Maxim und sein Support ROBB aus Wien verzauberten eine nahezu ausverkaufte Kesselhalle.

Bremen. Samstagabend. Die Kesselhalle der Schlachthofes bis auf den letzten Platz ausgefüllt, gebannt wartend auf Maxim. Einen der deutschen Popsänger der heutigen Zeit. Seine Texte emotional, ehrlich und manchmal eben auch unangenehm. Nicht die Songs selber, sondern die Themen, die sie behandeln. Schnelllebigkeit der Gesellschaft, Unachtsamkeit, Despression. Maxim schafft es in seinen Werken aktuelle Themen der heutigen Generation zu verarbeiten. Doch dazu später mehr.

Denn sollte man seinem Support ROBB aus Wien auch eine Menge Aufmerksamkeit zukommen lassen, wenn es nach uns geht. Der junge Mann betritt minimalistisch besetzt mit Keyboarder und Schlagzeuger die Bühne. Er begrüßt das Publikum und dieses begrüßt ihn so herzlich als sei es Maxim selbst. Darauf folgt feinfühlige, reduzierte Popmusik mit Einflüssen auf dem Soul, dass man schnell denkt, der Mann komme aus den Staaten. Aber ganz bestimmt nicht aus Österreich. Nach jedem Song erntet er lauten Applaus, den er sich zurecht verdient hat. Die 30 Minuten Spielzeit kommen einem viel weniger vor, möchte man doch etwas mehr von ihm hören. Was an diesem Abend nicht möglich war, kann im Januar nachgeholt werden. Am 20. Januar kommen ROBB zurück nach Bremen. Dort werden sie mit The Ruffcats, bekannt von Produktionen mit Flo Mega, in der Lila Eule auftreten. Wir werden auf jeden Fall vorbeigucken.

Kurze Zeit später verdunkelt sich die Bühne. Feine Strahler lassen Lichtblitze durch das Publikum fließen. Nach und nach stellt sich die Band auf der Bühne auf bis zuletzt Maxim selbst zum Vorschein kommt. Ohne Begrüßung wird direkt mit „Pille aus Luft“ begonnen, darauf folgt dann die erwartete Begrüßung durch Maxim. Genauso spannend wie für das Publikum muss es für Maxim selbst sein, ist es zwar nicht sein erster Auftritt in Bremen, aber der Tourstart zu seiner „Das bisschen was wir sind“-Tour. Darauf folgen die Songs „Haus aus Schrott“ und „Willkommen im Club“. Weitere Songs folgen und Maxim fängt an zu erzählen. Erzählungen über alles Mögliche. So erzählt er unter anderem von seinem Besuch in New York im vergangenen Jahr. Er sagt man müsse sich anpassen, den Gegebenheiten. So sehe man überall in der Stadt T-Shirt Stände, darauf stapelweise „I ♥ New York“ T-Shirts. Und Touristen würden sich nach kürzester Zeit eins davon kaufen. Sie lieben die Stadt. Die haben das Prinzip der Liebe verstanden, so Maxim. Darauf folgt passenderweise der Song Tourist, den er zusammen mit Marteria aufgenommen hat, der aber an diesem Abend leider nicht dabei sei. Weitere Anekdoten folgen, darunter auch ernste Anliegen, so wie die Ansprache über die AFD und dem darauffolgenden Song „Wut“. Aber natürlich darf auch ein Song wie „Meine Soldaten“ nicht fehlen. Später betitelt er sich selbst als „traurigsten Schnulzensänger Deutschlands“ und dass er diesem Titel nun alle Ehre machen müsse. Dies tut er mit dem Song „Autsch“, dem noch die aufmunternden Worte Maxims „Es wird anstrengend.“ vorstehen. Weitere Songs folgen, die einen Querschnitt durch die Gesellschaft bilden. Er besingt Depression, Vergänglichkeit und Scheinwelten, in denen wir uns allzu oft verstecken. Er berührt und rüttelt wach. Untermalt mit sehr tanzbaren Beats, die dem ganzen eine gute Prise Ironie einverleiben. Nach der regulären Spielzeit ruft er das Publikum zur „Zeremonie“ auf, womit nichts anderes als euphorische Zugabe-Rufe gemeint sind. Dem kommt das Bremer Publikum gerne nach. Nachschlag gibt es dann in Form von „Rückspiegel“ und „Scherzkerzen“. Nach guten 90 Minuten ist es endgültig vorbei. Die Band verbeugt sich und darf ein letztes Mal in dem Applaus der zufriedenen Zuschauer baden.


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