Der Samstag beim Hurricane Festival: Gefeierte Headlinerin und exklusive Releaseshow

Avril Lavigne bringt 2000er-Nostalgie auf das Festival, K.I.Z. haben dagegen ganz neue Musik dabei, die sie zunächst nur in Scheeßel vorstellen.

K.I.Z, Foto: Jörg Kröger

Scheeßel. Am längsten Tag des Hurricane Festivals gab es gestern 14 Stunden lang Musik aus verschiedenen Stilrichtungen auf vier Bühnen. Bei angenehmen 20 Grad und einem Sonne-Wolken-Mix, eigentlich perfektes Wetter für ein Festival dieser Größe, gibt es über 30 Auftritte von nationalen Newcomern bis zu internationalen Headlinern. Unser Tag im Live-Blog.

12:00 Uhr: Sea Girls auf der Forest Stage: Mitklatschen in der Mittagssonne – für das britische Quartett zwischen Indie-Pop und Alternative-Rock lohnt sich der frühe Gang vor die Hauptbühne. Sie strahlen ganz viel positive Energie aus, präsentieren einige gut gelaunte Hits und mehrere Stücke ihres frisch erschienenen Albums „Midnight Butterflies“. Technisch läuft mit den flächengebenden Samples nicht alles rund und der Song „Come Back To Me“ muss nach drei Ansätzen übersprungen werden, doch der Motivation der Band schadet das kaum – vor allem, Gitarrist Rory Young zuzusehen, ist die pure Freude. Mitsingen, mittanzen und mitfühlen.

13:00 Uhr: The Subways auf der Forest Stage: Es bleibt bei temporeicher Rockmusik auf der Hauptbühne. The Subways sind kleine Lieblingsgäste im Programm deutscher Rockfestivals und ein Garant für Stimmung und gelungene Shows. Wechselnder Gesang zwischen Charlotte Cooper und Billy Lunn, der obendrein gleich beim ersten Song mit seiner Gitarre auf die Bassdrum springt. Ein energiereiches Trio und 45 Minuten temporeicher Spaß. Viele Besucher*innen tummeln sich schon auf dem Gelände, bei angenehmen Sonnenstrahlen ist der Platz gut gefüllt.

13:30 Uhr: Aaron auf der Wild Coast Stage: Sein Song „streetsmart“ läuft schon das gesamte Festival über zwischen den Auftritten, während auf den Leinwänden die Tourdaten verschiedenster Künstler*innen durchgegeben werden. Am frühen Samstagnachmittag steht Aaron dann selber mit dreiköpfiger Band auf einer der Hurricane-Bühnen und präsentiert ebenjenen Song live. Das Zelt ist ungefähr zu einem Drittel gefüllt und das Publikum zeigt sich textsicher bei Songs wie dem Opener „atmen“.

13:45 Uhr: Kabinett auf der River Stage: Ursprünglich sollte jetzt Becky Hill auf der River Stage spielen, die ihren Auftritt leider spontan absagen muss. Dafür rutschen die SofaConcerts-Contest-Gewinner Kabinett einen Slot nach hinten. Was für ein Traum für die junge Mannheimer Indie-Rock-Band, plötzlich in der schönsten Mittagssonne auf der zweitgrößten Bühne zu stehen. Synth-Flächen, angezerrte Gitarren, rauchige Vocals – die junge Band tritt trotz der Aufregung mit junger Leichtigkeit auf – macht richtig Spaß zu sehen!

14:15 Uhr: Team Scheisse auf der Mountain Stage: Alle lieben Team Scheisse! Viele Besucher*innen laufen schon seit gestern in Shirts der Bremer Punk-Combo über das Festival. Sänger Timo ist stimmlich etwas angeschlagen, den ersten Song „Verjubel all mein Cash“ unterbricht er für eine kurze Ansage zu Awareness und Achtsamkeit aufeinander. Es folgt eine wilde Aneinanderreihung kurzer Punk-Nummern. Pits, Spaß und noch mehr Abriss.

14:45 Uhr: The Last Dinner Party auf der Wild Coast Stage: Die fünf Frauen aus London kamen mit großen Vorschusslorbeeren nach Deutschland, und wurden diesen vollends gerecht. Der britische „Guardian“ nannte die Gruppe Anfang 2024 schon „die meistgehypte Band des Jahres“, von der BBC wurden sie zum „Sound 2024“ gewählt. Musikalisch vielfältig zwischen Indie- und Art-Rock unterwegs, werden sie den Erwartungen vollends gerecht, es ist eine intensive und abwechslungsreiche Dreiviertelstunde in der etwas stickigen Zeltbühne.

15:30 Uhr: Simple Plan auf der Forest Stage: Ein Teenie-Traum für viele hier. Simple Plan aus Kanada spielen ein Best-Of aus über 20 Jahren Bandgeschichte bei strahlendem Sonnenschein auf der Hauptbühne. Neben ihren zahlreichen eigenen Hits covern sie „All Star“ und „Mr. Brightside“ – eingängig, begeisternd, und jede*r kann mitsingen. Das ist leicht, locker und macht extrem viel Spaß! Eine Runde Crowdsurfen des Schlagzeugers zum Abschluss – und schon ist eine nostalgische bis unterhaltsame Stunde vorbei.

17:15 Uhr: Leoniden auf der Forest Stage: Nachdem sie noch vor wenigen Jahren auf der Mountain Stage abgerissen haben, entern die Leoniden heute die große Forest Stage zur besten Auftrittszeit. Ehrlich aufgeregt, extrem spielstark, glücklich und dankbar, liefern sie einen der besten Auftritte des Tages. Ein irres, anziehendes Feuerwerk, die Füße werden wie von selbst vom Boden abgestoßen. Ruhiger wird es, als ein Piano in die Mitte des ersten Wellenbrechers getragen wird und Sänger Jakob einige Songs anstimmt, die jede*r hier mitsingen kann. „Pyrotechnik ist kein Verbrechen“ – so hören wir den diesjährigen Campingplatz-Dauerbrenner wenigstens mal von einer Stimme, die dieses Wort auch verdient hat. Zum Ende des Auftritts geht es zurück in den wilderen Moshpit – das macht Vorfreude auf das neue Album im August und die große Tour im Herbst.

18:00 Uhr: Tom Odell auf der River Stage: Der britische Singer-Songwriter und Pianist sitzt am Piano auf der zweitgrößten Bühne. Inbrünstig und leidenschaftlich haut er in die Tasten und springt auf seinen Flügel. Sehr stilvoll im Anzug und mit Sonnenbrille, ergibt sich ein stimmiges Gesamtbild. Nach einem Gastauftritt von Alice Merton beim gemeinsamen Song „Half As Good As You“, kommt Sängerin Abigail Morris von The Last Dinner Party für ein Cover-Duett von Elton Johns „Tiny Dancer“ auf die Bühne. Abschließend warten viele auf den Mega-Hit „Another Love“ – den hatte Tom Odell schon bei seinem letzten Auftritt vor einigen Jahren dabei, heute hat er nochmal eine ganz andere Intensität.

19:00 Uhr: Paula Hartmann auf der Mountain Stage: Einmal pro Jahr verschätzen sich die Veranstalter*innen des Hurricane Festivals komplett, was die Beliebtheit einzelner Künstler*innen angeht – das hat Tradition. Nach Kummer in 2022 und Nina Chuba in 2023 haben sie in diesem Jahr Paula Hartmann für die kleinste der drei Outdoor-Bühnen angesetzt. In einem Bühnenbild, das wohl die Fassaden von Paulas Heimatstadt Berlin darstellt, liefert die Wahl-Hamburgerin ein energievolles Konzert ab. Mit Songs von ihren beiden Alben „Nie verliebt“ und „kleine Feuer“ reißt sie das Publikum, das sich bis zur River Stage erstreckt, mit. Passend zum Titeltrack ihres neuen Albums geht das Bühnenbild in Flammen auf. Es überrascht nicht wirklich, als Makko für den gemeinsamen Song „nimm mit“ die Bühne betritt. Bereits eine Dreiviertelstunde später bespielt der Berliner Musiker schließlich selber die Mountain Stage.

21:45 Uhr: Avril Lavigne auf der River Stage: Voller Andrang bei der heutigen Headlinerin, die internationales Flair mitbringt und 2000er-Nostalgie erzeugt. Auf Greatest-Hits-Tour versetzt sie viele Fans zurück in frühere Zeiten. Die Pop-Punk-Ikone spielt mitreißende Hits, die eine ganze Generation geprägt haben, und die hier entsprechend fast jede*r mitsingen kann. „Complicated“, „My Happy Ending“, „What The Hell“ und natürlich „Sk8er Boi“ lassen auch zwei Jahrzehnte später kein Bein stillstehen. Sogar ein kanadisches Feature bekommen die Fans zu hören: Mit Simple Plan-Sänger Pierre Bouvier performt sie deren Song „Addicted“ als Teil ihres Auftritts.

23:00 Uhr: K.I.Z. auf der Forest Stage: Nach zwei Jahren sind die „Kannibalen in Zivil“ zurück als Headliner – diesmal sogar im ganz besonderen und exklusiven Rahmen, denn K.I.Z spielen mit ihrem Freitag veröffentlichten Album „Görlitzer Park“ in diesem Jahr nur bei Hurricane und Southside. Als der Vorhang fällt, legt das Deutschrap-Trio zunächst mit „Ein Affe und ein Pferd“ und „Urlaub fürs Gehirn“ los – ein kleines Best-Of für die extrem lauten und textsicheren Fans. Die neuen Songs der Abrissgiganten schlagen etwas ruhigere und nachdenklichere Töne an. Wortspiele zum Grübeln und bissige, kontroverse, kritische Texte. Insgesamt sechs Songs von „Görlitzer Park“ werden während des 90-minütigen Auftritts vorgestellt, der Titeltrack und das beliebte „Hurra, die Welt geht unter“ auf einer emporfahrenden, zweiten Bühne zwischen den Wellenbrechern. Währenddessen sind im Publikum immer wieder Bengalos zu sehen, die der Musik die stimmige Atmosphäre geben.

Seht euch hier unsere Bildergalerie des Tages an:


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