Brutaler Krach aus Bremen – 25 Jahre Mörser

Mörser haben sich am 6. November vor 25 Jahren im Proberaum zusammengefunden und spielen seitdem ununterbrochen einen extremen Sound aus Hardcore und Metal, der nahezu einzigartig ist. Entsprungen ist die Band der 90er Hardcoreszene in Bremen und seitdem aus der Stadt nicht wegzudenken.

https://www.facebook.com/Morser.Bremen/photos/1562036917317649

Die Band Mörser existiert in diesem November seit einem Vierteljahrhundert. Da haben wir bei Urmitglied Svenion nachgefragt, wie das so war, wie die Band die aktuelle Situation im Hardcore sieht und wie die Pläne für die Zukunft aussehen.

Ihr habt ein frühes Foto auf FB gepostet – kannst du dich noch an den Tag der Aufnahme und an die Bandgründung erinnern? Wie lief das ab?
Ja, das Foto ist auf unser US Tour Sommer 1999 entstanden. Auf dem Foto sind wir auf ner Aussichtsplattform an den Niagara Fällen.
Zur Gründung:
Zuvor spielten fast alle in bereits in der Hardcore Szene mehr oder weniger bekannten Hardcore Bands: SYSTRAL, CAROL, MINION, METÖKE und ASSAY.
Ich hatte da mit André schon länger vor eine Band zu machen, in der wir so schnell und hart spielen würden, wie wir könnten, und Matze, Grabi und Björn waren es dann glaub ich, die die selbe Idee während eines Saufabends hatten, wo auch der Bandname entstand.
Letztendlich standen dann eben 8 Leuten am 06.11.1995 im Proberaum in der Friese, die alle Bock auf Krach hatten.
Da waren wir also, mit Drums, Gitarre, 2 Bässen und 4 Front-Shoutern. Dann hauten wir sehr motiviert rein und hatten in wenigen Monaten 22 Songs zusammen, die ja dann auch die bekanntlich kurze erste LP „2 hours to doom“ mit 23 Minuten füllten. Zack, MÖRSER war aufm Plan.
Schönste Erinnerung der Bandgeschichte?
Meine schönste Erinnerung ist definitiv die US-Tour 1999. Das erste Mal auf nem anderen Kontinent.
12 Tage in dem Land unterwegs zu sein, wo so viel kultureller Input herkam, teilweise die eigenen musikalischen Vorbilder treffen und natürlich ganz viel lustigen Quatsch machen… Das war ein großartiges Abenteuer, das man ohne Band nur schwer erleben kann.
Und die schlimmste?
War tatsächlich auch in USA, beim „more than music fest“ in Ohio, als ein durch die Veranstalter verfrühter Abbruch unserer Show zu einem fiesen Streit zwischen Hunderten Menschen in der Halle und zu einem kleinen Eklat in der Szene führte. Aber die Geschichte ist im Detail viel zu lang an dieser Stelle.
Auch erwähnenswert: wir sind mal extra für einen Gig auf nem Festival nach London geflogen, um dann wegen mieser Festival-Orga schon wieder unseren Rückflug antreten zu müssen, bevor wir überhaupt spielen konnten.
Seid ihr eigentlich die Dienstälteste noch existierende Bremer Band?
 Nee, nicht ganz. Es gibt zum Beispiel noch die  Hardcore-Punk-Band NEBENWIRKUNG, die in der Zollkantine probt und die sich bereits 1980 gegründet haben.  Aber klaro, 25 oder mehr Jahre zusammen, das schaffen nicht viele Bands.
Wie hat sich die Band in 25 Jahren verändert? Innerhalb der Band selber, aber auch innerhalb der Szene und im Verhältnis zur Stadt Bremen? 
Es gab natürlich ein paar Umbesetzungen in der Band, weil immer mal wieder jemand die Band verlassen hat. Aber letztendlich sind wir immer noch alles alte Freunde, die zusammen extreme Musik machen. Der  Sound ist vielleicht etwas metallischer geworden, aber trotzdem erkennt man MÖRSERs ganz eigene Spielart immer noch sofort, wenn man uns kennt.
Wir sind auch immer noch in der Szene verwurzelt und spielen auch immer wieder Shows in einschlägigen Locations. Mehr als zum Beispiel in der Metal Szene.
In den 90ern war Bremen ja eine Szene Hauptstadt für Hardcore, die weltweiten Impact verursachte. Es gibt inzwischen wieder mehr Nachwuchs in der Stadt, der auch viele Shows veranstaltet. Aber die Szene war früher auch anders verbunden und vor allem politisch sehr aktiv.
Wir als Band haben da aber im Szene-Netzwerk keine größere Rolle gespielt. Wir bieten in erster Linie halt den Soundtrack dazu und mehr muss und soll die Band auch nicht.
Welche Rolle kann Hardcore heute noch haben?
Das würde jeder aus der Band vermutlich unterschiedlich beantworten. Ich sehe das so:
Hardcore kann für jeden so viel bedeuten, wie man selbst möchte.
Die Szene lebt eben vom Selbermachen, dem DIY-Gedanken.
Die alte Szene ist inzwischen gut über das Internet vernetzt, es gibt Hardcore-Gruppen bei Facebook, wo auch viele alte Hasen der Szene sich noch austauschen und man verfolgen kann, was aktuell noch so geht, also auch die jungen Leute, die mehr als nur Konsumenten einer Musik sein wollen, sind dort anzutreffen.
In den 90ern war das mit der neuen Emocore Szene sehr politisch. Das war eine Subkultur die recht umfassend alles mögliche politisch hinterfragt hat. Das war so anstrengend und konfrontierend, dass es einem fast unmöglich machte, einfach nur die Musik auf ner Show zu konsumieren. Politik war einfach überall auf jedem Konzert. Das fand ich sehr sehr gut, dass man gefordert wurde, sich mit einfach allem auseinanderzusetzen und bestehende Gesellschaftsstruktukturen zu hinterfragen.
Das war so viel mehr als nur der typische Szene-Konsens, der gegen Nazis, Cops und gegen Kapitalismus war. Denn da kann man sich ja relativ schnell einreihen und dann muss man auch nicht mehr zwingend weiterdenken.
Hardcore ist da bis heute für mich mehr als das: eine Subkultur mit konstruktiver Wut gegen all die unschönen Fehlverhalten der Menschheit und natürlich dem passenden Soundtrack dazu.
Die meisten Bands werden irgendwann altersmilde, fangen an, sich für Folk oder Country Musik zu interessieren. Warum ist das bei euch nicht so? Was treibt euch an?
Keine Ahnung, warum andere beim älter werden sich dann für genannte Musik interessieren, ich kann mit den ganzen Folkprojekten auch aus der Szene jedenfalls nicht viel anfangen.
Wir haben halt immer noch Bock auf extremen Sound.
Ein Punkt meiner persönlichen Motivation ist eben wie gesagt auch, dass der Unmut über den ganzen Mist der Menschheit noch immer laut raus muss.
Mich entspannt und belebt unsere Musik zugleich.
Was plant ihr für die nächsten 25 Jahre? 
Na, weiter gemeinsam Krach machen, live spielen und überleben und gesund bleiben natürlich.
Aber etwas kurzfristiger geplant: Die neue Platte wird demnächst aufgenommen und vielleicht ja die dank Corona ins Wasser gefallen Japan Tour doch noch irgendwann nachholen, wäre auch geil.
Und Ende Mai natürlich hoffentlich dann auch wieder in Bremen aufm HELLSEATIC Open Air spielen können.
Ach und wir werden nun zum Jubiläum mal ein bisschen altes und meist unveröffentlichtes Bildmaterial von uns in unserem Facebook und Instagram Kanal zeigen, also schaut da mal bei uns rein.
Macht das unbedingt. Und Vielen Dank! 

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