Abgetaucht im Zauberwald

Gleich zwei Tage konnten die Besucher des Forest Jump Festivals bei Salzwedel in diesem Jahr die besondere Atmosphäre genießen und super Konzerte sehen.

Salzwedel. Seit nunmehr sechs Jahren gibt es das idyllische Forest Jump Festival in einem kleinen und abgelegenen Waldstück in Sachsen-Anhalt. Das Veranstalterteam hat sich erneut größte Mühe gegeben und einen eigenen, magischen Ort geschaffen. Es ist schön, solche nicht-kommerziellen Festivals zu erleben, wo die Liebe zur Sache und zum Detail im Vordergrund steht. Tolle Bands, gemütliches Camping, bestes Wetter und faire Preise haben gut 1000 Besuchern ein perfektes Festivalwochenende bereitet.

Zunächst haben es selbst Besucher der umliegenden Orte nicht ganz leicht, das Festivalgelände überhaupt zu finden. Nach einer ruhigen Landstraße folgt ein unscheinbarer Feld- und Schotterweg, der schließlich auf eine Wiese bei einem Waldstück führt – hier ist man ungestört und kann völlig abschalten. Die Sonne scheint auf das liebevoll hergerichtete, detailreiche Gelände mit zahlreichen Holzeinrichtungen und Dekoration. Die Besucher können die fast vier Meter hohe Rutsche testen, auf einem ausgespannten Netz relaxen, sich auf den Sofas oder Hängematten ausruhen oder beim Siebdruck ihr eigenes T-Shirt gestalten. Alles wirkt unglaublich entspannt, man sofort angekommen in diesem kleinen Idyll.

Als erste Band steht die Indie-Rock-Gruppe Kann Karate aus Berlin auf der Bühne. Mit gekonnt vorgetragener, tanzbarer Musik machen sie sich bei den früh angereisten Besuchern einen Namen. Der nächste Newcomer, den es zu entdecken gilt, ist die ebenfalls aus der Hauptstadt angereiste Band Pabst. Etwas verspielter in den Songs und mit Punk-Einflüssen wird auch das ein oder andere Gitarrensolo präsentiert. Ein basslastiges Konzert mit Hip-Hop-Attitüde spielen I Salute. Wütend vorgetragene Raptexte des Debütalbums „Her Confidence“ bringen weitere Vielfalt in den Zauberwald. Headliner des ersten Abends ist das Duo Audio88 & Yassin mit satirischen und zynischen Texten. Die Rap-Musiker stehen zunächst im Priester-Gewand auf der Bühne, streifen dieses später ab und ergänzen sich im Gesang. Mit spitzer Zunge performen sie Songs wie „Schellen“ oder „Weshalb ich Menschen nicht mag“. Mit den DJs David Jach und Falke geht es anschließend durch die Nacht.

Nach einigen Stunden auf dem Campingplatz gibt es Frühstück mit Waffeln, Brötchen, selbstgemachtem Aufstrich und Kaffee. Mithilfe eines Bauchladens wird es den Besuchern sogar bis zu den Zelten gebracht – ein großartiger Service. Während des Bühnenprogramms gibt es an der Frittenbude selbstgemachte Pommes, eine Nudelpfanne und weitere Speisen. Passend zur friedlichen Wohlfühlatmosphäre sind neben dem gewöhnlichen Festivalpublikum auch viele Familien und ältere Menschen vor Ort.

Die Hardcore-Rock’n’Roll Band Val Sinestra eröffnet am zweiten Tag nachmittags das Bandprogramm auf der Bühne. Viele Besucher haben es sich zwischen den Bäumen gemütlich gemacht oder probieren sich noch auf dem kleinen Skateplatz oder am Tischkicker aus. Hip-Hop und Rap wird dank Waving the Guns auch am zweiten Tag serviert – mit der neuen Single „Endlich wird wieder getreten“ geht es gleich offensiv los. Haltung ist dabei neben etwas Ironie immer erkennbar.

Richtig voll ist es vor der Bühne bei den Leoniden aus Kiel. Die fünfköpfige Band spielt einen unglaublichen Festivalsommer, das Forest Jump Festival hat dabei einen ganz besonderen Stellenwert für sie, da sie hier in den letzten Jahren selber mehrfach als Besucher waren. Die sehr tanzbaren Songs des selbstbetitelten Debütalbums bringen Bewegung in den Sonnenuntergang, das Konzert macht richtig viel Spaß. Die Perfektionisten auf der Bühne überzeugen mit organisiertem Chaos und ausgefeilter, extrovertierter Bühnenpräsenz.

Als letzte Band bringen Adam Angst ihre Gedanken und ihre Wut lautstark zum Ausdruck. Es werden fast alle Songs des ersten Albums gespielt, das neue Stück „Wir werden alle sterben“ wird dem Publikum ebenfalls vorgestellt. Ein lautes, brachiales und sehr gut abgemischtes Konzert, jedes Wort des Sängers ist wunderbar zu verstehen. Viele Besucher feiern später noch bei drei DJs, die auflegen, bis es wieder hell wird.

Nach einer weiteren Nacht im Zelt, Brötchen und Kaffee werden die Autos gepackt und es geht für gut 1000 Besucher wieder auf dem Heimweg. Das erstmals zweitätige Forest Jump Festival war wieder ein erstklassiges Erlebnis. Ein wunderschönes Gelände, Organisatoren, die sich persönlich richtig ins Zeug legen, eine geschmackvolle Bandauswahl und die Energie des Zauberwalds machen dieses Festival einzigartig.

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