Kabarettist Martin Zingsheim kommt Freitag in die BEGU Lemwerder
Zingsheim hat eine eigene Sendung im Deutschlandfunk, wurde bereits in die ZDF-Anstalt eingewiesen und ist noch keine Vierzig. Der Kölner zelebriert ein schlaues Kabarett-Programm, das über das übliche Sing-Sang im Politischen Kabarett hinaus geht. Wir haben mit ihm gesprochen.

Martin Zingsheim ist ein mit Auszeichnungen überhäufter Comedian und präsentiert sein brandneues Programm am Freitag, um 20:00 Uhr in der BEGU Lemwerder, in dem er wie kein Zweiter sprachlich brillante Komik und rasante Gags mit kritischer Tiefenschärfe zu verbinden weiß.Wir haben mit ihm gesprochen:
hb-people: Die Bundestagswahl (BuTaWa) haben wir gerade überstanden, wie geht man als Kabarettist nun mit den neuen Mehrheitsverhältnissen um? Gibt es eine Wunschkoalition?
Martin Zingsheim: Bemerkenswert ist ja schon mal, dass jemand, der wie Olaf Scholz seit Jahren an der Regierung ist, von einer Wechselstimmung profitieren kann. Das muss man erstmal hinkriegen. Die Unterdreißigjährigen scheinen die Farben Grün und Gelb zu bevorzugen und wahrscheinlich wird man rausfinden, dass diese beiden ehemals verfeindeten Lager gar nicht mal mehr so weit auseinanderliegen. Als Kabarettist schlägt man sich ja tendenziell eher auf die Seite der Opposition. Das wird eine ziemliche Herausforderung für mich. Allerdings rechne ich damit, dass ich das vier Jahre durchhalten werden muss. Im Zweifel kommt auch noch die übernächste Neujahrsansprache von Frau Merkel.
Wie haben Sie als Künstler, die Corona-Zeit bisher erlebt?
Bedauerlicherweise war es nicht eine Sekunde langweilig. Zwischen Tourneeabsagen, Terminverschiebungen und Anträge ausfüllen habe ich unentgeltlich als Grundschullehrerin gearbeitet. Allerdings nur mit den eigenen Kindern. Noch ein Lockdown und ich lass mich verbeamten!
In Ihrem Programm kündigen Sie an, dass Verzicht der neue Konsum ist und merken kritisch an, dass immer mehr Menschen auch auf eine eigene Meinung verzichten. Woran merken wir das heutzutage?
Seine eigene Meinung hat man sich ja selten gebildet, sondern zumeist von anderen übernommen. Wenn Sie mich mittags fragen, was ich denke, hängt die Antwort stark davon ab, was ich morgens gelesen habe. Taz? SZ? Achse des Guten? Ein bisschen weniger Meinung und ein wenig mehr Recherchezeit wäre wohl generell empfehlenswert. Eine eigene Meinung darf man ja auch mal erst mit zwei Wochen Verspätung am Start haben, finde ich.
Auf was können sich die Lemwerderaner:innen am meisten freuen, wenn es schon keine Pyrotechnik geben wird?
Mentales Feuerwerk immerhin. Auf jeden Fall synapsenanregende schräge Gedankengänge und eine Handvoll kritischen Wahnsinns zu den Themen Ernährung, Erziehung, Religion und Deutscher Schlager. Klingt komisch? Ist es auch!
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