Schwitzen in der Deichbrand-Staubwüste

So war der Freitag beim Deichbrand Festival 2018 in Cuxhaven/Nordholz.

Deichbrand Festival.

Cuxhaven/Nordholz. Beim fast vollständig ausverkauften Deichbrand Festival schwitzen am ersten ganzen Tag etwa 55.000 Besucher bei strahlendem Sonnenschein. Wer keine Sonnencreme dabei hat, wird dies am nächsten morgen garantiert spüren. Das Infield ist eine Staubwüste, der erste Pit vor der Firestage ist mit Platten ausgelegt, was die Ausbreitung des Drecks ein wenig eindämmt. Bei sehr sommerlichen Temperaturen sehen die Besucher über zwölf Stunden Livemusik. Die Eindrücke von Marcel und Malte.

The Subways: Der aufgewirbelte Staub im Circle Pit erscheint wie ein Mini-Tsunami, trockene Erde trifft auf warmes Bier und heißen Schweiß. Oder ist es doch der Qualm vom Deich-BRAND? Davor tanzen und springen früh motivierte Besucher, die auch einen Song vom kommenden fünften Album präsentiert bekommen. Beim letzten und bekanntesten Song „Rock & Roll Queen“ fliegen dutzende Wasserbälle in die Menge.

Die Bilder vom Freitag gibt es hier, Texte und Fotos aller anderen drei Tage in unserem Deichbrand-Dossier.

Wem das Musikprogramm am frühen Freitagnachmittag noch nicht zusagt, schaut sich im Palastzelt die erste Vorrunde vom Poetry Slam an. Die hier vorgetragenen Texte handeln nicht nur von ernsten Themen wie Gleichberechtigung und Selbstkomplexen. Der ein oder andere Künstler weiß auch mit Texten über Bier oder Käse zu überzeugen – manchmal mit Tiefgang, manchmal ohne. Aus acht Kandidaten wählt das Publikum per Applaus vier Teilnehmer für das Finale am Sonntag. Die zweite Vorrunde findet am Samstag statt und wird das Teilnehmerfeld für das Finale vervollständigen.

SSIO: Provokanter Hip-Hop mit DJ und Drummer vor aufwändigem Bühnenbild. Die sehr heisere Besucherin Marie trägt ein T-Shirt der gleichen Marke wie der Rapper und darf für das Lied „Kanalreiniger“ auf die Bühne kommen.

Auf dem Deichbrand spielen OK KID in diesem Jahr die einzige Festivalshow neben ihrem eigenen „Stadt ohne Meer“-Festival. Denn eigentlich arbeitet das Trio um Sänger Jonas Schubert gerade an dem neuen Album „Sensation“. Während ihrer Spielzeit von 45 Minuten gelingt der Band aus Gießen eine bunte Mischung aus den besten Hits ihrer bisherigen beiden Alben und der Grundlos-EP. Schubert freut sich sichtlich über das so textsichere Publikum im ersten Pit und genießt den Auftritt, der mehr als nur eine Einstimmung auf den Abend ist.

Nothing But Thieves: Im großen Zehnmaster legt das britische Rock-Quintett etwas verspätet los. Sänger Conor Mason überrascht mit recht hoher Stimme. Zwischen energischen Songs bauen sie auch Balladen in ihr Set ein. Der Auftritt braucht einen Moment, um in Fahrt zu kommen, nach ein paar Songs springt der Funken gänzlich auf das Publikum über. Ab diesem Zeitpunkt ist es ein fesselndes Konzert mit knallendem Finale.

Karneval oder Festival? Während des Auftritts der 257ers, die selber in bunt zusammengewürfelten Fußball-Outfits die Bühne betreten, finden sich auch Clowns und Piraten auf der Water Stage wieder. Die Besucher des ersten Pits sorgen mit ihrem Gehüpfe für Staubwolken vor der Bühne und werden im Gegenzug von dem Hip-Hop-Duo mit Schaumkanone und Freibier belohnt. Bei Hits wie „Holland“ und „Holz“ und bestem Sommerwetter ist die Stimmung gut, der erste Headliner kann langsam kommen.

Giant Rooks: Der knapp einstündige Auftritt ist geprägt von einer wahnsinnigen Spielfreude. Die junge Band ist überwältigt vom sehr gut besuchten Zelt und stellt viele neue Songs vor. Das textsichere Publikum macht es der Band einfach, sich schnell wohlzufühlen. Die fünfköpfige Newcomer-Gruppe wird regelrecht gefeiert und hat wahnsinnig viel Spaß beim Auftritt.

Den besten Auftritt bisher liefert die schottische Singer-Songwriterin Amy Macdonald. Mit einer fünfköpfigen Liveband entstehen auf der Bühne Melodien, die ins Ohr gehen. Man muss gar nicht jedes einzelne Lied kennen, der Country-Stimme könnte man ewig zuhören. Bei Hits wie „This Is The Life“, „Dream On“ und „Slow It Down“ ist das Publikum voll da. Highlight des Auftrittes: Amy Macdonald holt einen Fan auf die Bühne und singt mit diesem zusammen ein Duett.

Wolfmother: Stoner-Rock aus Australien mit langen instrumentalen Phasen und harten Gitarren. Ein Konzert für Fans ohne Highlights und mit wenig Abwechslung.

Clueso: Der sympathische Thüringer tritt mit achtköpfiger Live-Band auf, es sind unter anderem auch Trompete, Saxophon und Posaune zu hören. Guter Entertainer, dessen Hip-Hop-Wurzeln sich auch in der Popmusik bemerkbar machen. Musik zwischen Freestyle-Rap, Akustik-Gitarre und Geschichten vom roten Teppich mit Udo Lindenberg. „Zusammen“, das aktuelle Feature mit den Fantastischen Vier singt er inklusive aller Rap-Strophen. Ideal zum Entspannen und Runterkommen.

Casper: 2012 spielte er auf seiner ersten großen Festival-Tour das erste Mal beim Deichbrand, jetzt ist er als Headliner wieder da. Der 35-jährte arbeitet viel mit Interaktion à la „Alle Hände hoch“. Gerade bei den Songs von „XOXO“ ist das Konzert atmosphärisch und intensiv. Das Album wird viele der Besucher hier geprägt haben. Einige Songs spielt er auf einem Podest inmitten seiner Fans. Im Set kommen keine Gäste vor, die Stimmen in den Features von Drangsal und Felix Brummer kommen nur aus Boxen. Zwischen melancholischen Momenten spricht Casper von einer „magischen Energie“. Es ist ohne Frage ein gutes Einzelkonzert, als Headliner eines der größten deutschen Festivals aber ohne Besonderheiten, Bühnenshow, Effekte oder Gäste.

Turbostaat: Ab 1:30 Uhr spielt die Punk-Band als Late-Night-Special in der komplett vollen Jever Hafenbar. Für die späte Uhrzeit ist sowohl bei der Band, als auch bei den Fans auf dem Sand vor der Bühne genügend Restenergie für eine Stunde „Deutschpunk, Alter!“ vorhanden. Schattenspiele mit Standlichtern prägen die optische Gestaltung.


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