Traurige Lieder von der kanadischen Band

John K Samson stellte im Tower sein Album vor und ließ es sich nicht nehmen für einige Überraschungen zu sorgen.

Bremen. Als Winter Wheat, das aktuelle Soloalbum von John K. Samson im Herbst rauskam, passte die Musik perfekt zur Jahreszeit. Ruhiger Indierock, die Gitarre eher gezupft, als geschrammelt und eine süße melancholische Stimmung. Da mutete eine Tour im Frühjahr unpassend an. Wer hätte schon ahnen können, dass das Wetter im Mai tatsächlich noch schlechter sein könnte, als es im letzten Oktober war. Jedenfalls war John K. Samson am Freitag im Bremer Tower zu Gast, um sein Album auch live vorzustellen.

Schon bei den Aufnahmen wurde der Sänger von zwei seiner ehemaligen Mitstreiter bei der Band The Weakerthans begleitet. Auf dem Hinweg zum Tower äußerte meine Begleitung den Wunsch nach wenigstens einigen Songs eben dieser Band. Ich blieb da etwas skeptischer, immerhin handelt es sich bei Winter Wheat bereits um das zweite Soloalbum. Genügend Material für ein abendfüllendes Set müsste also vorhanden sein.

Um ehrlich zu sein, musste ich mich aufraffen zum Konzert zu gehen. Das Wetter, die Gesundheit und die allgemeine Gemütslage ließen einen Fußballabend verführerisch klingen. Aber verdammt, egal wie das Spiel war, in ein oder zwei Jahren ist es vergessen. Und an dieses Konzert werden sich die Anwesenden noch in zehn Jahren erinnern.

Es gab diesen Moment, kurz vor Konzertbeginn, die Band steht schon auf der Bühne und stimmt noch mal die Instrumente. Alle sehen sich an, zucken mit den Schultern (warum jetzt noch mal von der Bühne und durchs Publikum gehen?), Jubel bricht im gut gefüllten, aber nicht ausverkaufen Tower, aus und schon sind wir mittendrin im ersten Song „Select all, delete“, dem Eröffnungssong des Albums. Noch kurz gedacht: Ist ja alles schön, klingt aber wie auf Platte, da ging das Stück direkt in, den ersten Weakerthans Song des Abends über. „Sun in an empty room“, vom letzten (vor zehn Jahren!) erschienenen Album Reunion Tour.

Einige im Publikum dürften da gerade angefangen haben sich für Musik zu interessieren und eine Premiere erlebt haben, auf die sie wohl nicht mehr zu hoffen gewagte hatten. Immerhin haben die Weakerthans sich vor ein paar Jahren offiziell aufgelöst. Der ältere Teil des Publikums war mindestens ebenso erstaunt und erfreut.

So ging es den restlichen Abend weiter. Nach einem Song von Winter Wheat, folgte ein Bandklassiker (Plea from a cat, Reconstruction site). One Great City trug John K Samson alleine vor und musste bei der Zeile „I hate Winnipeg“ kurz lächeln, als das Publikum die Zeile laut mitsang. Aufgefüllt wurde das Set mit den „Hits“ des ersten Solowerks (When I write my Master’s Thesis, Cruise Night). Das Licht veränderte sich nicht ein einziges Mal während des Abends. Streng genommen ist selbst die Musik ziemlich unspektakulär. Und trotzdem oder gerade deswegen, starrte jeder gebahnt auf die Bühne und genoss das dargebotene. Song für Song steigerte sich die Stimmung und am Ende entstand fast so was, wie Ektase.

Die Band war schon fertig und von der Bühne verschwunden, die Auslaufmusik lief schon vom Band, aber Bremen wollte mehr. Und es bekam noch eine weitere Zugabe, nach der Zugabe. Bevor richtig Schluss war. Auch wenn die Band, ginge es nach den meisten Besuchern, einfach hätte weiter machen können.

Vorab trat Band Organisten und Partner von Samson – Christine Fellows – mit zarten Folksongs auf, die höfflich zur Kenntnis genommen wurden.


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