Temporeich und relevant

Mit ihrem dritten Album „Twist“ und Shoreline als Support im Gepäck, haben Adam Angst am Mittwoch im gut besuchten Kulturzentrum Schlachthof gespielt.

Adam Angst

Bremen. Mit „Twist“ ist im November das erste musikalische Lebenszeichen von Adam Angst seit fünf Jahren erschienen. Nachdem Sänger Felix Schönfuss es mit seinen Vorgänger-Bands Escapado und Frau Potz jeweils nur auf ein gemeinsames Studioalbum brachte, ist der Nachfolger von „Neintology“ bereits der dritte Langspieler der fünfköpfigen Gruppe. Seine Vorgängerprojekte waren eher im Hardcore angesiedelt, Adam Angst scheinen mit dynamischem, deutschsprachigem Punkrock ihren Stil vollends gefunden zu haben. Nachdem sie im Dezember für die Donots im Pier2 eröffnet haben, waren sie diesmal auf eigener Headliner-Tour in Bremen zu Gast.

Ohne Support sind Adam Angst aber natürlich auch nicht angereist – mit Shoreline haben sie den Slot sogar äußerst geschmackvoll besetzt. Die vierköpfige Gruppe aus Münster ist musikalisch im Emo-Punk unterwegs und hat zwei Tage später ihr drittes Studioalbum „To Figure Out“ herausgebracht. Zu diesem Anlass hat Sänger Hansol Seung am Nachmittag bereits vier Songs akustisch bei Hot Shot Records gespielt, abends steht er mit seinen drei Bandkollegen und elektronisch verstärkt auf der Bühne. Temporeiche Musik, bis zu dreistimmiger Gesang, druckvoll, spielstark und inhaltlich relevant. Wer Shoreline noch nicht kennt und Bands wie Spanish Love Songs feiert, sollte dringend mal in die drei Alben reinhören.

Fünf Jahre nach ihrem letzten eigenen Konzert in Bremen, haben sich Adam Angst merklich Gedanken über Besonderheiten und Dramaturgie ihres Auftritts gemacht. Auf der dunklen Bühne stehen alle vier Bandmitglieder zu Beginn einzeln in den Spotlights, dann stößt Sänger Felix Schönfuss dazu und legt mit dem temporeichen „Angst“ los. Zum folgenden „Punk“ bilden sich erste Moshpits und Fäuste werden in die Luft gestreckt. Es ist der Auftakt ihrer „Twist“-Tour, doch Adam Angst sind bestens eingespielt, die Abläufe sitzen und die im Schlachthof ohnehin kaum vorhandene Distanz zum Publikum ist sofort überwunden.

Kreative, teils humorvolle Überleitungen zwischen den Songs machen den Abend kurzweilig – beispielweise die an den gleichnamigen Song angelehnte „Alexa“-Stimme, die auf das „Dankeschön“ ans Publikum den passenden Flippers-Einspieler starten lässt, ihn auf Befehl wieder stoppt und somit zu diesem Titel übergeht. An andere Stelle bekommt „Wir werden alle sterben“ ein Piano-Outro spendiert, am Tasteninstrument bleibt Sänger Schönfuss für das Intro des eindringlichen „Die Lösung für deine Probleme“ dann gleich sitzen.

Es ist ein nahezu gleichberechtigtes Set durch die drei Studioalben, wobei die älteren Stücke wie „Ja Ja, ich weiß“ mehr Publikumsinteraktion hervorrufen. Für den Sänger und die beiden Gitarristen Roman Hartmann und David Frings stehen Riser an der Bühnenkante, die zur energischen Steigerung gerne bestiegen werden. Frings, der gleichzeitig auch Sänger der hochgeschätzten Post-Hardcore-Gruppe Fjørt ist, steuert zudem die zweite Gesangsstimme bei.

Über Instagram konnten die Fans für „D“ oder „H“ in der Zugabe abstimmen, nach Ende des regulären Sets löst Schönfuss das Voting auf. 60% haben sich für „D“ entschieden – dahinter steckt das Die Ärzte-Cover „Schrei nach Liebe“, mit dem Adam Angst nochmal ein richtiges Stimmungshighlight setzen. Es folgen zum krachenden Abschluss das neun Jahre nach Veröffentlichung immer noch erschreckend aktuelle „Splitter von Granaten“ sowie ebenfalls vom Debütalbum „Professoren“.

Seht euch hier unsere Konzertfotos an:

 


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