Entschleunigung in unruhigen Zeiten

Fil Bo Riva & Provinz sind gestern gemeinsam im Modernes aufgetreten und bereiten den Fans einen Abend zum Durchatmen und Innehalten.

Fil Bo Riva

Bremen. Unser Land ist aktuell nicht im besten Zustand: Die Corona-Pandemie breitet sich aus und Deutsche horten als Reaktion Nudeln und Klopapier. Viel verständlicher ist da eher die Folge, freiwillig größere Veranstaltungen zu meiden. So lassen einige Ticketinhaber ihre Karten für das Konzert von Fil Bo Riva im Modernes verfallen und manche Akkreditierungen werden nicht genutzt. Geschätzte 600-700 Gäste finden dennoch den Weg in die Neustadt und erleben ein tolles Programm, um zwischen der ganzen Panik auf andere Gedanken zu kommen.

Für die Support-Band Provinz ist es nach einer Show als Vorband im Tower und dem Festivalauftritt beim Horn To Be Wild das dritte Konzert in Bremen. Die vier jungen Musiker aus einem kleinen Ort in der Nähe des Bodensees sind gerade die absoluten Durchstarter in der deutschen Musikszene. Ihr Debütalbum „Wir bauten uns Amerika“ erscheint am 17. April, das Solo-Debüt in Bremen folgt am 17. Oktober und wurde vom Tower Musikclub direkt hochverlegt ins Kulturzentrum Schlachthof. Vorab haben wir die vier Jungs zum Interview getroffen, das ihr bald auf unserer Seite lest. Während ihres 30-minütigen Auftritts spielen Provinz ihre Singles wie „Augen sind rot“, „Verlier dich“, „Was uns high macht“, „Wenn die Party vorbei ist“ und „Reicht dir das“ – also vor allem bereits veröffentlichte Songs, mit denen sie neues Publikum erreichen und einen Einblick und Vorgeschmack auf das Album geben. Viele Fans haben sich ihr Ticket mit Sicherheit auch für Provinz gekauft, es ist ein angenehmes Doppelkonzert.

Sänger Fil Bo Riva ist zunächst nur als Silhouette im Gegenlicht erkennbar, später im Nebel inmitten von Scheinwerfern. Oft ist er als Duo unterwegs, für seine bisher größte Headliner-Tour wurde die Live-Besetzung zur fünfköpfigen Band erweitert. Es ist das erste Konzert seit einigen Monaten, dennoch präsentiert sich der gebürtige Italiener mit seinem Musikern als eingespieltes Team, als recht früh die schnelle Single „Go Rilla“ erklingt.

Was Fil Bo Riva und Provinz vereint ist die Gabe, große Balladen sehr gefühlvoll vorzutragen. Mit starker Stimme und angenehmer Mehrstimmigkeit gibt es fast alle Songs des Debütalbums „Beautiful Sadness“ zu hören. Die Lichtshow ist passend auf die Songs abgestimmt, im Gesamtbild ergeben sich trotzdem Längen in der Konzertmitte, wenn mehrere ruhige Songs aufeinanderfolgen. Im letzten Teil wird das Tempo nochmal gesteigert, bis Sänger Filippo Bonamici zu Beginn der Zugabe solo am Piano sitzt und sein großes, kräftiges Stimmvolumen zur Geltung kommt.

Es ist keine Musik, zu der das Publikum besonders abgeht sondern Songs, die trotz der Umstände eine sehr entspannte Atmosphäre erzeugen. Gerade in solchen Zeiten wäre mehr Interaktion mit dem Publikum aber erfreulich gewesen – Fil Bo Riva begrüßt das Publikum zweimal und verabschiedet sich einmal – mehr Kommunikation findet praktisch nicht statt, obwohl es den Abend aufgelockert hätte.

Schaut euch hier unsere Bildergalerie an!

 


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