We Are Riot – No Saints (Rezension)

We Are Riot legen nach: zwei Jahre nach Veröffentlichung ihrer Debüt-EP schlägt die Band auf ihrem neuen Release "No Saints" nun härtere Töne an!

Ein mattschwarzes Digipack mit Totenschädelgrafik plus knöchernem Heiligenschein, dazu in minimalistischen Lettern der EP-Titel „No Saints“: Optisch und haptisch macht die Neue von We Are Riot einiges her. Aber weg von den Äußerlichkeiten und hin zum Herzstück – der Musik:

Die acht Songs auf „No Saints“ lassen sich fast ausnahmslos als schnörkelloses Bekenntnis zum Classic Rock zu verstehen – was löblich ist! We Are Riot haben ihren Pop-Anteil 2017 deutlich zurückgefahren, lediglich das finale „Young and Reckless“ wirkt als Überbleibsel handzahmerer Tage. Insofern bildet das Stück zwar einen stimmigen Abschluss, fügt sich aber mit süßmalerischer Nostalgie eher suboptimal in den aktuellen All-Black-Everything-Style der Band ein. Viel passender wirkt da schon das titelgebende „No Saints“, das bereits vorab mitsamt eines coolen Performancevideos als Single ausgekoppelt wurde:

Sein schweres Riffing und die klare Tendenz zum Bluesrock geben vor, worauf man sich gefasst machen darf. So legt auch der Opener „Burning Alive“ los, ein breitbeiniges Gitarrenriff schickt uns geradewegs ins Moshpit, das Stück gipfelt in einem ausladenden Chorus – Hausaufgaben gemacht! „Daughters of the Devil“ zieht das Tempo weiter an und versteht sich als selbstbewusste Hymne der Banddamen an sich selbst. Introspektiv wird’s dann bei „No More Lies“, einem schleppenden Rockbrett, auf dem sich über den verlogenen Ex ausgekotzt wird. Nach dem besprochenen „No Saints“, einem klaren Highlight der EP, fährt „Wide Awake“ zunächst etwas zurück, reverbbeladene Drums wecken Erinnerungen an 80er Soundästhetik. Auch das treibende „World on Fire“ und das darauffolgende „You Get Me High“ atmen urtümlichen Spirit of Rock’n’Roll.

Immer im Zentrum steht die gewaltige Stimme von Frontfrau Jennifer Bothe, sie weiß die jeweils vorherrschende musikalische Dynamik perfekt zu tragen. Absolute tonale Kontrolle, egal ob bei gefühlvollen Gesangspassagen („Young and Reckless“), energischer Roughness („Daughters of the devil“) oder wilden Outbursts („No Saints“) – nie scheint die Frau auch nur annähernd an stimmliche Grenzen zu stoßen. Kombiniert mit der professionellen Instrumentalarbeit und der satten Produktion eigentlich ein unschlagbares Paket.

Dem gegenüber steht allerdings noch immer eine recht naive Textarbeit: Noch immer reimt man symptomatisch „fire“ auf „higher“ und „desire“ und die Damen im Bunde stilisieren sich als „Schwestern der Nacht“ – „looking for a fight“. Gewisse Motive haben gefühlt ausgedient – bemüht man sie dennoch, nimmt man das generische Element billigend in Kauf. Andererseits passt dieser Deja-Vu-Effekt wiederum ganz gut zum bewusst anachronistischen Rocksound der Truppe.

Fazit: We Are Riot trumpfen mit wuchtigen Riffs und einer beeindruckenden Vocal Performance auf. Ihr neuer, härterer Sound ist eine beachtliche Steigerung, lediglich an lyrischer Substanz hapert’s noch etwas.

 


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