„Schönen Tach machn“-Festival mit Screenshots
The Screenshots, Beachpeople, Luis Ake und Anina geben sich in den Pusdorf Studios in Woltmershausen die Ehre

Bremen. Mit feinster Musik: Die Organisatoren der Kulturkraken sagen in den Pusdorf Studios im Hohentorshafen „Tschüss Sommer“. Zu ihrem „letzten Badetach“ am Samstag, 3. September, laden die Kraken zum „schönen Tach machn“-Festival. Auf der Bühne werden stehen: The Screenshots, Beachpeople, Luis Ake und Anina. Tickets gibt es für 15 Euro hier. Kinder bis 16 Jahre sind kostenfrei.
Infos zu den Bands:
The Screenshots
Man kann Dax Werner, Kurt Prödel und Susi Bumms nur gratulieren. Warum? Weil ihnen mit der Band The Screenshots ein beeindruckendes Kunststück gelungen ist. Bis zu ihrem erstmaligen Erscheinen auf der Bildfläche war die Sache im Grunde ja vollkommen klar. Mag die Welt auch jeden Tag aufs Neue über diese oder jene Uneinigkeit aus den Fugen geraten, herrschte doch – zumindest im Kosmos Pop – die stillschweigende Übereinkunft: Musik, die auf dem Zusammenspiel aus Gesang, Gitarre, Geklöppel und ein bisschen Bass im Unterbau basiert, ist durch. Aber dann waren da auf einmal The Screenshots und veröffentlichten mit ihrem Album „2 Millionen Umsatz mit einer einfachen Idee“ die, man muss es so sagen, einfachste und gleichzeitig doch ehrlichste Rockmusik seit Jahren. Trotz Newcomerstatus marschierte das Trio mal eben so durch jedwedes Fachpresseerzeugnis sowie dessen Online-Outlet und das gesamte Feuilleton. „Diskurspop auf der Höhe der Zeit“, schrieb Die Zeit, „aufregendster deutschsprachiger Gitarrenrock der Stunde“ der Rolling Stone. Mit ihrem Quasi-Debütalbum stieg die Band auf Platz auf Platz 45 der deutschen Albumcharts ein. Es ROCKT, es hat mindestens zwei doppelte Böden und es macht FUN. Was auf Twitter angefangen hat endete in den Charts. Aber: Twitter war gestern. Jetzt sind sie ROCKSTARS.
Beachpeople
Wenn Beachpeople gleich in der ersten Zeile „I’ll be gone for a little while” ankündigen, sind sie eigentlich gerade erst angekommen. Zum Glück. Dieser Song ist eine fast fröhlich klingende Zerrissenheit, eine Zerstreuung suchende Flucht, die kein genaues Ziel kennt und sich jederzeit offenlässt, umzukehren. Man hört ein bisschen Nick Drake heraus, einen Hauch von Eddie Vedder, etwas Indie, sicherlich auch Blues und vor allen Dingen alles das, was Malte Huck, denn er ist Beachpeople, dringend loswerden muss. Und so ist „tonight” ein präziser und brutal ehrlicher Ausruf, der sich seinem eigenen Echo nicht entziehen kann. In jeder Zeile ist dabei ein Unterwegssein spürbar, im Gepäck mehr Fragen als Antworten. Beachpeople schaffen es, Verletzlichkeit so unverfälscht in Musik zu übersetzen, dass man sie zwangsläufig begleiten möchte – egal wohin oder wie lange. Das Video dazu ist eine atmosphärisch aufgeladene, farbenfrohe Collage, die gut die Anfangsszene eines ganzen Roadmovies sein könnte, der natürlich vielmehr eine Reise zu sich selbst wäre und ein Happy End hätte. Aber diesen Film gibt es gar nicht, es geht ohnehin um das, was möglich wäre, aber eben nicht ist: Die Bewegung, die kein Fortschritt ist, das Anhalten ohne anzukommen und die bunt blinkenden Lichter, die irgendwie doch grau wirken. Das Video ist eine Ansammlung von zu Fluchtpunkten gewordenen Momenten, die so schön hätten sein können, wenn es all diese Zweifel nicht gäbe. Die Debüt-Single „tonight” erschien am 4. Februar 2022 über das Regensburger Label corner.company.
Luis Ake?
Wer ist eigentlich dieser Luis Ake? Weiß das irgendwer? Weiß er das überhaupt selbst? Oder spielt das vielleicht gar keine Rolle? Reicht es uns nicht völlig, in den Bann dieses mysteriösen Mannes und seiner melodischen Traumwelt zu fallen? Eine Welt, die er zwischen Bass und Falsett aufspannt, mit Pathos und keiner Angst vor Verletzlichkeit, vor neuen Ausdrucksformen von Männlichkeit, gebrochen durch Androgynität, die maskuline Klischees ins Lächerliche drehen.
Seit Ake 2019 mit seinem Debüt „Bitte Lass Mich Frei“ eine Neujustierung von dem vorgenommen hat, was Pop auf Deutsch bedeuten kann, ist nichts mehr so wie es war. Er bewegt sich durch die imaginären Grenzen zwischen Genres, kreuzt sie und verbindet ungeahntes als wäre es ein leichtes. Wenn Ake singt, klingt es seltsam altbekannt doch gleichwohl unerhört neu und zukunftsgewandt. Synth Pop und Dark Wave treffen auf Italo Disco und NDW, Pet Shop Boys tanzen mit Enigma, Grönemeyer reicht OMD die Hand, und über allem thront dabei H. P. Baxxter und lässt ein Trancegewitter herabregnen.
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