Nachlese vom Reload Festival: der Freitag

Marius Jüstel berichtet von seinen Eindrücken beim zweiten Tag des Reload Festivals.

Reload Festival

Von Marius Jüstel

Sulingen. Was dem Donnerstag an ein paar Grad mangelte, machte der Freitag sofort wieder wett. Schon morgens schien die Sonne von einem wolkenlosen Himmel. Also nach einer viel zur kurzen Nacht aus dem viel zu warmen Zelt geschält, einen kalten Energy Drink geschnappt und ab zur ersten Band des Tages.

09.45 – 10.30 _ Excremetory Grindfuckers

Die Excremetory Grindfuckers eröffneten auf der Plaza Stage den Freitag. Dort wurde einem gleich morgens, neben Brötchen und Kaffee, Fun-Grind im Neandertaler Outfit serviert. Wer hat eigentlich diesen Trend losgetreten, dass Spaß-Grind die Begleitmusik des Festivalfrühstücks wurde? Dennoch haben die Grindfuckers, die müden Knochen der Besucher wachgetüttelt, ab der Mitte der Show sah man sogar das schon wieder die ersten Tanzbeine geschwungen wurden. Also Auftrag erfüllt, denke ich.

 

10.40 – 11.10 _ Get the Shot

Wer gestern bei Malevolence noch nicht genug bekommen hat, konnte sich morgens gleich beim Opener der EMP Stage wieder ins Zeug legen und sich eine Portion Hardcore mit Metalkante abholen. Leider herrschte zum Beginn der Band, wohl dem frühen Slot geschuldet, noch eine klaffende Lücke im Infield, diese schloss sich aber zügig. Spätestens nach „Deathbound“ hatten die Kanadier die Menge im Griff. Mit dem Song „Blackend Sun“ war ganz klar das Highlight des Auftritts zementiert. Sänger Jean-Phillipe heizte gut ein und war zeitweise mehr im Pit, als auf der Bühne

 

Infected Rain // Foto: Jörg Kröger

11.30 – 12.05 _ Infected Rain

Leider konnte das Quartett um Frontfrau Lena die Energie welche von Get the Shot vorbereit wurde nicht aufgreifen für sich nutzen. Nach anfänglichen technischen Problemen plätscherte die Show der aus der Republik Moldau stammenden Nu-Metal / Metalcoreband leider nur so dahin. Sehr schade, da ich Infected Rain auch schon richtig stark gesehen habe.

 

12.25 – 13.05 _ Landmvrks

Nachdem ich kurzzeitig das Infield in Richtung des Plaza verlassen hatte, wurde mir der fatale Fehler bewusst. Eine riesige Schlage zog sich quer über das Vorfeld, bis zum Partyzelt, für den nächsten Act auf der EMP Stage. Ok, also schnell ein noch Kaltgetränk gegriffen und ab in die Schlange zu Landmvrks. Kurz nach dem betreten des Infields starteten die Franzosen schon gleich mit „Lost in a Wave“, was für ein Brecher. Der mit Trap-Beats versetzte Metalcore überzeugt auf ganzer Länge und reißt die Menge vor der Bühne von der ersten Minute an mit. Ein ganz klarer Anwärter für einen Slot zur späteren Stunde.

 

13.25 – 14.05 _ Decapitated

Decapitated // Foto: Jörg Kröger

Ab nun gings mit der Tech-Death Walze Decapitated weiter. Ein ganz klares persönliches Festivalhighlight. Die vier Polen stampfen sich durch ihr Set, welches durch Songs wie Earth Scar, Cancer Culture und Iconoclast besticht. Bei letzterem ist auf dem Album auch Legende Rob Flynn zu hören, denn bei dessen Machine Head Gitarrist „Vogg“ ebenfalls die Saiten zieht. Leider waren nicht die Mengen an Zuschauern vor der Bühne, welche die Band verdient hätte. Dennoch ein sehr gelungener Auftritt.

 

15.25 – 16.05 _ Agnostic Front

Nach einer kurzen Pause ging´s gleich weiter zur NY Hardcore Legende Agnostic Front. Die Jungs wissen einfach wie sie ein nach Moshpit lechzendes Publikum bespaßen. Wer schon einmal in den Genuss kam eine AF Show zu sehen, weiß das diese einen nie enttäuschen. Zum Abschluss gab natürlich die Hymne „Gotta Go“, gefolgt vom Ramones Cover „Blitzkrieg Bob“.

 

16.30 – 17.10 _ Clawfinger

Einen schweren Stand hatten jedoch dann Clawfinger. Die Pioniere des Crossover können jederzeit im gleichen Atemzug mit Acts wie Rage against the Machine genannt werden, was den Impact auf die Scene betrifft. Sie hatten jedoch bei, für das Reload Festival untypisch, mäßigen Sound die harte Nuß zu schlucken zwischen zwei Live-Mächten zu spielen. Leider sprang der Funke bei einem Großteil der Leute nicht über, obwohl die Band eine starke Performance abgeliefert hat. Da konnte der Abschluss mit dem großartigem „Do what I say“ auch nur wenig herausreißen.

 

Skindred  // Foto: Jörg Kröger

17.35 – 18.20 _ Skindred

Alle „Need for Speed Underground“ 90´s Kids angeschnallt. Skindred zerlegen bei strahlendem Sonnenschein die EMP Stage. Die Mischung aus HipHop, Reggae und Metal lässt keinen still stehen. Sänger Benji weiß wie kein Anderer eine Menge so zum Tanzen, Springen und Mitsingen zu bewegen. Gekonnt wurden die Leute in Chöre aufgeteilt, welche Songs wie „Kill the Power“ und „That´s my Jam“ zusammen mit der Band sangen. Kein Wunder, dass die Jungs auf unserer Nachbarinsel zu den ganz großen zählen. Immer wieder gerne!

 

18.45 – 19.30 _ Stick to your Guns

Das immer noch von der Stimmung beflügelte Publikum bekam nun den Melodic- Hardcore von Stick to your Guns vorgesetzt. Die vier Kalifornier konnten mit einer tollen Performance und gewaltigen Mitsingparts glänzen. Songs wie „Nobody“, oder „Against them all“ waren klar die Lieblinge der Zuschauer und wurden energisch abgefeiert.

 

19.55 – 20.55 _ Killswitch Engage

Nach kurzer Umbaupause enterten Killswitch Engage die EMP Stage. Bei glasklarem Sound wurde ein Hit nach dem Anderem zum Besten gegeben. Eine Setlist welche, wenn ich ein Best-of der Band zusammenstellen würde, exakt diese Titel aufweisen würde. So etwas hat man nur selten! Die Band bestach von der ersten Sekunde durch Spielfreude und mit dem Opener „My Curse“ hatten sie das Publikum komplett in der Hand. Crowdsurfer bis zum Ende, welches mit dem DIO Cover „Holy Diver“ fantastisch abgeschlossen wurde.

21.25 – 22.25 _ Trivium

Trivium // Foto: Jörg Kröger

Wenn man dachte nach KSE könnten Trivium eine harte Zeit haben, die Leute in den Bann zu ziehen, dann lag man definitiv falsch. Die vier Jungs preschten gleich zum Begin mit dem aktuellem Song „Court oft he Dragon“ nach vorne, welcher super bei den Leuten ankam. Matt Heafy konnte gekonnt das Publikum anheizen, auch der allgegenwärtige Querverweis zum parallel stattfindenden Summerbreeze durfte nicht fehlen. Spätestens bei „In Waves“ war kein halten mehr, die Menge sprang, begleitet von riesigen Feuerstößen vom Bühnendach, mit der Band um die Wette. Der einzige Wehrmutstropfen war leider das Bassist Paolo, bedingt durch eine OP vor ein paar Tagen, nicht die übliche Performance liefern konnte und seinen Bass auf einem Ständer bediente. Auch ließ er leider seine Backing Vocals an diesem Abend aus. Trotzdem Hut ab für die Performance und eine absolut geile Show vom Rest der Band.

 

23.00 – 00.30 _ In Flames

Nun zum Headliner des Festivalfreitags. In Flames starten mit der einem Song aus dem aktuellen Album „Forgone“, danach gab es einen Ritt durch den gesamten Bandkatalog. Erfreulicherweise wurde ein Fokus auf Klassiker aus der früheren Bandgeschichte gelegt, welche bis heute den Status der Band zementieren. Ein lupenreiner Sound und dazu eine fantastische Lightshow begleiten die beiden Schweden, unterstützt durch die vier Amerikaner. Auch der neue Bassist Liam (ehemals Dillinger Escape Plan) macht eine gute Figur. Die Band geht steil, die Leute gehen steil. Ein würdiger Headliner, welcher wieder zur alten Stärke gefunden hat.

 

Sleep Token  // Foto: Jörg Kröger

00.45 – 01.30 _ Sleep Token

Als Abschluss des Abends waren nun Sleep Token an der Reihe. Diese wurden kurzfristig von der Plaza Stage hoch auf die Hauptbühne verfrachtet. Eine gute Entscheidung, wenn man die Masse an Menschen vor der EMP Stage betrachtet und noch die dicht gedrängte Menge vom Vorabend im Gedächtnis hat. Den Hype, welchen die Band derzeit erfährt, ist in jeder Sekunde gerechtfertigt. Die Band schafft es eine Atmosphäre auf die große Bühne zu bringen, welche man ansonsten nur im postigen Blackmetal findet. Davon könnte aber Sleep Token, bis auf die Optik vielleicht, nicht weiter entfernt sein. Ruhige Passagen mit herausstechenden Klargesang treffen auf djentige Riffs, welche mit Wucht dem noch nicht müdem Publikum entgegen gefeuert wurden.

 

 

 

 

 

 

 


Mehr Beiträge aus" Festivals" zur Startseite

Nachlese vom Reload Festival: der Freitag teilen auf: