Mad Monks – Tränenreicher Abschied vom Trötenmönch

Nach über zehn Jahren feinster Ska Punk-Action fand am vergangenen Samstag das emotionale Abschiedsmahl in der Kesselhalle statt: Trompetensau und Lokalmatador Lasse ist ab sofort nicht mehr Teil der Band – und bleibt doch „für immer Monk“.

Mad Monks

Bremen – Das grandiose Abschiedskonzert der Kleinstadthelden im Schlachthof war ein bis ins kleinste Detail durchperfektioniertes Highlight. Es gab so gut wie keine Aussetzer, die Show verfolgte einen klaren Spannungsbogen, vom fetzigen Einstand über die großen, kleinen Momente im Mittelteil bis hin zum emotionsgeladenen Finale.

Bei der Abschiedsshow der Mad Monks sah das ganze etwas lockerer aus. Hier holperte es mal beim Einspieler, dort wurde mal ein Einsatz versäumt – und trotzdem stand die energetische Liveshow der Bremer Trompetenpunker dem Farewell der Osterholz-Scharmbecker in Nichts nach! Denn die Mad Monks zeichnen sich seit je her durch ihre ungebändigte Live-Energie und ihren enormen Fun- und Sympathiefaktor aus. Wer die Monks lieben gelernt hat, der ist mit ihnen verbändelt, gealtert, verbrüdert. Schauriges Wort, aber passend! Denn das Lokalkolorit eines Mad Monks-Konzert ist klares Trademark der Band und keine zweite Combo dieser Stadt macht’s ihnen nach: wir sind auf die Knie gegangen zu den hypnotischen Klängen von „Mexico“, traten die alberne Nonsens-Skifahrt von „Sunny Day Devotion“ in der „Apres-Ski-Version“ an, hüpften das Metronom zu Dreamweaver und feierten den Einstand und die Rückkehr des Schwarzen Mönchs – und zwar sowohl in den aufgeheizten kleinen Clubs der Stadt (Buchte, Römer, Zucker, Tower,…) als auch in den richtig großen Läden wie dem Modernes oder der immer wieder ausverkauften Kesselhalle zu den legendären Weihnachtsspektakeln.

Immer vorne mit dabei: Rampensau Lasse, der dieser fantastischen Band für 10 Jahre mit purem Charisma und wunderbar eingängigen Trompetenmelodien seinen unverwechselbaren Stempel aufdrückte. Und auch, wenn es zuletzt etwas ruhiger wurde und der Output der Band sich auf die wenigen Songs der 2013 veröffentlichten „5vor12“-EP beschränkte, traten alle Jünger am Samstag pflichtbewusst an zum letzten Abendmahl. Und was für eine Sause das war!

Das ging ja schon los mit sage und schreibe drei (!) phänomenalen Vorbands. Der junge Punkrocker in mir juchzte vor Euphorie, als das Schraddeltrio von F-Three sich nach einer gefühlten Ewigkeit mit einer show-exklusiven Reunion wieder auf der Bühne einfand, um die Bremer Crowd noch einmal mit treibendem Motivationspunk von ihren damaligen Qualitäten zu überzeugen. Mindestens so gut wie früher und nach wie vor ein echter Verlust für alle Punkrockfans, dass es diese Band offiziell nicht mehr gibt. Vladi Wostock parierten in tollster Gogol Bordello-Tradition und brachten das langsam wachsende Publikum mit ihrer gelungenen Gipsypunkmixtur, genannt „Russian Surf“, vor der Bühne gekonnt zum Ausflippen, bevor dann Skannibal Schmitt einen echten Abriss hinlegten. Von diesen liebenswerten Durchgeknallten durften sich Mad Monks-Fans schon auf zahlreichen Kollabogigs sowie der Skapunk United Tour live überzeugen.

Und dann betraten die Mönche nach einem atmosphärischen Intro die Bühne und heizten los. „Bomb’s not waiting“ schallte es von der Bühne und aus allen Kehlen. „Bon Ska“, Me and My Guitar“ und wie die Stücke alle hießen – es war ein langes, allumfassendes Set mit drei Zugabeblöcken, das wohl jeden Besucher äußest zufrieden gestellt hat. Die Band war fantastisch aufgelegt, die Stimmung im Saal kochte über. Bei diesem letzten Konzert in kompletter Besetzung wurden wahrlich keine Gefangenen gemacht und wer nicht tanzte, der sorgte wohl maximal kurz für den nötigen Flüssigkeitsnachschub.

Am Ende wurde es dann aber tatsächlich richtig emotional. Nach einer längeren Ansprache von Lasse zu den Beweggründen seines Abtritts (neben seinem Mitwirken bei den Nordic Ashtrays möchte er sich auch der Gründung einer neuen Konzertgruppe in der Buchte widmen, was ich als damaliges Mitglied der Mugge-Gruppe für ein lobens- und lohnenswertes Unterfangen halte) und einem rührenden Ständchen seiner Hausband („Für immer Monk“) sah man überall in der Kesselhalle in tränenfeuchte Augen – und auch die Band konnte nun nicht mehr an sich halten. So flossen auf diesem Konzert tatsächlich Tränen des Abschieds, bevor es in die letzte Zugaberunde ging und die Melancholie einem ausgelassenen, letzten Tanztee wich. Wir durften zudem Zeuge des ersten Mad Monks Songs werden, der ohne Zutun von Lasse geschrieben wurde. Sollte dieses akustische Kleinod die neue Richtung aufzeigen, in die sich die Band entwickelt, dann dürfen wir gespannt sein auf verträumten, musikalisch anspruchsvollen Barden-Reggae…auf deutsch!

Die Mad Monks waren zeit ihres Bestehens Norddeutschlands heißester Skapunk-Export. Sie füllten die Hallen, brachten ein generationenübergreifendes Publikum gemeinsam zum Tanzen, waren politisch engagiert und 100% D.I.Y.! Eine Band, bestehend aus tollen Menschen und sehr begabten Musikern. Aber: dies ist nicht die Zeit für einen Nachruf. Denn irgendwie wird die Gruppe fortbestehen, so auch der Konsens am Samstag Abend! In welcher Besetzung, in welcher Sparte und ob ohne oder vielleicht irgendwann ja doch wieder mit Lasse: Gute Musik darf und wird nicht sterben!

You mean so much to me, my friends! <3


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