Liebe zu dritt

Provinz, das Publikum und die Musik - ein Konzertbericht aus dem Pier2.

Provinz

Bremen. Viel Gekreische verursachten Provinz bei ihrem Auftritt am vergangenen Freitag im ausverkauften Pier2 und ihrem überwiegend augenscheinlich weiblichen Publikum. Nicht verwunderlich, denn ihre Freude endlich live spielen zu können, war den ganzen Abend zu spüren.

Aber bevor die Bühne zur Provinz wurde, wärmte die vierköpfige Band „Cinemagraph“ aus Mannheim Bühne und Publikum für ’ne gute halbe Stunde auf. Cinemagraph vereinen mit ihrer Musik poppige Gitarren- und verträumte Synthieklänge und „kanye-esque“ Vocal-Synth-Leads, wie sie selber über sich sagen. Ihren Indie-Rock-Wurzeln bleiben sie dabei aber treu. Live wirkt das, als würde sie Kalifornien nach Bremen holen. Man könnte es auch als „Surfer“-Rock bezeichnen. Optisch haben die vier Jungs eine gewisse Ähnlichkeit zu The Kooks, was im Endeffekt nur ein Fazit zulässt: Das, was du siehst und das, was du hörst, passt einfach zusammen.

Die Ravensburger Band um Vincent Waizenegger lud mit großen Gesten zum Mitsingen ihrer Texte, zum Springen und Tanzen ein. Große Bühnen bedürfen großer Gesten. Bestes Beispiel dafür: das Publikum zum Flashmob aufzufordern und zu springen (Spring: „Du musst springen, du musst springen!“). Ausnahmslos sprangen alle Fans. Auch die auf der den Rängen und der Empore. Doch wenn der Beat nicht mehr tanzt, dann werden Provinz sogar ganz bedächtig. Wie z.B. bei einer reduzierten Version von „Alles gut keine Angst“; ein Song, der den Vieren viel bedeutet, ein Zuspruch von Mut und Zuversicht, der ihnen während der Pandemiezeit sehr geholfen hat und den sie an alle im Pier2 gerne weitergegeben haben.

Die Musik von Provinz erzählt Geschichten aus dem Hinterland für die Großstadt; Geballte Sehnsucht nach draußen, Ja, der emotionale Schrei nach (Er-)Leben, die Höhen und Tiefen des Erwachsenwerdens. Wenn es heißt: „Tanz für mich, tanz für mich, tanz für mich…“, dann ist jede Wiederholung des Satzes auch ein Ruf nach Aktion, dass etwas passiert. Unbeschönigte Tatsachen werden unpoliert und inbrünstig präsentiert. „Zorn & Liebe“ fasst das Ganze gut zusammen.

Unterstützt wird das, finde ich, von der Art des Gesangs. Diese erinnert an die Gesangsperformance von Felix Kummer, wo viel Text rhythmisch auf wenige Takte gebracht wird, abgelöst von mehr gesungenen Passagen, dass es fast schon eine Theatralik hat. Jedes Wort ihrer Songs, das durch das Mikrofon über die Boxen in unsere Ohren gelangt, wird auch genauso aufgenommen, aufgesogen, wie es gemeint und gesagt ist.

Im Vergleich zu ihrem Support-Act Cinemagraph hat Provinz mit ihrer Aufstellung auf der Bühne die eigene Energie besser auf das Publikum übertragen. Es war deutlich spürbar, dass sie Spaß haben live zu spielen, live Musik zu machen und sich dadurch gegenseitig Energie gegeben haben. Und eben diese Energie gebündelt an ihre Fans übertragen. Um es mit den Worten von Provinz zu sagen: Sie gaben uns das, was uns high macht!

Seht euch hier unsere Konzertfotos an:


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