Konfetti-Explosionen und Sitzplätze vor der Bühne
Zwölf Stunden Programm zum Abschluss des Deichbrand Festivals aus der Sicht unserer Redakteure Marcel und Malte.

Cuxhaven/Nordholz. Das Infield öffnet an diesem Sonntagmittag erst um 11:30 Uhr, statt wie sonst um 11:00 Uhr. Als es dann aber endlich soweit ist, stürmen die Menschen in den ersten Pit vor der Fire Stage, um einen Sitzplatz zu ergattern. Dieses ungewöhnliche Bild haben wir Alligatoah zu verdanken, der ab 12:00 Uhr einen Akustik-Auftritt spielen wird. Das Bühnenbild stellt eine Kanalisation nach, Alligatoah kommt dementsprechend als Kanalarbeiter verkleidet auf die Bühne. Während er selbst meistens an der Gitarre spielt, wird er den Auftritt über an der Orgel begleitet. Ganz auf Musik vom Band kann Alligatoah aber nicht verzichten, so ertönt bei Liedern wie „Lass liegen“ oder „Du bist schön“ ein Beat. Die Besucher des Deichbrand Festivals bekommen heute sogar schon die erste Single „Alli-Alligatoah“ seines im September erscheinenden Albums zu hören. Als letztes Lied ertönt dann „Trostpreis“. Da Feature-Gast Timi Hendrix leider nicht anwesend sein kann, übernimmt einfach das Publikum dessen Part. Trotz viel Unterhaltung und Bühnenshow zwischen den Tracks, schafft Alligatoah es, in 70 Minuten Spielzeit kaum einen Song vermissen zu lassen.
Die Bilder vom Sonntag gibt es hier, Texte und Fotos aller anderen drei Tage in unserem Deichbrand-Dossier.
Nach dem Auftritt von Alligatoah geht es um 13:20 Uhr auf der Water Stage mit Itchy weiter. Da Sänger Sibbi Probleme mit den Stimmbändern hat, holt sich das Trio Unterstützung von anderen Bands, die auf dem Deichbrand spielen. So helfen zum Beispiel Philipp Müller von „Smile and Burn“ und Mario Radetzky von „Blackout Problems“ für ein paar Songs aus. Der Plan geht auf, die Zuschauer genießen den Auftritt bei knallender Sonne und sorgen mit Circlepits für Staubwolken vor der Bühne.
Nachdem sich in den beiden vorhergegangenen Tagen acht Kandidaten durchgesetzt haben, findet nun um 14:00 das Poetry Slam Finale im Palastzelt statt. Dieses kann Yannik Sellmann knapp für sich entscheiden. Sellmann hatte im vergangenen Jahr schon den 2. Platz erreicht. Das Trio Heisskalt spielt am frühen Nachmittag auf der Water Stage vor Besuchern, die auch nach vier Tagen Festival und heißen Temperaturen noch genügend Energie haben, durch den Staub zu springen. Live kommen die Songs der ersten beiden Alben besser an als die des neuesten Werks. Die textsicheren Fans freuen sich besonders, als sogar das alte „Hallo“ mal wieder live gespielt wird.
Das international sehr erfolgreiche Duo Milky Chance aus Kassel spielt mit Band am frühen Abend ein entspanntes und im positiven Sinne unspektakuläres Konzert. Ein angenehmer Gegenpol zu vielen lauten Konzerten der letzten Tage. Es gibt Folk-Pop in der Abendsonne zu hören, der zum genießen einlädt. Am Ende surft Sänger Clemens Rehbein in einem Schlauchboot über die Arme der Besucher.
Ein „Urlaubsgefühl mit Sonne im Gesicht“ ist es für Bosse, der glücklich über die vielen Besucher ist. Das schnelle „So oder so“ gibt es gleich als Opener, anschließend werden einige Songs des neuen Albums „Alles ist jetzt“ inklusive dem Titeltrack live ausprobiert. Dort ist ebenfalls „Ich bereue nichts“ vorhanden, eine ruhige Ballade, die im Duett mit Keyboarderin Valentine Romanski vorgetragen wird. Bei „Vier Leben“ nehmen sich die Besucher kollektiv in den Arm und schunkeln, bei schnelleren „Krumme Symphonie“, im Original ein Feature mit Casper, singt Herr Spiegelei von Deichkind mit.
Der letzte Headliner des Deichbrand Festivals 2018 spielt am Sonntag um 22:00 Uhr auf der Fire Stage. Noch bevor die Band die Bühne betritt, ist die Stimmung im ersten Pit gut. SDP spielen noch nebenan auf der Water Stage, die bekanntesten Songs werden hier lautstark mitgesungen. Das Bühnenbild für Die Toten Hosen ist einfach gehalten, es ist lediglich ein riesiger LED-Bildschirm aufgebaut. Darüber sitzen vier Lichttechniker, jeder ist jeweils einem der Frontmen zugeteilt, sodass diese den ganzen Auftritt über gut beleuchtet sind. Vor der Bühne sind mehrere Kanonen aufgebaut, man darf gespannt sein, wann diese zum Einsatz kommen. Während des Auftrittes werden auf dem Bildschirm Live-Aufnahmen der einzelnen Bandmitglieder gezeigt, sodass auch weiter hinten stehende Zuschauer immer alles gut im Blick haben. Bei Liedern wie „Alles passiert“ werden Die Toten Hosen von Streichern und Pianistin begleitet. Bei härteren Liedern sind im ersten Pit immer wieder unzählige Fahnen und Pyrotechnik zu sehen. Während ihrer zwei Stunden Spielzeit schaffen es Die Toten Hosen, all ihre wichtigsten Lieder unterzubringen. Doch es werden auch Lieder von anderen Künstlern gespielt, wie zum Beispiel „TNT“ von AC/DC, „The Passenger“ von Iggy Pop und „You‘ll Never Walk Alone“ von Gerry & the Pacemakers. Letzteres widmet Sänger Campino Mesut Özil, welcher zuvor am Tag aufgrund von Streitigkeiten mit dem DFB aus der deutschen Nationalmannschaft zurückgetreten ist. Nach zwei Zugaben und mehreren Konfetti-Explosionen ist dann um Mitternacht Schluss. Die meisten Festivalgänger treten jetzt ihre Heimreise an.
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