Kommentar: Eine mutlose Entscheidung

Radio Bremen schickt die Rap-Gruppe 219 Click aus Walle ins Rennen um den New Music Award.

Foto: HB-People.de

Bremen. Jährlich im Herbst vergeben die jungen Radioprogramme der ARD den New Music Award an junge Bands und Nachwuchsmusiker. Bereits zum zehnten Mal nominieren die neun Radiosender einen Teilnehmer, der die jeweilige Region in der großen Finalrunde in Berlin vertritt. Sieger der letzten Jahre sind beispielsweise Kraftklub, Tonbandgerät und OK Kid. Ins Rennen um den begehrten Preis schickt Bremen Next in diesem Jahr die Bremer Rap-Gruppe 219 Click.

Der Bremer Teilnehmer beim New Music Award wird alle zwei Jahren automatisch mit dem Sieg beim Nachwuchswettbewerb „Live in Bremen“ nominiert. In der Jury des Contests sitzen Musiker, Journalisten, Kulturschaffende… – eben Menschen, die nah am Geschehen in der Bremer Musikszene sind, einen Überblick haben und Entwicklungen beurteilen können.

Leider wurde die Nominierung in diesem Jahr, in dem es kein „Live in Bremen“ gibt, von Radio Bremen-Programmchefs vorgenommen, die offenbar auf dem größten und wichtigsten Newcomer-Award Deutschlands den eigenen, kleinen Spartensender fördern wollen, und nicht die Bremer Musikszene. Next ist ein Sender mit sehr eingeschränkter Zielgruppe, der nicht auf eine solche Bühne gehört. Die Nominierung von Radio Bremen gleicht somit eher einem schlecht vorbereiteten Marketing-Gag als dem wirklichen Zweck der Talentförderung.

Schaut man sich in den jungen Bremer Musikszene um, fallen beispielsweise Bands wie Havington, Lenna oder Paul auf, die alle in den letzten beiden Jahren spannende und hoffnungsvolle Schritte in ihrer Entwicklung gemacht haben und sich somit eine Nominierung verdient hätten. Sie und viele andere Bands haben hart gearbeitet, sich in Bremen einen Namen gemacht und sich durch zahlreiche Auftritte eine teilweise schon überregionale Fanbasis erspielt. Nachdem in den letzten Jahren die Phaenotypen, The Secnd und Faakmarwin angetreten sind, wäre eine Nominierung dieser oder anderer Nachwuchsbands eine leistungsgerechte Wertschätzung der harten Arbeit, die Bands und Kulturschaffende in Bremen leisten.

Stattdessen wird eine in Bremen wenig bekannte Rap-Gruppe aus Walle nominiert, die laut Aussage auf der Homepage in ihren Songs am meisten Wert auf „Leben ficken“ legen und auch sonst textlich keine Glanzstück verbreiten. Es ist absolut kein Vergleich zu vorherigen Teilnehmern verwandten Genres, wie der Antilopen Gang. Die Musik von 219 Click hat sicher auch Fans und daher eine Berechtigung, ist auf diesem Award aber völlig fehlplatziert.

Es wirkt fast schon verzweifelt, einen Sender, der seit über einem Jahr besteht und der seine Akzeptanz und Zielgruppe scheinbar gefunden hat, auf so eine Art noch bekannter machen zu wollen. Diese Denkweise ist mutlos und egoistisch. Bei der diesjährigen Nominierung zum New Music Award geht es nicht die Förderung der Bremer Musikszene, sondern um Werbung in eigener Sache, das ist schade und enttäuschend.

 


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