Kleiner Mensch, großartiger Musiker!

Jamie Cullum, der Jazz-Pop-Künstler aus Großbritannien, war am vergangenen Donnerstag zu Gast in Bremen auf der Seebühne. Vom Sitzkonzert bis hin zum losgelösten Tanzen, alles war dabei.

Seebühne Bremen | Sascha Schröder

Bremen. Bei seinen aktuellen Stops auf den verschiedensten (Jazz-)Festivals in Europa, präsentierte Jamie Cullum einen wunderbar bunten Mix aus dem Repertoire seiner Alben. So auch am Donnerstag in Bremen. Seine Musik lockt einen ebenso bunten Mix von Fans von jung bis alt an. Schon auf dem Weg vom Backstage-Bereich auf die Bühne wurde der Musiker aus London euphorisch begrüßt und winkte hinter dem Bauzaun, der mit nahezu durchsichtigen Werbebannern bespannt war, zurück.

Die Seebühne war sehr gut besetzt, um nicht zu sagen voll und die Zuschauer saßen ganz brav auf ihren Plätzen. Im Sitzen fühlen sich meiner Meinung nach Konzerte, abhängig von der präsentierten Musik, zu statisch an. Man muss jedoch dazu sagen, dass ein Konzert im Sitzen nicht gut zu der Musik von Jamie Cullum passt (wie bei so vielen anderen Musikrichtungen auch). Nur vereinzelte Besucher des Konzerts konnten verständlicherweise nicht durchgehend sitzen bleiben. Ich wäre am liebsten auch aufgestanden.

Seebühne Bremen | Sascha Schröder

Das Cover von „Don’t Stop The Music“ von R&B-Sängerin Rihanna schaffte einen guten Einstieg in den Abend an der Waterfront. Anschließend ein Samba-Zwischenspiel, was das Publikum mehr und mehr lockerer werden ließ. Von Beginn an würdigten die Zuhörenden die eingeschobenen Soli und Performances der Band mit Szenenapplaus.

Jamie Cullum habe gute Erinnerungen an die Seebühne hier in Bremen, sagte er während des Konzerts. Er liebe diese Aussicht auf die Tribüne, diesen Flair direkt am Wasser und es würde ja nie in Bremen regnen (zumindest nicht bisher bei seinen Auftritten und Besuchen in Bremen).

Den Bezug zum Jazz habe er das erste Mal durch den Disneyfilm „Aristocats“ erlebt. Nach dieser Erklärung präsentierte er seine Version von „Everybody Wants To Be A Cat“. Wer diese Version kennt weiß, dass sie in die Richtung Swing geht. Die Vielseitigkeit von Jamie Cullum zeigt sich auch darin, dass er fließende Übergänge zwischen den Songs schafft, Beatbox in seinen Gesang implementiert oder sein Instrument perkussiv nutzt. Wenn man das Internet nach Videos von ihm durchstöbert, stößt man auf jeden Fall auch auf Clips, in denen er auf dem Flügel oder Klavier herumtrommelt. Beim Song „Mankind“ bewegt sich der Künstler zwischen den Konzertbesuchenden durch die Reihen und bindet seine Fans mit ein. Das war aus meiner Perspektive der Moment, wo bei vielen Leuten des Publikums der Wunsch bewusst wurde lieber aufzustehen und zu tanzen, als zu sitzen.

Seebühne Bremen | Sascha Schröder

Die darauf folgende Neuinterpretation seines Songs „Taller“ aus dem 2019 erschienenen, gleichnamigen Album, faszinierte mich nochmal auf einem anderen Level. Vorn am Bühnenrand platztiert: nur die Toms vom Schlagzeug, Kontrabass, Gitarre und Tamburin. „Taller“ hörte sich in dieser Version an, als wäre es das Intro einer Western-Serie.

Einen Song später holte der kleine Brite alle Menschen die wollten, ganz nah an die Bühne und forderte alle Besucher zum Tanzen auf. Es war eine Leichtigkeit dieser Aufforderung folge zu leisten, nach dem zuvor performten Signature-Moves des Musikers. Er schmiss seinen Klavierhocker zur Seite, stieg auf den Flügel und sprang im richtigen Moment zur Musik von diesem wieder hinunter. Außerdem folgte als nächstes „You And Me Are Gone“ und bot ein phänomenales musikalisches Finale.

Mit dem Song „Mixtape“ setzte der Musiker schon häufig den Schlussakkord seiner Auftritte, entweder mit oder ohne Zugabe. Ein Song, der die Fans noch lange allein singend zurück und sie in der Freude an der Musik schwelgen lässt. Am Donnerstag jedoch nicht. Zwar gab es diese Fangesänge, Jamie Cullum aber nahm die tolle Atmosphäre an der Seebühne auf, schuf nochmal einen kleinen ruhigen Moment und kreierte eine Ballade über Bremen. Aus der Reihe der Songversionen, die während der “Song Society-Sessions“ entstanden sind, spielte er den von Bruno Mars bekannten Hit „Uptown Funk“.

Bei den „Song Society Sessions“ gibt es drei Vorgaben:

Den Schluss setzte er aber nach „What A Difference A Day Made“ mit einem Übergang zu dem sehr passenden maritimen Flair mit „All At Sea“. Das Gefühl, das zurückbleibt, lässt sich mit den folgenden Worten beschreiben: Dankbarkeit des Künstlers, Dankbarkeit des Publikums, Sehnsucht, Freude auf mehr solcher Erlebnisse.

Jamie Cullum ist einfach Musiker mit Leib und Seele. Er weiß die Menschen zu entertainen. Und genau das bringt er auf der Bühne auch rüber. Seine Konzerte zu besuchen lohnt sich jedes Mal aufs Neue, keines ist wie das Andere. Als ich ihn 2014 das erste mal live sah, war es auch eigentlich ein “Sitzkonzert“. Aber er lockert diese Struktur auf. Bei besagtem Konzert sagte er damals, er halte sich nicht so gern an eine zuvor abgesprochene Setlist, sondern spiele, ganz der Musiker, was ihm grade durch den Kopf geht. Auf diese Weise fand ich auch heraus, dass er den Song „Standing Still“ geschrieben hat, mit dem Roman Lob 2012 für Deutschland beim ESC antrat. Wenn man sich den Song anhört, erkennt ein Fan den Stil von Jamie Cullum.

Diesen Song dann einmal live von seinem Schöpfer zu hören, war ein besonderes Erlebnis. Es bewies aber, dass Jamie Cullum einfach spielt, was ihm in den Sinn kommt. Einfach gesagt: ein großartiger Musiker!

Seebühne Bremen | Sascha Schröder

 


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