Kettcars heimliche Liebe

Tom Liwa und die Hamburger Kettcar spielen 2018 ihr zweites Konzert im Bremer Schlachthof

Kettcar Zusatzkonzert in Bremen.

Bremen. Tom Liwa gehört mit Sicherheit zu den besten Textern des Landes. Das beweist der Duisburger seit mehr als 25 Jahren. Nicht zuletzt die Großwerke mit seiner Band Flowerpornoes in den 90er sollten zum Standardrepertoire eines jeden Kettcar Fans gehören. Nicht umsonst veröffentlichte das Hauseigene Label zuletzt den Meilenstein „Red nicht von Straßen, red nicht von Zügen“, von eben jenen Flowerpornoes erstmalig auf Vinyl. Liwas nächstes Soloalbum folgt in den nächsten Tagen.

Trotz des großen Outputs Liwas, solo oder mit Band, beschränkt der Künstler und seine um drei weitere Musiker ergänzte Band, sich seit einiger Zeit, (leider) nur auf die neueren Stücke. So gab die Band im Schlachthof lediglich drei Songs vom letzten „Tom Liwa mit Flowerpornoes“ Album „Umsonst und Draußen“ zum Besten und ansonsten (vermutlich) Lieder vom bald erscheinenden Liwa Soloalbum. Dementsprechend freundlich, aber verhalten, war die Reaktion des Publikums. Stellt sich die Frage, ob die Stimmung eine andere gewesen wäre, wenn das eine oder andere ältere Stück und damit vielleicht bekannt Stücke, mit im Set aufgenommen worden wäre.

Kettcar hingegen fingen routiniert mit „Trostbrücke“ an, packten schon früh Hits wie „Money Left to Burn“ oder „Balkon Gegenüber“ aus. Das kam am Ende eines jedes Liedes gut an, während der Stücke hörte das Publikum allerdings eher zu, als ausgelassen das Dargebotene abzufeiern.

Die Setliste des Konzertes ist fast identisch mit der des ersten Konzertes der Band in Bremen. Nach „Benzin und Kartoffelchips“, „Tränengas im High-End-Leben“ und „Kein Außen mehr“ im Mittelteil des Programms gibt es nun einen gemeinsamen Song mit Tom Liwa. Marcus Wiebusch und Co. spielen mit Liwa „Am Tisch“ und Wiebusch sagt über Liwa: „Ohne ihn wäre ich nicht der Songwriter, der ich mittlerweile bin.“ Dabei wird der Kettcar-Frontmann sogar ganz emotional.

Es geht aber auch witzig. Vor allem wenn Reimer Bustorff sich in den Pausen das Mikrophon schnappt. So hat er bei seinem Rundgang über die Osterwiese festgestellt, dass in Bremen die gleichen Macher der Geisterbahn wie in Hamburg sind. Kurios. Für ihn eine große Freude. Und wie sagt es Reimer zwischendurch so schön: „Hach Bremen, meine heimliche Liebe.“

Wiebusch hingegen sagt in Hinblick auf das zweite Kettcar-Konzert im Schlachthof 2018, dass er sich fast vorkomme wie „Celine Dion“ und fügt sofort hinzu: „Und Bremen ist unser Las Vegas“. Nicht neu ist, die Frage nach dem Alter der Anwesenden: „Wie viele Menschen unter 30 Jahren sind denn hier?“, fragt Wiebusch. Wie erwartet: Es sind nicht viele. Viele weitere Anekdoten – von der „Alten Hanse“ oder vorherigen Konzerten – werden erzählt.

Das Konzert ist nicht das beste, das Kettcar je gespielt haben. Es gab emotionalere, lustigere, packendere und bessere Auftritte. Aber das hier an diesem Abend ist gut: gute Musik, gute Sprüche, gute Songs, gute Stimmung, gute XYZ (füge sie ein beliebiges Subjekt ein). Die Musik macht die Menschen glücklich, der Schlachthof ist ausverkauft. Was will man mehr. (cr) und (pfa)

Bilder von Konzert gibt es hier.

Den Text zum ersten Konzert lest ihr hier, die Bilder vom Januar-Auftritt hier.

 

Setlist

Trostbrücke Süd
Balkon gegenüber
Graceland
Money Left to Burn
Sommer ’89 (Er schnitt Löcher in den Zaun)
Wagenburg
Rettung
48 Stunden
Balu
Benzin und Kartoffelchips
Tränengas im High-End-Leben
Kein Außen mehr
Am Tisch (mit Tom Liwa)
Der Tag wird kommen (Marcus Wiebusch Stück)
Ankunftshalle
Deiche

Encore:
Auf den billigen Plätzen
Im Taxi weinen
Ich danke der Academy
Landungsbrücken raus

Encore 2:
Den Revolver entsichern

 


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