Im Gehege der Außenseiter

Die Antilopen Gang feiert mit dem ausverkauften Schlachthof und spielt ein Konzert zwischen Hip-Hop und Punk.

Antilopen Gang

Bremen. Ganz ruhig am Piano singen die drei Rapper der Antilopen Gang ihren Song „Gestern war nicht besser“ und starten den Konzertabend im ausverkauften Schlachthof fast schon gefühlvoll. Erst im folgenden Intro knallen die Strobo-Effekte. Hip-Hop und Punk-Rock, Zynismus und Satire zwischen ehrlichen Meinungen und traurigen Wahrheiten – es ist ein facettenreiches Konzert zwischen Haltung und Unterhaltung.

Die Gewinner des New Music Awards sind mit ihrem aktuellen Album „Anarchie und Alltag“ auf dem Spitzenplatz der Charts eingestiegen und spielen die größte Tour ihrer Bandgeschichte. Für das Finale der ersten Reise, bei der sie von einer Live-Band mit Gitarre, Bass und Schlagzeug begleitet werden, haben sie sich den Schlachthof in Bremen ausgeguckt. Ähnlich wie in der letzten Aufführung im Theater spielt die Crew der Band dabei Streiche. Anstelle der gewöhnlichen Ansagen werden vom Tourmanager oder vom Busfahrer Briefe auf die Bühne gebracht, die fortan als Ansagen dem Publikum verlesen werden müssen. Dabei wird unverhohlen die Hansestadt beleidigt und ironisch offengelegt, dass sich die drei Rapper in der Jugend damit ihr Geld verdienten, ältere Menschen abzuzocken.

Der dazugehörige Song „Enkeltrick“ ist einer der bekanntesten Tracks der Hip-Hop-Gruppe, die im Jahr 2014 mit „Beate Zschäpe hört U2“ über den Extremismus der Mitte für Aufmerksamkeit sorgte. Es ist kein typisches Rapkonzert, die Besucher bekommen die Musiker auch mal am Piano zu sehen, vor allem der zweite Teil des Abends ist aber mehr ein Punkrock-Konzert. Springende und pogende Besucher entern den Bereich vor der Bühne, Crowdsurfer werden über die Köpfe getragen. Die Gitarren prägen Songs wie „Pizza“, „Baggersee“ oder das Slime-Cover „Wir wollen keine Bullenschweine“. Neben der Zugabe „Verliebt“ stehen auch „Outlaws“, „Patientenkollektiv“ und das abschließende „Fick die Uni“ auf der Setliste.

Die Mitglieder der Antilopen Gang sehen sich in ihren Texten als „die Außenseiter“ und als „Verlierer mit Würde“. Mit ihren Songs im humorvollen und politischen, teilweise ironischen Kontext, erreichen sie aktuell ein größeres Publikum als jemals zuvor. Mit ihrem Voract Juse Ju bauen sie den nächsten talentierten Rapper auf, dessen neues Album in zwei Wochen erscheint. Er präsentiert Teile der bereits veröffentlichten Single „7eleven“ und springt bei „German Angst“ mutig in den Pit. Während der Antilopen-Show sieht man ihn bei „Liebe Grüße“ wieder, außerdem wird für seinen Song „Propaganda“ mit Antilopen-Rapper Danger Dan während des Konzerts ein Musikvideo gedreht.

Hier findet ihr unsere Fotos des Abends.


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