Hurricane Tag 2: Sonne und viele deutsche Künstler

Marteria spielt den Headlinerslot vor der wohl größten Menschenmenge des Wochenendes // Viele weitere deutsche Künstler waren am Samstag auf dem Hurricane.

Foto: Jörg Kröger

Scheeßel. Der zweite Tag des Hurricane startete zunächst ein wenig kühl und nass, wurde aber ab Mittag immer sonniger. Am heutigen Tag spielen alle deutschen Künstler mit Rang und Namen auf dem Hurricane – die Blue-Stage wird heute zur Pilgerstätte für Rap und Hip Hop.

(mak) Tonbandgerät (Blue Stage), 13:35 – 14:15 Uhr

Durch die spontane Absage von Hoffmaestro ist Tonbandgerät einen Slot nach hinten gerutscht, dadurch haben sie auch zehn Minuten mehr Spielzeit. Bei der Hamburger Band ist gerade für die frühe Uhrzeit sehr viel los, mehr als bei so manchen Bands auf der größeren Green Stage heute. Die vier Bandmitglieder haben eine sympathische und bodenständige Ausstrahlung, machen gute Stimmung und animieren die Besucher immer wieder. Tausende Menschen singen zum Abschluss den bekanntesten Hit „Irgendwie Anders“. Insgesamt ein schönes Konzert, ich freue mich schon auf das Interview mit der Band gleich.

(mak) Kodaline (Green Stage), 15:15 – 16:00 Uhr

Spontan zu Kodaline? Warum eigentlich nicht? Nach meinen beiden sehr netten Interviews mit Adam Angst und Tonbandgerät (Erscheinung folgt zeitnah) stehe ich nun vor der größten Bühne und schaue mir Folk-Rock aus Irland an. In ihrer Heimat sind Kodaline Superstars, ihre Alben und Singles landen regelmäßig auf Platz eins der Charts. Bei bestem Wetter ist ihr Auftritt solide. Ein gutes Konzert, das mich aber nicht begeistert hat.

(mak) SDP (Blue Stage), 16:00 – 17:00 Uhr

Auf der Blue Stage wird heute viel Hip-Hop gespielt. SDP kommen mit ihrer frischen Art und den humorvollen Texten bei den Besuchern richtig gut an. Ihre Songs sind leicht mitzusingen. Kurz vor Schluss des Auftritts fragen sie in einem Track „Wo war ich in der Nacht von Freitag auf Montag“ – eine Frage, die sich auch viele Hurricane-Besucher am Anfang der nächsten Woche stellen werden.

(mak) 257ers (Blue Stage), 17:30 – 18:30 Uhr

Naja… es können ja nicht alle Bands meinen Geschmack treffen. Immerhin schaffen die 257ers es, ihre Fans zu mobilisieren. Generell ist vor der Blue Stage heute richtig viel los. Die Band wirkt im vorherigen Kontakt mit den Journalisten desinteressiert und arrogant. Auch ihre Ansagen auf der Bühne sind an Belanglosigkeit nicht zu überbieten. Ihre Texte sind teilweise geschmacklos. Schnell weg hier und ab zu George Ezra.

(mak) George Ezra (Green Stage), 18:00 – 19:00 Uhr

George Ezra ist das erste Highlight heute und insgesamt einer der besten Auftritte des Tages. Das Publikum des 22-jährigen Briten ist relativ ausgeglichen, der erwartete Frauenüberschuss beim Mädchenschwarm bleibt aus. Der Singer-Songwriter mit der markanten Stimme hat eine tolle Bühnenausstrahlung und ist dabei sympathisch und authentisch. Die Besucher sind textsicher und singen längst nicht nur seine vielen Radiohits wie „Budapest“ mit.

(mak) Alligatoah (Blue Stage), 19:00 – 20:00 Uhr

Der Rapper Alligatoah beginnt in Ritterrüstung und mit entsprechender Kulisse mit dem Song „Narben“. Seine Textpassagen sind häufig ironisch und vermitteln dabei einige positive Botschaften. Witzig sind sie dabei auch noch – „Willst du dir nen Namen machen, musst du auf die Straße kacken“. Ab und zu an der Grenze des guten Geschmacks, ist Alligatoahs Auftritt gut, er ist ein viel besserer Act als die 257ers oder K.I.Z.

(mak) Future Islands (Red Stage), 20:30 – 21:30 Uhr

Nach 20 Minuten habe ich bei Future Islands alles gesehen. Die Stimmung ist zwar gut und das Stimmorgan des Sänger gewaltig, dennoch ist der Auftritt wenig abwechslungsreich. Auffällig sind die merkwürdigen Bühnenbewegungen des Sängers. Das Publikum bei Future Island ist im Durchschnitt deutlich älter als der gewöhnliche Festivalbesucher.

(flo) Die Antwoord (Green Stage), 19:30 Uhr – 20:45 Uhr

Die Antwoord sind bekannt für ihre verrückten Liveshows, durchgeknallten Songs und einer Menge Spaß. Noch 2012 spielte die Band als eine der ersten auf der Red Stage, heute zur Prime Time auf der Green Stage. Dennoch beweisen Die Antwoord, dass sie diesen Slot zurecht haben und einmal das gesamte Publikum durchschütteln können. Die südafrikanische Band verbindet verschiedene afrikanische Kulturelemente in Rap und Rave vermischt und thematisiert Brennpunkte aus den städtischen Vororten ganz im Stile des Gangsterraps.

(mak) Farin Urlaub Racing Team (Green Stage), 21:15 – 22:30

Einer der Co-Headliner ist da! Vor dem Auftritt von Farin Urlaub ist die Bühne geheimnisvoll komplett abgeängt. Pünktlich um 21:15 Uhr kommt ein umgebautes Bühnenbild zum Vorschein. Das Ärzte-Mitglied hat sein Publikum ab der ersten Sekunde im Griff, die Stimmung ist großartig. A Capella singt er mit seinem Racing Team einen großen Teil des Songs „Die Leiche“. Sein womöglich bekanntester Hit „Zehn“ lädt zum wilden Springen und bedingungslosen Ausrasten ein. Mit Bläsern und Feuerwerk im Hintergrund spielt Farin Urlaub einen Klasseauftritt.

(flo) K.I.Z. (Blue Stage), 22:30 Uhr – 23:30 Uhr

Der Special Guest am heutigen Tage sind K.I.Z.. Besonders special ist der Auftritt nicht, denn dieser wurde bereits im Vorfeld vom Veranstalter bestätigt. Schon früh am Tage hat die Band gigantische Statuen vor der White Stage aufgebaut, um das kommende Album „Hurra, die Welt geht unter“ zu promoten. Da nehmen sie sogar selber die Klinke in die Hand und stellen sich vor den Statuen ihren Fans. Was dann am Abend bei dem Auftritt los war beschreibt den allgemeinen Rap-Hype derzeit. Die Blue Stage ist proppevoll und alle feiern das Konzert von K.I.Z. aus Berlin. Selbstironisch wird hier mit Wörtern um sich geschmissen, die man wohl nicht so laut auf offener Straße mitsingen würde.

(mak) Marteria (Green Stage), 23:30 – 01:00 Uhr

Den heutigen Abschluss auf der Green Stage bildet mit Marteria der dritte Headliner. Sein Publikum ist mit riesigem Abstand die größte Menschenmenge bisher – dagegen sahen Placebo gestern richtig alt aus. Unglaublich, wie viele Hits Marteria hat! Songs wie „Kids“ kennt jeder aus dem Radio, sodass ein gigantischer Chor entsteht. Bei „Bengalische Tiger“ mit der Zeile „in meiner Hand Pyro“ werden im vorderen Publikumsdrittel Bengalos gezündet. Unbemerkt mit in den Block geschmuggelt, haben manche Fans scheinbar nur auf die Zeile gewartet. Während des Auftritts schaut natürlich auch Marsimoto vorbei und spielt fünf Songs. „Green Hurricane!“ – eine optimale Promo für das kommende Album.

(mak) Jan Delay & Disko No. 1 (Blue Stage), 00:45 – 02:00 Uhr

Den Abschluss des Tages bildet Jan Delay mit seiner Disko No. 1. Bestens gelaunt läuft und springt er auf der Bühne umher und präsentiert sein routiniertes Set. Am Konzertablauf hat sich seit der Tour im letzten Herbst nichts geändert. Dennoch ist es ein sehr guter Auftritt, Jan Delay ist einfach eine Stimmungmaschine. Mit verschiedenen Aktionen hält er sein Publikum bei Laune. Am Ende darf er sogar noch drei Zugaben spielen, mit „St. Pauli“ verabschiedet sich das Hurricane dann in die Nacht.

(flo) Irie Révoltés (Red Stage), 01:00 – 02:00 Uhr

Trotz eines großen Namens auf der Blue Stage (Jan Delay), ist der Andrang für Irie Révoltés auf der Red Stage riesig. Durch die kleinen Schleusen drängen sich die Massen, schon früh könnte man denken, dass kein Durchkommen mehr ist. Doch Platz ist genug, zumindestens für alle, die früh vor der Bühne sind. Auf dem Hurricane feiern die Herren ihre Releaseparty, denn am Freitag erschien das neue Album. Grund genug heute mal ordentlich einen rauszuhauen. So wirft die Band und ihre Crew hunderte kleine Irie Révoltés-Flaggen ins Publikum. Mit ihren gesellschaftskritischen und teilweise sehr internationalen Texten will die Band was bewegen. Musikalisch bewegen sich die Songs irgendwo zwischen Rap, Reggae, Elektro, Punk und Ska – hauptsache Ausnahmezustand. Und dieser passiert hier gerade, obwohl es schon spät am Abend ist. Tausende Fans springen eine Stunden durch, feiern Hits wie „Allez“ oder „Explosion“ als letzten Song ab. Wem danach noch kalt ist, der hat selber Schuld.

 


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