Hinter Mauern streng bewacht

Verschachtelt, geheimnisvoll und düster: Eine Reise durch die Welt der Band Messer, verpackt in einem gut 90-minütigen Konzert.

Bremen. Musik kann einfach sein, greifbar und verständlich. In diesen populären Sphären bleibt die Kunst jedoch häufig zurück. Gut also, dass es in Tagen simpler Sprache und eingängiger Rhythmen noch Bands gibt, die keinen Wert auf Massentauglichkeit legen. Die im kleinen Rahmen ihre Leidenschaft teilen und Texte produzieren, die ebenso kryptisch wie referenzvoll sind.

Die Band Messer hat sich vor sechs Jahren im Münster gegründet und dem Post-Punk verschrieben. Auf ihrer Tour zum dritten Studioalbum „Jalousie“ sind sie am Samstag im Lagerhaus aufgetreten. Das Konzert startet etwas verspätet, da die Band gut acht Stunden für die Anfahrt aus Essen gebraucht hat. Kein Problem für das geduldige, gut 70 Personen starke Publikum. Nach dem bizarr anmutenden, soundtechnisch aber hochwertigen Auftritt von Ein-Frau-Vorband „Tellavision“ steht das Münsteraner Quintett schnell auf der Bühne.

Ruhig beginnt es mit dem Album-Opener „So sollte es sein“, bevor Band und Publikum beide schnell in den Abend hineinfinden. Beim dritten Stück läuft Sänger Hendrik Otremba zwischen die Besucher, um die bis dahin noch bestehende Lücke vor der Bühne zu schließen. Anschließend rücken alle so weit auf, dass es vorne fast schon eng wird. Praktisch mit jedem Stück steigert sich die Stimmung, die Band hält sich nicht mit großen Ansagen auf, gießt dafür lieber die geleerten Weingläser der Besucher wieder voll.

Eine sehr angenehme Band also, die sich auf der Bühne sichtlich wohlfühlt. Die aber auch hinter den Kulissen engagiert arbeiten muss, denn so komplexe und verschachtelte Texte werden auch aus Künstlern wie Messer nicht so einfach heraussprudeln. So wird vom Besucher längst nicht alles entschlüsselt, die referenzvolle Lyrik bleibt verborgen wie ein Schatz, wie ein offenes Geheimnis. Oder, um es in den eigenen Begriffen des Songs „Neonlicht“ zu beschreiben: „Doch die Worte sind verschwommen. Hinter Mauern streng bewacht“. Motivwelten, die sich in teilweise düsterer Musik widerspiegeln.

Der Sound der Band bewegt sich zwischen hartem Post-Punk und weicheren Klangbildern, diese finden sich vorwiegend in den neueren Songs. Im Lagerhaus ist der Live-Sound hervorragend! Ein Genuss sind die prägnanten Bassläufe sowie Schlagzeug- und Percussion-Spieler, die nebeneinander sitzend wie besessen auf die Drums hämmern und dabei stets auf den Punkt den Klangteppich von hinten aufrechterhalten.

Die Schwerpunkte des Sets liegen auf den Songs des aktuellen Albums. Das ausgekoppelte Stück „Der Mann, der zweimal lebte“ fehlt natürlich nicht, bevor die Band sich mit der letzten Zugabe „Abel Nema“ vom Debütalbum „Im Schwindel“ von der Bühne des Lagerhauses verabschiedet.


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