Emotional, persönlich, herzlich: AnnenMayKantereit begeistern in der Halle 7
Gestern Abend spielte die junge Kölner Band zusammen mit ihrem Support Olivier St. Louis in Bremen.

Bremen. Nach groß kommt größer. Sollte das Konzert anlässlich ihrer „Konzerte im Frühjahr“ ursprünglich im Pier2 in der Überseestadt stattfinden, war schnell klar: Das wird eng. Die Tickets fanden in kürzester Zeit reißenden Absatz bei den Fans und somit wurde die Location auf eine neue Stufe gehoben – ab in die Messehalle 7. Dort wurde gestern mit über 5000 Fans vor ausverkauftem Haus gefeiert und getanzt.
Bereits um 18:00 Uhr war Einlass, obwohl das eigentliche Konzert erst um 20:00 Uhr beginnen sollte. Doch der frühe Einlass war klug geplant, tummelten sich die ersten Fans ab der ersten Minute vor den Toren, waren es bereits eine halbe Stunde später vier lange Schlangen, die sich den Weg in die Messehalle bahnten. Der Ablauf verlief trotz der Massen an Leuten und Personen- sowie Taschenkontrolle schnell und friedlich.
Nachdem die ersten Biere getrunken und das ein oder andere T-Shirt bereits am Merchandise Stand der Band gekauft war, betrat kurz vor 20:00 Uhr die Vorband die Bühne. Auch wenn man zunächst nicht verstand wer sich da gerade auf der Bühne befand, die Stimmung war gut und ausgelassen. Olivier St. Louis schaffte es in kürzester Zeit das Publikum in Wallung zu bringen. Der Künstler, der mit Band auftrat, wurde in Washington geboren, hat seine Wurzeln in Haiti und Kamerun und ist in Großbritannien aufgewachsen. Bunter und multikultureller hätte seine Geschichte nicht beginnen können. Der Mann bringt Energie und Power auf die Bühne wie kein Zweiter. Seine Musik ist eine Mischung aus Blues, Funk und Rock. Seine halbstündige Show überzeugte die Fans von AnnenMayKantereit und wurde mit viel Applaus belohnt.
Nach einer halben Stunde Umbau- und Verschnaufpause wurden die Lichter erneut gedimmt. Unter tosendem Jubel betreten Henning May, Severin Kantereit, Christopher Annen und Malte Huck die Bühne. Mit einem lässigen „Ja, Moin“ begrüßt Henning May die ausverkaufte Halle. Die Band wirkt in Hinblick auf die Größe der Halle doch etwas verloren auf der kleinen Bühne, also schnell Zeit den Saal mit der emotionalen und persönlichen Musik der Band zu füllen. Durch den Saal von der Bühne ausgehend ziehen sich Lichterketten über die Decke, die bei dem ein oder anderen Lied zum Einsatz kommen. Neben allen Songs des Albums „Alles Nix Konkretes“ sind auch ein paar Coversongs auf Englisch dabei, die der geneigte Fan bereits vom in Berlin aufgenommenen Live-Album kennt. Die Stimme von Henning May überzeugt auf Deutsch und Englisch. Mehrmals betont er, dass sie ihre Songs selber schreiben, dass die Beziehungen der letzten fünf Jahre in Songs aufgearbeitet und verarbeitet wurden. Es sei doch etwas komisch, wenn plötzlich hunderte, sogar tausende Fans auf einem Konzert über solche intimen Phasen des Lebens Bescheid wissen und mitsingen, doch dann sei es auch wieder einfach nur schön, dass es diese Fans gibt, die die Band so unterstützen und toll finden.
Insgesamt spielen AnnenMayKantereit ein 90minütiges Set. Bis auf „Hurra, die Welt geht unter“ feat. K.I.Z. und „Jeden Morgen“ sind alle Songs des Live-Albums vertreten. Neue Songs gibt es nicht zu hören. Es war ein gutes, erfolgreiches Konzert, doch vergleicht man es mit dem vor eineinhalb Jahren stattgefundenen im Kulturzentrum Schlachthof, merkt man schnell, dass die Halle 7 bei weitem nicht den Charme und die Intimität bieten kann, die ein Konzert der Kölner von Nöten gehabt hätte. Die Atmosphäre war eine andere. Sind nicht mehr hunderte Fans, sondern tausende Fans live dabei. Mit dem Erfolg kommen die immer größeren Bühnen. Wünschenswert für die Band, allerdings insgesamt schade für die Fans.
Setlist:
- Wohin du gehst
- Es geht mir gut
- Nicht Nichts
- Neues Zimmer
- Mir wär lieber, du weinst
- James (+Gast Ferdinand Schwarz aus Köln)
- 3. Stock
- Sunny
- Krokodil
- Bitte bleib
- Du bist überall
- What he wanted the most
- Pocahontas
- Länger bleiben
- Oft gefragt
Zugabe:
- Barfuß am Klavier
- Come together
- 21,22,23
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