Emotional geladen: Enno Bunger im Schlachthof

Vergangenen Dienstag gastierte der ostfriesische Sänger in Bremen und brachte seinen Freund Schwarz als Support mit.

Enno Bunger

Bremen. Eisig kalter Wind weht in das Foyer des Kulturzentrums Schlachthof. Von draußen hört man die wummernden Bässe der Fahrgeschäfte des Freimarktes. Ein perfekter Abend, um sich in die Kesselhalle zu verkriechen und den leisen Tönen Enno Bungers zu lauschen. Anlässlich seines jüngsten Werkes „Was berührt, das bleibt“ tourt er derzeit durch Deutschland und bringt ein Portfolio an sehr emotionalen Songs mit, in denen er die letzten Jahre seines Privatlebens rührend verarbeitet hat. Bevor sein Support Schwarz die Bühne betritt, gibt es um kurz vor acht eine persönliche Begrüßung von Bunger selbst. Freudestrahlend kommt er auf die Bühne und begrüßt das Bremer Publikum. Auch, wenn er sehr viele traurige Lieder mitgebracht hat, haben er und sein Team, das er mittlerweile zu seinen Freunde zählen kann, eine gute Zeit. Schwarz, mit bürgerlichem Namen Roland Meyer de Voltaire, ist nach eigener Aussage des Sängers seit 10 Jahren ein Freund von Enno Bunger. Außerdem hat er die Songs „Ponyhof“ und „Wolken aus Beton“ vom neuesten Album mitproduziert.

Sein gut halbstündiges Set beginnt er mit einem rein instrumentalen Song. Darauf folgen experimentelle Stücke mit elektronischen Einflüssen, eingespielten Chören als Background-Gesang und der klaren Live-Stimme von Schwarz selbst. Zwischendurch erzählt er etwas von seinem Werdegang und den Schwierigkeiten als Beufsmusiker Fuß zu fassen. Immer wieder hat er sich mit Jobs über Wasser gehalten und sich doch immer gefragt, was er da eigentlich macht Glücklich hat ihn all das nämlich nicht gemacht. Am Ende hat sich sein Elan ausgezahlt, mittlerweile produziert er viel Filmmusik, so auch für die Dokumentation „Inside Borussia Dortmund“. Im kommenden Jahr geht er außerdem auf Tour durch sechs deutsche Städte.

Um zehn vor neun kommen dann Enno Bunger und seine Band auf die Bühne. Er teilt seinen Auftritt in mehrere kleine Blöcke ein, in denen er die Songs hintereinander durchspielt, zwischendurch gibt es immer persönliche Ansagen und Geschichten gepaart mit schwarzem Humor. Denn manchmal könne man die düsteren Zeiten eben nur mit Humor überstehen. Beim Publikum kommt das allemal an. Wer Enno Bunger nicht kennt, denkt sich vielleicht, dass alle Songs sehr emotional aufgebaut sind und private Ereignisse verarbeitet werden, fällt aber doch auf, dass er auf seinem letzten, aktuellen Album „Was berührt, das bleibt“ sehr private Erlebnisse aus seinem nächsten Umfeld in Songtexte verarbeitet hat. So geht es um den Verlust eines geliebten Menschen, die Krebserkrankung seiner Freundin und eine Ode an seinen besten Freund. Auf eine Kritik zum neuen Album, in dem seine Songs als zu traurig und düster bemäkelt worden sind, sagt er nur sehr ehrlich, er hätte die letzten drei Jahre auch sehr gerne nicht so erlebt, wie sie nun einmal waren. Aber das wahre Leben könne man eben schlichtweg nicht skippen. Wahre Worte, die den neuen Songs nur noch mehr Gänsehaut-Moment verleihen. Zwar zeigt sich das Bremer Publikum eher verhalten, als der Sänger den Wunsch äußert, dass auch die Ränge sich erheben mögen und mittanzen, dennoch erntet er tosenden Applaus, als er sich mit seiner Band nach insgesamt fünf Zugaben, von denen er die ersten beiden solo am Piano performt hat, von der Bühne verabschiedet hat. Man behält das gute Gefühl, was Bunger einem bereits auf den vergangenen Konzerten in Bremen gegeben hat. Er ist und bleibt ein sehr bodenständiger und publikumsnaher Musiker, der die Nähe zu seinen Fans sehr zu schätzen weiß.

Die Bilder zu dem Abend findet ihr hier.

Setlist:

  1. Kalifornien
  2. Regen
  3. Abspann
  4. Stark sein
  5. Konfetti
  6. Wofür
  7. Wolken aus Beton
  8. Niemand wird dich retten
  9. Renn!
  10. Wo bleiben die Beschwerden?
  11. One-Life-Stand
  12. Neonlicht
  13. Ich möchte noch bleiben, die Nacht ist noch jung
  14. Hamburg

Zugabe

  1. Glaube an die Welt
  2. Am Ende des Tunnels
  3. Scheitern
  4. Bucketlist
  5. Ponyhof

 


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