Ein besonderes Idyll

Ein Ruhepol und Endorphinschub zu gleichen Teilen: Das Forest Jump Festival bei Salzwedel hat am letzten Wochenende mit einem wunderschönen Gelände, einer besonderen Stimmung und erstklassigen Live-Konzerten begeistert.

Katzengold, Foto: Jörg Kröger

Salzwedel. In besonderer Atmosphäre hat das Forest Jump Festival am vergangenen Wochenende bereits zum neunten Mal die Besucher verzaubert. Nach der Zwangspause im letzten Sommer, haben die Veranstalter in diesem Jahr wieder mit viel Mühe, Fleiß und Liebe zum Detail ein abgelegenes Waldstück zu einer wunderschönen Festival-Kulisse umgebaut. Im „Zauberwald“ durften coronabedingt etwas weniger Gäste als in den Vorjahren in die spezielle Atmosphäre eintauchen, dafür hatten sie zu jedem Zeitpunkt das Gefühl, in einem sicheren Rahmen zu feiern.

Bevor es auf dem Gelände viele Stationen, Holzinstallationen und gemütliche Plätze zu entdecken gibt, fällt die größte Veränderung schon auf den ersten Blick auf. Die Bühne ist größer als in den Vorjahren und seitlicher platziert – das vergrößert noch einmal den Platz davor. Zwischen die Bäume ist in geringer Entfernung ein riesiges Netz gespannt, das zum Ausruhen einlädt, eine zweistöckige Wasseroase ist ebenso gemütlich. Neben einem Aussichtturm aus Holz mit steiler Rutsche gibt es ein in die Bäume gespanntes Trampolin, ein Open-Air-Wohnzimmer mit Sofas auf einem drehenden Rondell sowie ein überdimensionales Hamsterrad, geschnitzte Holztiere und Tischkicker. Zusätzlich hängt ein schwebendes Flugzeug mit einem großen Teddy als Piloten in den Bäumen, viele Palettenbänke sind auf dem Gelände verteilt und beim Siebdruckstand können die Besucher ihre eigene Kleidung gestalten. Auch die Theke und die „Frittenbude“ als Verpflegungsmöglichkeit sind aus Holz selbstgebaut.

Dort werden eigens angebaute Kartoffeln zu Pommes verarbeitet, es gibt eine gesunde Nudelpfanne und morgens wird dank eines Bollerwagens sogar auf dem Campingplatz Frühstück mit frischen Brötchen und Kaffee verkauft. Es ist schön, solche nicht-kommerziellen Festivals zu erleben, wo die Liebe zur Sache und zum Detail für das engagierte Team im Vordergrund steht.

Das musikalische Programm startet Freitag am frühen Abend mit tanzbarem Elektropop von Pudeldame. Die Band des Frontsängers und Schauspielers Jonas Nay präsentiert 45 Minuten lang einige Songs ihres Debütalbums „Kinder ohne Freunde“. Noch etwas rauer und rockiger wird es zum Einbruch der Dunkelheit mit der Gruppe Maffai von Audiolith. Die vierköpfige Band vereint wütenden Indie und filigranen Post-Punk und ist dabei tanzbar ohne Ende – ein Angebot, das die Besucher gerne annehmen. Ein Publikumsliebling ist die Noise-Rock-Band Dÿse mit ihrem Mix aus Rock, Metal, Punk und Jazz, vorgetragen als Duo nur mit Gitarre und Schlagzeug. Eine starke Entdeckung ist gegen Mitternacht die belgische Rockband Brutus. Von ihrer packenden Show mit krachenden Gitarren bleibt besonders die singende Schlagzeugerin in Erinnerung. Bis in den Sonnenaufgang können die Besucher anschließend noch stundenlang weiterfeiern und vor der Bühne zu zwei DJ-Sets tanzen.

Nach einer Nacht auf dem Campingplatz können diese am nächsten Tag in Ruhe aufstehen und frühstücken – oder je nach Geschmack auch direkt zur nächsten Runde Flunkyball ansetzen. Zeit haben sie auf jeden Fall, denn die erste Band spielt erst am späten Nachmittag. Bis dahin lassen sich die Stunden aber problemlos bei den Zelten oder mit den zahlreichen Möglichkeiten des bereits geöffneten Geländes nutzen.

Musikalisch startet der zweite Tag mit Indie-Rock des Kölner Trios Sparkling, Gitarrenmusik steht dieses Jahr auf dem Festival also ganz klar im Fokus. Diese gibt es wenig später auch von The Screenshots aus Köln, die sich einst auf Twitter kennenlernten und sich gesellschaftlichen Themen vor allem satirisch widmen. Akustischen Punkrock präsentiert das Duo Acht Eimer Hühnerherzen. Bekannte Headliner sind in diesem Jahr Turbostaat, die von den Fans im Zauberwald begeistert gefeiert werden. Sie spielen ein dynamisches Set voller Energie und eine kompromisslose Punk-Show. Bis in den Morgengrauen legen im Anschluss House- und Techno-DJs auf, der Platz vor der Bühne bleibt dabei noch lange gut gefüllt. Vom immer wieder einsetzenden Regen im gesamten Tagesverlauf lässt sich hier niemand groß stören.

So endet ein zweitägiges Festival, dessen Energie noch sehr lange nachklingt. Das Forest Jump schafft es, auch im schon fast verloren geglaubten Festivalsommer ein besonderes Idyll und eine eigene, kleine Welt ohne Alltagssorgen zu kreieren. Mit ganz viel Herzblut werden im Zauberwald zusätzlich Werte wie Gemeinschaft, Liebe und Weltoffenheit vorgelebt.

Schaut euch hier unsere Bildergalerie von Freitag an.

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