Dreiländereck in Bremen
Steiner & Madlaina und Ansa Sauermann: Zwei Schweizerinnen mit Band und ein Wahl-Österreicher überzeugen auf Deutschland-Tour im Tower Musikclub.

Bremen. Wir starten mit etwas Geographie. Ein Dreiländereck ist ein Punkt, an dem drei Ländergrenzen aufeinandertreffen – 159 Stück gibt es davon weltweit. Das Länderdreieck zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz liegt im Bodensee. Flächenmäßig deutlich kleiner als das größte deutsche Binnengewässer ist das Bundesland Bremen. Dort begeisterten gestern Abend mit Steiner & Madlaina zwei Schweizerinnen mit ihrer Live-Band und mit Ansa Sauermann ein Wahl-Österreicher das norddeutsche Publikum im Tower Musikclub.
Der 34-jährige Singer-Songwriter Ansa Sauermann ist in Dresden geboren und lebt seit einigen Jahren in Wien. Solo mit Akustik-Gitarre steht der sonst oft auch mit Live-Band auftretende Sänger vor dem sehr durchmischten Tower-Publikum und dringt gut zu diesem durch. Als Fan von handgemachter, bodenständiger, ehrlicher Musik fällt es leicht, ihn zu mögen, seine Songs wirken groß trotz der reduzierten Vortragsweise. Das liegt an der detailverliebten Gitarrenarbeit, der charismatischen Ausdrucksweise, seiner kratzig-kräftigen Stimme und nicht zuletzt der optimistischen, aber garantiert nicht glatten Attitüde. Sein drittes Album „Du kriegst, was du brauchst“ aus diesem Sommer sowie die beiden Vorgängerwerke seien jedem eindringlich ans Herz gelegt.
Verheiratet ist Ansa Sauermann mit Madlaina Pollina, die gemeinsam mit Nora Steiner der Hauptact des heutigen Abends ist. Die Schweizerin stammt aus einer höchst musikalischen Familie, ihr Vater ist der Sänger Pippo Pollina, ihr Bruder bekannt als Faber. Als Duo waren Steiner & Madlaina erst letzten Monat für zwei Support-Auftritte mit Element Of Crime in der Bremer Glocke zu Gast. Auf eigener Tour mit dem Titel „No Risiko. No Fun“ werden sie aktuell von einer dreiköpfigen Live-Band an Gitarre, Bass und Schlagzeug unterstützt.
Zu fünft bringen sie das Flair einer Rockband rüber, haben aber auch ihre ganz ruhigen, akustischen Momente. Vielseitig, verspielt und abwechslungsreich lassen sich ihre Songs insgesamt in der Umgebung des Indie-Folks einordnen. Abwechselnd am Gesang und gerne auch mehrstimmig präsentieren sie ihre deutschsprachigen, auch mal in Schweizer Mundart geschriebenen Lieder. In diese Atmosphäre passen im sehr gut besuchten Tower sowohl selbst so betitelte „Trennungs-Trinklieder“ als auch feministische Protestsongs wie „Ciao Bella“. „Das schöne Leben“ ist klar der bekannteste Song und kann von vielen mitgesungen werden – noch so ein Trinklied gegen Ende des Sets.
Auf der großen Leinwand waren Steiner & Madlaina in diesem Herbst zwar nicht zu sehen, in den dazugehörigen Kinosälen aber auf beeindruckende Art und Weise zu hören. Zu Charly Hübners Film „Sophia, der Tod und ich“ nach einem Roman von Thees Uhlmann haben sie die Filmmusik beigesteuert und wurden dafür vielfach gelobt. Der Titelsong „Folge mir“ wird natürlich auch live vorgetragen.
Einen besonderen Moment haben sich Steiner & Madlaina für die dritte von vier Zugaben aufgespart. Gemeinsam mit Ansa Sauermann spielen sie zu sechst dessen Song „Dynamisch“ und ziehen nochmal alle Register. Ein großartiger Song, eine fantastische Komposition und musikalisch schon fast mehr als nur ein Augenzwinkern in Richtung der Großmeister von Element Of Crime. Ein ganz runder, passend gewählter Abschluss.
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